So außergewöhnlich erzählt die neue Disney+ Animationsserie Kizazi Moto afrikanische Zukunftsvisionen

Nach Blockbustern wie Marvels Secret Invasion und Avatar: The Way of Water bringt Disney+ jetzt eine deutlich mutigere Produktion heraus, die vor allem Fans von Science-Fiction neue Perspektiven bringt. Denn in der Animationsserie Kizazi Moto: Generation Fire erzählen zehn verschiedene Creators aus afrikanischen Ländern in eigenständigen, 15-minütigen Folgen vielfältige Geschichten, für die sie aus persönlichen Erfahrungen und diversen Kulturen schöpfen.

Von Lenny Rathgen

Zuerst das Wesentliche: Kizazi Moto: Generation Fire ist eine neue Disney+ Animationsserie, die Anfang Juli auf der Streaming-Plattform erschienen ist. Die erste Staffel besteht aus zehn, inhaltlich eigenständigen, also nicht zusammenhängenden Episoden, die sich mit gesellschaftlichen Themen wie Identität, Herkunft und Träumen befassen. Produziert wurde die Serie von afrikanischen Machern.

Das Anthology-Franchise scheut sich nicht, ScienceFiction und futuristische Weltkonzepte mit Stoff aus dem realen Leben der Gegenwart, aber auch mit historischen Themen zu verbinden. Spannend ist, dass die Serie Einblicke in afrikanische Lebenswelten, Kulturen und Zukunftsvisionen gibt. Die jeweils etwa 15 Minuten langen Episoden sind in verschiedenen Stilen animiert, sowohl in 2D als auch in 3D.

Federführend bei Kizazi Moto war Peter Ramsey. Der Oscar-prämierte Regisseur und Executive Producer ist manchen vielleicht durch Projekte wie Spiderman: Into The Spiderverse und Rise of The Guardians bekannt. Das Studio hinter der Serie, Triggerfish Animation, sitzt in Südafrika und hat bereits global bekannte Projekte wie Adventures of Zambezia und Khumba produziert.

Mit Kizazi Moto tritt das Studio selbstbewusst in die eigenen, großen Fußstapfen. Den einzelnen Folgen selbst wurde von zehn verschiedenen Creators aus Südafrika, Nigeria, Kenia, Ägypten, Simbabwe und Uganda Leben eingehaucht, was sicherlich zur großen stilitischen und inhaltlichen Diversität beigetragen hat.

Herderboy: Schon die erste Folge ist außergewöhnlich

Die erste Folge der Serie mit dem Titel Herderboy spielt in einer futuristischen Szenerie, die an traditionelle Hirtenkulturen angelehnt ist. Sie behandelt Konzepte wie Idole, Mut und Moral, beschäftigt sich mit Hindernissen, die überkommen werden, und eingefahrenen Gedankenmustern, die durchbrochen werden müssen. Die Episode funktioniert damit gut als Moodsetter für die weiteren neun Folgen.

Der Hauptcharakter von Herderboy ist ein kleiner Junge namens Ndahura, der sich seiner großen Schwester und zwei weiteren Hirten anschließen möchte. Genau wie sie möchte er ein legendärer Hirte und Spirithunter werden, der die Herde auch gegen Gefahren namens Spirits verteidigt. Die Herde besteht nicht aus gewöhnlichen, sondern aus Cyborg-Rindern, deren Hörner Kristalle namens Chwezinite produzieren, die die Quelle aller lebensnotwendigen Dinge sind, die die Menschen brauchen. Schauplatz der Geschichte ist eine Wüste mit kleinen Oasen, in denen sich die Rinder ernähren und das Chwezinite hervorbringen.

Ndahuras Schwester missbilligt seinen Wunsch, schon jetzt Hirte zu werden, und sagt ihm, er sei zu jung und der Beruf zu hart für ihn. Doch während sie hitzig diskutieren, werden die Geschwister und die anderen Hirten von einem hyänenartigen Tier, einem Spirit, überfallen, der eine gewaltige Explosion auslöst. Alle Hirten und Rinder werden davon außer Gefecht gesetzt – mit Ausnahme von Ndahura und einem jungen Kalb, das vom Spirit gestohlen wird. Es ist also an Ndahura, das Tier zu retten…

Die Folge ist nicht nur geschmeidig geschrieben, sie überzeugt auch durch ihre Liebe für Details. So verfügt jeder Charakter über eine einzigartige Persönlichkeit und auch optisch über eine einzigartige Silhoutte, vor allem natürlich Ndahura selbst. Gekonnt wird außerdem auf das Stilmittel des Foreshadowing gesetzt, was das erneute Anschauen der Episode ebenfalls zu einem Erlebnis macht. Wichtige Ereignisse der Geschichte werden schon frühzeitig angedeutet, was man beim ersten Anschauen natürlich nicht wissen kann.

Was den Look der Episode angeht, ist besonders die Farbgebung hervorzuheben: Die Hirten und das Vieh sind in hellem Azurblau gehalten, einer Farbe, die auch im Kristall Chwezinite vorkommt. Der böse Spirit dagegen hat gesättigte rote Markierungen. Die Hauptcharaktere haben wiederum eigene Farben: Ndahura und das junge Rind werden in eher türkisfarbenen Tönen koloriert, was die enge Verbindung zwischen den beiden betont. Besonders während der Kampfszenen ergibt sich durch die Farbwahl ein schöner Kontrast, wenn die brennenden roten Farben und die eher eisigen bläulichen aufeinandertreffen.

Insgesamt zeugt bereits die erste Folge vom großartigen Writing und der kunstvollen Animation der ganzen Serie. Die Geschichte macht außerdem allen Hoffnung, die sich zu klein dafür fühlen, ihren Träumen nachzugehen. Herderboy ist damit die perfekte Einleitung in das Kizazi Moto-Verse.

Animationsproduktionen aus Afrika eröffnen neue Perspektiven

Animationsproduktionen von afrikanischen Kreativen und Studios sind inzwischen weltweit gefragt. Etablieren konnte sich diese, weil es leistungsfähigere und gleichzeitig günstigere Hard- und Software möglich machte, auf erschwinglichen Computern zu animieren. Und während sich früher fast alle afrikanischen Künstler ihre Skills autodidaktisch erarbeiteten, gibt es inzwischen Ausbildungsprogramme für werdende Animatoren. Internationale Filmstudios haben das riesige Potenzial erkannt und kollaborieren immer häufiger mit afrikanischen Partnern – auch deshalb, weil deren Produktionen sich von westlichen oder japanischen Projekten absetzen.

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So zeichnet sich afrikanischer Content zum Beispiel durch die Nutzung lokaler Sprache und den Rückgriff auf lokale Mythologien aus, wie etwa in der kenianischen Serie Tinga Tinga Tales, welche auf ostafrikanischen Märchen basiert. Die Creators scheuen sich auch nicht vor Tabuthemen wie Rassismus, sozialen Ungleichheiten oder auch Mobbing und entwickeln einzigartige Perpektiven auf gesellschaftliche Probleme. Auch die Folgen von Kizazi Moto reflektieren die große Vielfalt der afrikanischen Kulturen, Gesellschaften und auch der Natur, die bisher viel zu selten Beachtung fand.

Kizazi Moto betrachtet zeitlose, immer relevante Themen wie das Erreichen von Träumen, die Bedeutung von Vorbildern und das Finden der eigenen Identität kreativ und originell durch die Linse von Sci-Fi, Futurismus und afrikanischen Kulturen. Die Geschichten werden mit ausgezeichnetem Writing und umwerfenden Visuals erzählt, was unsere oft ein wenig stereotypisierte Sichtweise erweitert und neue Horizonte eröffnet.

Titelbild: Disney+

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