Der indische Industriemagnat Mukesh Ambani hat das Unternehmen SkyTran übernommen. Das versucht seit über 20 Jahren erfolglos ein Hochgeschwindigkeits-Schwebebahne-System zu entwickeln. Mit den Mitteln des Milliardärs soll die Idee nun endlich umgesetzt werden.
Von Michael Förtsch
So einige dürften die Werke des Erfinders Douglas Malewicki schon einmal gesehen haben. Denn der Luft- und Raumfahrtingenieur entwickelte mit Robosaurus unter anderem einen riesigen Roboter-T-Rex, der Auftritte in Fernsehserien, Themenpark-Shows, Halloween- und jeder Menge Motorsportveranstaltungen hatte. In den 1970ern arbeitete er an einem Raketenmotorrad für Evel Knievel mit und baute ein Segeldrachen-Motorrad für Bob Correll. Seit den 1990ern versucht Malewicki allerdings, die Art und Weise zu verändern, wie sich Menschen fortbewegen. Dafür entwarf er das sogenannte SkyTran-System.
Die Idee hinter SkyTran ist vergleichsweise simpel: Im Grunde handelt es sich um eine weitergedachte Schwebebahn. Gondeln sollen hoch über den Straßen hängend auf einer Schiene durch die Straßen von Metropolen, aber auch zwischen einzelnen Städten hin und her sausen. Anders als bei klassischen Schwebebahnen sollen zahlreiche einzelne Gondeln statt weniger großer Waggons genutzt werden, die dadurch eine sehr individuelle Fortbewegung ermöglichen. Zu- und ausgestiegen werden kann an verteilten Haltestellen, wo stets mehrere der People Pods, wie sie Malewicki in einer Patentanmeldung nannte, warten sollen.
Getragen werden sollen die Kapseln durch eine Magnetschwebetechnik – die auf einem Konzept namens Inductrack aufbaut, das von Malewicki und seinen Kollegen weiterentwickelt wurde. Durch die Magnetschwebetechnik soll es möglichst wenig bewegliche Teile geben und das System sehr wartungsarm sein. Die NASA, der israelische Rüstungs- und Luftfahrtkonzern Israel Aerospace Industries und auch die Vereinigten Arabischen Emirate hatten über die Jahre Interesse an dem Konzept angemeldet. Doch abseits von Modellen und kurzen Teststrecken von wenigen Hundert Metern ist die SkyTran bislang lediglich eine faszinierende Idee geblieben. Das könnte sich nun ändern.
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Bereits vor zwei Jahren kaufte das von Mukesh Ambani geführte Industriekonglomerat Reliance Industries aus Indien einen Anteil am Unternehmen hinter dem SkyTran-Konzept. Und das entwickelte das Konzept seit den 90ern durchaus weiter. Unter anderem soll nun ein KI-System die Koordination der Pods übernehmen, die sich via App rufen lassen könnten. Im Februar 2021 erstand Reliance Industries nun einen Mehrheitsanteil am Unternehmen und übernahm SkyTran damit praktisch. Denn laut Mukesh Ambani, so eine Pressemitteilung, stelle SkyTran eine höchst effektive und erschwingliche Beförderungsmöglichkeit für Indien – aber auch den Rest der Welt – dar. Insbesondere werde SkyTran eine emissionsfreie und geräuscharme Forstbewegungsmöglichkeit bieten.
In der Stadt sollen die Pods mit rund 80 Kilometern pro Stunde unterwegs sein. Bei Fahrten zwischen Städten sogar mit 320 Kilometern pro Stunde. Damit könnte SkyTran durchaus zur Konkurrenz für den Hyperloop werden, der beispielsweise Mumbai und Pune verbinden soll und auch als Zuführer zum Flughafen von Bangalore angedacht ist. Denn ein SkyTran-Netz soll deutlich günstiger als die Röhrenbahn sein, sowohl in der Konstruktion als auch dem Unterhalt. Gleichzeitig könnte die SkyTran auch zum Rivalen von Ottobahn werden, einem durchaus ähnlichen High-Tech-Schwebebahn-Konzept, das derzeit vom gleichnamigen Münchner Start-up entwickelt wird und bereits in naher Zukunft für den Einsatz bereit stehen soll.
Teaser-Bild: SkyTran