In der Nordsee sollen künstliche Inseln entstehen, um Energie zu produzieren

In der Nordsee sollen in den kommenden Jahren zwei künstliche Inseln gebaut werden. Sie sollen bei der Energiewende helfen, denn auf ihnen soll der Strom aus den wachsenden Windparks vor der Küste gebündelt, verteilt und in Wasserstoff umgewandelt werden. Die Kosten belaufen sich auf bis zu rund fünf Milliarden Euro.

Von Michael Förtsch

Die Europäische Union will bis 2050 klimaneutral werden. Dafür braucht es einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Viele Forscher und Unternehmen sehen vor allem die Windenergie vor den Küsten als große Chance. Das niederländische Unternehmen Tennet plant daher 130 Kilometer vor Sylt eine Insel aufzuschütten, die als Energieknotenpunkte funktionieren soll. Belgien verfolgt mit der Prinzessin-Elisabeth-Insel einen ganz ähnlichen Plan. Und Dänemark will sich mit der Insel Bornholm in der Ostsee und einer künstlichen Insel namens Vindø in der Nordsee nahezu völlig unabhängig von fossilen Energieträgern machen. Deutschland hat nun ein ähnliches Projekt.

Wie Spiegel Online berichtet, haben sich der Versicherungskonzern Allianz und der dänische Finanzinvestor Copenhagen Infrastructure Partners auf den Bau zweier Energieinseln in der Nordsee geeinigt. Diese sollen 150 Kilometer vor der deutschen Küste im 30 bis 40 Meter tiefen Wasser aufgeschüttet werden und jeweils rund 50 Hektar Fläche bieten. Als Vorbild soll die dänische Insel Vindø dienen, die ebenfalls von Copenhagen Infrastructure Partners mitgetragen wird. Die beiden deutschen Inseln werden derzeit als Nordsee-Energieland und Dogger-Energieinsel bezeichnet. Sie sollen – wie auch die Projekte der EU-Nachbarn – vor allem als Knotenpunkte für umliegende Windparks dienen.

Der erzeugte Strom soll über die Inseln gebündelt und zur weiteren Nutzung gelenkt werden. Der Strom könne von dort aus also direkt nach Deutschland oder auch an andere Länder geleitet werden. Außerdem soll er sich gleich vor Ort weiterverwerten lasen. Denn auf den Inseln sollen große Anlagen errichtet werden, um mithilfe von Elektrolyse grünen Wasserstoff zu erzeugen – mit dem sich die aus Wind gewonnene Energie dauerhaft speichern lässt. Mittels Pipelines soll der Wasserstoff nach Deutschland fließen oder gleich in EU-weite Netze verteilt werden, die in Planung sind.

Fertigstellung 2032

Derzeit verfügen die deutschen Windkraftanlagen in der Nord- und Ostsee über eine Leistung von rund acht Gigawatt. In den kommenden Jahren soll diese auf bis zu 70 Gigawatt aufgestockt werden. Doch den erzeugten Strom effektiv zu nutzen, ist derzeit mit Hindernissen verbunden. Wird der Strom, wie aktuell, über mehr als 100 Kilometer lange Kabel geleitet, kommt es zu Leistungsverlusten. Vor allem hier könnten die Energieinseln Abhilfe schaffen und helfen, die Windenergie besser einzusetzen. Ebenso könnten sie die Gefahr der Überlastung der Stromnetzte an den Küsten reduzieren.

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Nach dem Vorbild von Vindø würden die Inseln neben Wasserstoffanlagen und einem Umspannwerk über einen kleinen Hafen samt Lagereinrichtungen verfügen. Auch einen Hubschrauberlandeplatz und Wohnanlagen würde es geben, da die Insel nur zum Teil automatisiert funktionieren kann. Außerdem könnten Wartungstrupps für die Windkraftparks dort stationiert werden. Und es wäre möglich, Platz auf den Inseln an andere Unternehmen zu verpachten. Beispielsweise an Betreiber von Rechenzentren. Ein solches könnte direkt mit dem Wasser aus der Nordsee gekühlt und mit Solar- oder Windenergie betrieben werden.

Die Kosten pro Insel sollen sich auf zwei bis 2,5 Milliarden Euro belaufen. Nach Informationen von Spiegel Online soll der Bau bereits 2032 abgeschlossen werden.

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