In diesem Jahr ist es chinesischen Forschern gelungen, fünf Ferkel zu klonen. An deren Entstehung haben angeblich keine Menschen mitgewirkt. Stattdessen sollen die Tiere vollständig von Robotern und Künstlicher Intelligenz erzeugt worden sein. Das soll bald im industriellen Maßstab möglich werden.
Von Michael Förtsch
Im vergangenen Jahr feierte die Wissenschaft ein umstrittenes Jubiläum. Vor einem Vierteljahrhundert war es Forschern erstmals gelungen, den Klon eines ausgewachsenen Säugetiers zu erzeugen: das Klonschaf Dolly, das am Roslin-Institut nahe Edinburgh in Schottland geboren wurde. Es war der Beweis dafür, dass das Erzeugen eines genetisch identischen Wesens nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch machbar ist. Die Erschaffung von Dolly war für die Wissenschaftler ein herausfordernder, schwieriger und teuer Prozess. Geht es nach chinesischen Unternehmern ist das Klonen von Säugetieren nun aber reif dafür, eine Industrie zu werden. Und zwar mit Hilfe von Robotik und Künstlicher Intelligenz.
Laut einem Bericht der South China Morning Post plant ein Team von Forschern der Universität von Nankai eine vollautomatisierte Klon-Fabrik. In der sollen in Zukunft wie am Fließband reihenweise Schweine durch den Prozess des somatischen Zellkerntransfer erzeugt werden – der auch bei Dolly genutzt wurde. Denn China ist in den vergangenen Jahren zum größten Verbraucher von Schweinefleisch aufgestiegen – und die traditionelle Schweinezucht reicht nicht, um die wachsende Nachfrage zu decken. Die Technologie für die Klon-Fabrik soll bereits existieren und funktionieren.
Erst im März sollen im College of Artificial Intelligence der Universität von Nankai sieben kleine Klon-Ferkel zur Welt gekommen sein, die ohne menschliches Zutun geschaffen wurden. „Jeder Schritt des Klon-Prozesses war automatisiert, es war kein Mensch beteiligt“, wird Liu Yaowei, der das automatisierte System mitentwickelt hat, von der South China Morning Post zitiert. Laut den Forschern sei das automatisierte System deutlich erfolgreicher als menschliche Wissenschaftler, was das Erzeugen von austragbaren Klonen angehe. Denn beim Transfer des Erbguts in eine Zelle könne diese leicht verletzt werden, was bei der maschinellen Prozedur seltener vorkomme.
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Laut den Forschern soll die geplante Klon-Fabrik China von importiertem Schweinefleisch unabhängiger machen. Dadurch soll wiederum die Gefahr reduziert werden, beispielsweise Infektionen wie das ASF-Virus einzuschleppen, das nach dem Import von Schweinen aus afrikanischen Ländern, zahlreiche heimische Tiere befallen hat. Zudem soll eine gleichbleibende Fleischqualität garantiert werden. Es sei einfach ein effizienter Prozess zur Produktion von Fleisch, so die Wissenschaftler. Ethische Bedenken hinsichtlich des massenweisen Klonens von Tieren äußern die Forscher nicht. Tatsächlich werden Schweine, Schafe und Rinder bereit seit 20 Jahren in China in zunehmender Zahl geklont. Einzelne Unternehmen bieten auch bereits Hunde aus der Petrischale an.
Am Hafen von Tianjin ist trotz Kritik und Kontroversen auch weiterhin eine Biotechnologie-Fabrik der Unternehmen Boyalife und Sooam Biotech geplant, in der nach Fertigstellung pro Jahr 100.000 bis eine Millionen Embryonen befruchtet werden sollen. Angekündigt ist dieses Projekt bereits seit 2015. In der Anlage sollen irgendwann Haustiere wie Katzen und Hunde für Privatpersonen geklont werden. Außerdem sollen Rinder geklont werden, um die industrielle Viehzucht im Land zu unterstützen. Denn chinesische Bauern haben Mühe, genug Rinder zu züchten, um die aktuelle Nachfrage zu befriedigen.
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