Hyperloop ohne Röhre? China hat eine Kapsel auf über 1.000 Kilometer pro Stunde beschleunigt

Mit dem Hyperloop sollen Menschen irgendwann mit über 1.000 Kilometern pro Stunde unterwegs sein. Bei einem Experiment in China ist es nun gelungen, eine Kapsel auf diese Geschwindigkeit zu beschleunigen – ganz ohne Vakuumröhre. Die Resultate eines weiteren Projektes waren allerdings weniger imposant.

Von Michael Förtsch

Vor neun Jahren machte Elon Musk das Whitepaper für den Hyperloop im Internet verfügbar. Die Kernidee: Kompakte Kapseln sollen durch eine nahezu luftleere Röhre rauschen. Da dadurch kaum Widerstand vorhanden ist, sollen riesige Geschwindigkeiten erreichbar sein – bis zu 1.200 Kilometer pro Stunde. Der bisher schnellste Zug ist lediglich halb so schnell. Die sogenannte L0-Baureihe des Shinkansen der japanischen Central Japan Railway Company erreichte 2015 mit seiner Magnetschwebetechnik den bislang ungebrochenen Geschwindigkeitsrekord von 603 Kilometern pro Stunde. Der in Deutschland entwickelte Transrapid Shanghai erreichte 2003 ganze 501 Kilometer pro Stunde.

Laut CGTN hat China diese Rekorde nun kassiert. Zumindest was das schnellste Magnetschwebesystem der Welt angeht. Bei einer Beschleunigungsfahrt habe ein rund eine Tonne schwerer Magnetschwebeschlitten eine Spitzengeschwindigkeit von 1.030 Kilometern pro Stunde geschafft. Entwickelt wurde die Kapsel von einem Team des Instituts für Elektrotechnik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Getestet wurde sie auf der Strecke eines neuen Technologie- und Testzentrums nahe Jinan, das vor allem für die Entwicklung und Erprobung von Magnetkatapulten und Railguns für das chinesische Militär genutzt werden soll.

Nach einem Bericht von South China Morning Post kommen bei dem Electromagnetic Propulsion Ground Hypervelocity Test Device genannten System mehrere Hochgeschwindigkeits-Linearmotoren und eine 100-Megawatt-Breitband-Inverterstromversorgung zum Einsatz. Ob die Technologie für die Entwicklung von Personenbeförderungszügen oder für militärische Zwecke wie Magnetkatapulte zum Start von Flugzeugen von Flugzeugträgern eingesetzt werden soll wird nicht konkretisiert. Stattdessen heißt es, das Projekt sei allgemein von „ großer Bedeutung für die rasche Entwicklung fortschrittlicher Schwerlast-Ultrahochgeschwindigkeitsmaschinen in China“.

Was ist T-Flight?

Erst Anfang Oktober hatten chinesische Ingenieure ein anderes Hochgeschwindigkeitssystem erprobt – wenn auch mit einem weniger imposantem Resultat. Auf einer zwei Kilometer langen Teststrecke bei Datong wurde ein Prototyp des sogenannten T-Flight – zuvor Hyperflight – in Lebensgröße getestet und erreichte eine Geschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde. Beim T-Flight handelt es sich um ein erstmals 2017 groß angekündigtes Projekt des chinesischen Raumfahrtkonzerns China Aerospace Science and Industry Corporation – kurz CASIC –, der vor allem an Raketenabwehrsystemen und Trägerraketen wie der Kuaizhou-Serie arbeitet.

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Mit T-Flight wollen die Luft- und Raumfahrtforscher einen bis zu 36 Meter langen Zug entwickeln, der China sowohl auf regionaler Ebene verbinden als auch mit dem Rest der Welt verknüpfen soll. Er soll dafür mit bis zu 4.000 Kilometern pro Stunde durch Vakuumröhren sausen und von einer Künstlichen Intelligenz kontrolliert werden. An dem Projekt sollen neben CASIC auch mehrere weitere Technologieunternehmen aus China und dem Rest der Welt beteiligt sein. Trotz zahlreicher Parallelen hat der T-Flight laut den chinesischen Forschern wenig mit dem Hyperloop gemein. Laut China Daily soll die Teststrecke für den T-Flight gemeinsam mit der North University of China in mehreren Phasen auf bis zu 60 Kilometer und eine Spitzengeschwindigkeit von 1.000 Kilometern pro Stunde ausgebaut werden.

Bereits im November 2020 beschleunigte der US-amerikanische Hyperloop-Entwickler Virgin Hyperloop One eine Kapsel in Lebensgröße auf 172 Kilometer pro Stunde. Zuvor war es dem Hyperloop-Entwickler-Team der TU München bei einem Wettbewerb von SpaceX im Jahr 2019 gelungen, eine Miniaturkapsel auf 463,5 Kilometern pro Stunde zu beschleunigen. Das Team der TU München arbeitet derzeit an einer kurzen Teststrecke auf der ein neuer Prototyp in Lebensgröße getestet werden soll.

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