Das Interview, das wir kürzlich mit der bio-politischen Künstlern Heather Dewey-Hagborg geführt haben, die auch zu unserer Konferenz kommt, gewinnt weiter an Aktualität. Heather hat im Labor einen Retrovirus geschaffen, der unsere Gene verändern und Liebe verbreiten soll. Damit will sie nicht nur ein Statement gegen das derzeitige politische Klima setzen, sondern auch auf die Fortschritte der Gentherapie hinweisen. Denn tatsächlich werden Viren als Vehikel eingesetzt, um bestimmte Gene in den Körper zu bringen, die defekte oder fehlende Gene ersetzen.
Der Pharmahersteller Novartis hat nun in den USA die Zulassung für eine neue Gentherapie bekommen, die genau nach diesem Muster funktioniert: Sie heißt Zolgensma und ist das teuerste Arzneimittel der Welt. Sie soll Kinder unter zwei Jahren heilen, die an der Erbkrankheit Spinale Muskelatrophie (SMA) leiden. Die führt oft innerhalb weniger Jahre zum Tod oder zu lebenslanger Behinderung. Die Behandlung ist einmalig und kostet zwei 2,125 Millionen US-Dollar.
Die Behandlungen könnten Leben retten - aber auch das Gesundheitssystem ruinieren
Die amerikanische Medikamentenbehörde geht davon aus, dass bis 2025 jährlich zehn bis 20 solche Gentherapien auf den Markt kommen, die bislang unheilbare Krankheiten bekämpfen können. Das Problem: Sie sind sehr teuer. Weltweit könnten durch sie die Krankenversicherungen vor eine schwer zu lösende Aufgabe gestellt werden.
Manche Beobachter sehen im neuen Novartis-Medikament den ersten „Blockbuster“ der Gentherapie. Zwar wurden bereits fünf andere Gentherapien in den USA oder Europa zugelassen, doch die Nachfrage danach war sehr gering. Bei Zolgensma könnte das anders sein, schreibt Technology Review.