Die Unternehmen hinter den größten Social-Media-Plattformen wollen zusammen gegen Fehlinformationen rund um das Coronavirus vorgehen. Denn während die Fallzahlen weltweit massiv steigen, werden zahlreiche falsche und stellenweise gefährliche Fehlinformationen verbreitet.
Von Michael Förtsch
Das gesellschaftliche Leben in Deutschland wird wegen des Coronavirus – genauer 2019-nCoV – spürbar heruntergefahren. Die Bundesregierung und die Bundesländer haben teils strikte Maßnahmen angeordnet, um das Infektionsrisiko in der Bevölkerung möglichst zu reduzieren. Kinos, Clubs und Bars sind vielerorts bereits geschlossen. Die Öffnungszeiten von Restaurants werden begrenzt. Ebenso haben viele Firmen auf Kurzarbeit umgestellt und Mitarbeiter nach Hause geschickt. Kommuniziert wird dadurch vielfach im und über das Internet. Vor allem auf Facebook, Twitter, Reddit und YouTube berichten viele Menschen aus ihrem Corona-Alltag. Über WhatsApp halten viele Kontakt zu Freunden und Familie. Auf LinkedIn debattieren Menschen, wie sie beruflich mit der Situation und dem Virus umgehen.
Auf all diesen Plattformen finden sich jedoch auch immer wieder Falschinformationen über das Virus. Das sind unter anderem Verschwörungstheorien, wonach das Coronavirus eigentlich eine geheime Biowaffe sei oder ein Mittel, um die Weltbevölkerung gezielt auszudünnen. Aber ebenso verbreiten sich – da sich das Virus nun zunehmend ausbreitet und Auswirkungen auf den Alltag hat – teils gefährliche Tipps und angebliche Schutzmaßnahmen. Zunächst über WhatsApp und später weitere Netzwerke wurde etwa Tausendfach eine Mitteilung verbreitet, wonach das Schmerzmittel Ibuprofen den Krankheitsverlauf verschlimmern würde. Die Medizinische Universität Wien, die als Quelle der Information genannt wird, hat das als Fake News enttarnt. Deutschlands Top-Virologe Christian Drosten hält die Aussage ebenfalls für unseriös. Es gebe keine Daten, die sie belegen. Auch die Hinweise, dass das massenhafte Trinken von Wasser, das Gurgeln mit Bleichmittel oder auf 27 Grad hoch geheizte Räume, helfen würden, stimmen einfach nicht.
Mit Facebook, Google, LinkedIn, Microsoft, Reddit, Twitter und YouTube wollen daher nun einige der größten Tech- und Social-Media-Konzerne gemeinsam und dadurch effektiver gegen Falschinformationen rund um Corona vorgehen. Das wurde am gestrigen Abend angekündigt. „Wir arbeiten bei der Reaktion auf COVID-19 eng zusammen“, schreiben die Unternehmen in einem gemeinsamen Statement, das zeitgleich auf mehreren Social-Media-Kanälen veröffentlicht wurde. „Wir helfen Millionen von Menschen, in Verbindung zu bleiben, während wir gleichzeitig zusammen Betrügereien und Fehlinformationen über das Virus bekämpfen.“
Schon jetzt wird viel getan
Wie genau die großen Tech-Unternehmen sich koordinieren und wie die Zusammenarbeit im Detail ausschauen soll, wurde noch nicht umrissen. Jedoch heißt es in der gemeinsamen Mitteilung, dass unter anderem „maßgebliche Informationen“ über das Coronavirus verstärkt auf den Plattformen ausgespielt werden sollen und sich die Firmen mit „Gesundheitsbehörden rund um die Welt“ austauschen, um wichtige Neuigkeiten und Hinweise effektiv und breitbandig zu verbreiten. Weitere Firmen seien eingeladen, sich der Initiative anzuschließen, um „unsere Gemeinschaft gesund und sicher“ zu halten.
Bereits seit dem erstmaligen Auftreten des Coronavirus und der sichtlichen Ausbreitung über China hinaus arbeiten Social-Media-Unternehmen daran, vor allem abstruse Verschwörungstheorien einzudämmen. Dennoch wurden zahlreiche Videos, die falsche Todes- und Infektionszahlen nennen und aus Katastrophenfilmen stammende Videoclips stellenweise Tausende Male geschaut und weiterverschickt. Daher arbeitet Facebook mittlerweile mit einem Team aus Faktenprüfern zusammen und blockiert auf Instagram Hashtags, die mit dem Virus assoziiert sind. YouTube hat seinen Algorithmus so abgeändert, dass bei der Suche nach Videos über das Coronavirus fast ausschließlich Inhalte renommierter Medien und Fachportale ausgespielt werden. Twitter hingegen weist an prominenter Stelle auf offizielle Informationen hin, etwa von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Teaser-Bild: Getty / Woohae Cho