Im November schockte der chinesische Wissenschaftler He Jiankui die Welt mit der Behauptung, er habe die ersten „CRISPR-Babys“ der Welt erschaffen: Zwillinge, deren Genom vor der Geburt mithilfe der oft als „Genschere“ bezeichneten Technologie verändert wurde. Das Ziel war es, sie durch Veränderungen am Gen CCR5 gegen eine Infektion mit dem HI-Virus immun zu machen. Der internationale Aufschrei war groß, auch chinesische Behörden stellten später fest, dass er sich nicht an geltende Gesetze gehalten habe.
So weit, so bekannt. Was vielleicht nicht alle mitbekommen haben: He war sich selbst keiner Schuld bewusst, denn - so sein Argument - er habe sich an die Guidelines gehalten, die 2017 von der amerikanischen National Academy of Science auch für genetische Manipulationen an Embryos veröffentlicht hatte.
Deren Inhalt lässt sich laut Scientific American (Link siehe unten, wirklich lesenswert) so zusammenfassen: Es ist dann okay, mit derartiger Forschung mit höchster Vorsicht fortzufahren, wenn die Gesellschaft sagt, das sei okay. Hier noch ein Zitat aus dem Artikel, dass die Sache noch klarer für euch macht:
The authors of the 2017 report didn’t intend it to be ambiguous. But it did not say that embryo editing should be forever off the table. Instead, it concluded germline editing “might be permitted,” but only after “much more research” and “for compelling reasons and under strict oversight.”
He betonte, dass seine Forschung auch diese Bedingungen erfüllte: Das betroffene Gen sei erwiesenermaßen für die Infektionsgefahr verantwortlich, es habe Tierversuche dagegen und genug Kontrollen.
He claimed he had checked all the panel’s boxes, meeting a long list of criteria that include editing only genes “convincingly demonstrated” to cause the disease, conducting “credible” animal studies first, and having “reliable oversight mechanisms.”
Das Problem war also: Worte wie „compelling“, „strict oversight“, „convincingly“ oder „credible“ sind nicht genau definiert, sie sind Auslegungssache - besser gesagt: eine Hintertür.
Seit heute berät ein Gremium der International Commission on the Clinical Use of Human Germline Genome Editing, das sich aus Forschern der amerikanischen National Academy of Science und der britischen Royal Society zusammensetzt, daher über neue Regeln für Genmanipulationen an Embryos.
Die sollen pragmatischer und konkreter ausfallen als die Publikation von 2017. Alle Vorraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um überhaupt genetische Experimente vornehmen zu dürfen, sollen genau definiert werden. Im nächsten Sommer soll das Dokument vorliegen, das eine Blaupause für nationale und internationale Rechtsregelegungen sein soll.
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