Ein Start-up will den ausgestorbenen Tasmanischen Tiger wiederbeleben

Ein Start-up aus Texas will gemeinsam mit australischen Forschern den Tasmanischen Tiger klonen. Dessen letztes Exemplar starb vor fast 100 Jahren in einem Zoo in Australien.

Von Michael Förtsch

Vor fast einem Jahrhundert soll der letzte Tasmanische Tiger – auch bekannt als Beutelwolf, Thylacinus cynocephalus – in einem Zoo im australischen Hobart gestorben sein. Bereits bei der Ankunft der ersten Europäer in Australien soll es sich um eine sehr kleine Population gehandelt haben, deren Lebensraum vor allem auf das Gebiet der 64.000 Quadratmeter großen Insel Tasmanien begrenzt und schon damals bedroht war. Wie erst 2017 eine Studie feststellte, war die Festlandpopulation des gestreifte Raubbeutlers schon ohne das Zutun der Menschen drastisch reduziert worden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren sich wandelnde klimatische Bedingungen dafür verantwortlich, dass die Zahl der Tasmanischen Tiger bereits vor dem 19. Jahrhundert schrumpfte. Änderungen der Meeresströmungen wie El Nino könnten zu langen Trockenphasen geführt haben, die unzähligen Tieren das Leben kostete.

Für das letztendliche Aussterben der Spezies war jedoch der Mensch verantwortlich. Denn die Beuteltiere wurden für Angriffe auf Schafe und andere Haustiere verantwortlich gemacht, weswegen eine gezielte Jagd und letztlich eine mit Kopfgeldern und Abschussprämien beförderte Ausrottungskampagne begann. Obschon es immer wieder zu angeblichen Sichtungen kommt, existieren laut Biologen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit heute keine Exemplare mehr. Daher gilt der Tasmanische Tiger als Symbol der zerstörerischen Kraft, die die Menschheit auf einst unberührte Ökosysteme haben kann.

Nun haben Forscher jedoch angekündigt, den Tasmanischen Tiger wiederzubeleben. Mit Hilfe von Genproben aus Museen sollen mehrere Exemplare geklont und eine neue Population geschaffen werden. Für das de-extinction -Projekt sind Wissenschaftler der Universität Melbourne eine Partnerschaft mit dem US-Start-up Colossal eingegangen, das im vergangenen Jahr bereits Schlagzeilen mit dem Plan machte, Wollhaarmammuts zu klonen. Gegründet wurde das Unternehmen vom Geschäftsmann Ben Lamm und dem renommierten Harvard-Genetiker George Church. Derzeit sollen über 35 Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen an den Projekten des Unternehmens arbeiten.

Gut für das Ökosystem?

Laut den Forschern sollen für die Erschaffung der Beutelwolfklone die Stammzellen genetisch nahestehender Beuteltierarten genutzt werden, die mit aus Proben entnommenen Beutelwolf-Genen geimpft werden. Hierdurch sollen sich Embryonen erzeugen lassen, die dann von artverwandten Tieren ausgetragen werden könnten. In sechs bis zehn Jahren, glauben die Wissenschaftler, könnten die ersten Tiere zur Welt gebracht werden. Mit der Wiederbelebung der ausgestorbenen Tiere ist die Hoffnung verbunden, die Ökosysteme der Insel Tasmanien und Teile des australischen Festlandes „zu re-balancieren, […] die seit dem Aussterben des Raubtiers zu Beginn dieses Jahrhunderts unter dem Verlust der biologischen Vielfalt und der Verschlechterung des ökologischen Integrität zu leiden haben“, heißt es in einer Presserklärung zum Projekt.

Werde Mitglied von 1E9!

Hier geht’s um Technologien und Ideen, mit denen wir die Welt besser machen können. Du unterstützt konstruktiven Journalismus statt Streit und Probleme! Als 1E9-Mitglied bekommst du frühen Zugriff auf unsere Inhalte, exklusive Newsletter, Workshops und Events. Vor allem aber wirst du Teil einer Community von Zukunftsoptimisten, die viel voneinander lernen.

Jetzt Mitglied werden!

An der Finanzierung und Umsetzung des Projektes sind auch Naturschutzinitiativen wie WildArk, Untamed Planet und die australische Familie des Thor-Schauspielers Chris Hemsworth beteiligt. Das Projekt stößt jedoch nicht nur auf Zustimmung. Wie The Guardian berichtet, zweifeln einige Forscher daran, dass sich genügend Beutelwölfe künstlich erzeugen lassen, um eine gesunde Population zu garantieren, die sich selbst tragen und vermehren kann. Ebenso sei ungeklärt, welche kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen ein ausgestorbenes Tier auf das derzeitige Ökosystem haben könnte und ob es unter den sich wandelnden klimatischen Bedingungen lebensfähig wäre.

Hat dir der Artikel gefallen? Dann freuen wir uns über deine Unterstützung! Werde Mitglied bei 1E9 oder folge uns bei Twitter, Facebook, Instagram oder LinkedIn und verbreite unsere Inhalte weiter. Danke!

Titelbild: Colossal

Sprich mit Job, dem Bot!

Job, der Bot

War der Artikel hilfreich für dich? Hast du noch Fragen oder Anmerkungen? Ich freue mich, wenn du mir Feedback gibst!

3 „Gefällt mir“

Naja, ebenso wie beim Mammut muss man das Kleingedruckte lesen: Church will vermutlich auch beim Beuteltiger (zunächst) einige Gene, die er für typisch hält, in befruchtete Eizellen transplantieren.
Das sind spektakuläre Projekte, mit denen man gut Sponsoren anwerben kann. Ob das so funktioniert, wie es dargestellt wird, halte ich für zweifelhaft.
Aber: bei den Versuchen wird man gewiss Erkenntnisse gewinnen, die für andere Anwendungen wichtig sind und die sonst kaum Geldgeber finden würden. Insofern vielleicht gar nicht so eine schlechte Idee - auch wenn kein Beuteltiger dabei rauskommt.

2 „Gefällt mir“

Nichts für ungut, aber da hört man vermutlich nie wieder von.

1 „Gefällt mir“