In Dänemark soll bald eine der größten Vertical Farms der Welt den Betrieb aufnehmen. Mit Hilfe von Robotern, Kunstlicht und flüssigen Nährlösungen sollen dort unter klinischen Bedingungen bis zu drei Tonnen Salat und Kräuter produziert werden – pro Tag.
Von Michael Förtsch
Die High-Tech-Farm des Start-ups Nordic Harvest liegt am Rande von Kopenhagen und erinnert von außen eher an eine Lager- oder Fabrikhalle. Innen jedoch ziehen sich auf 7.000 Quadratmetern lange Regale dahin, die auf insgesamt 14 Etagen mit langen Pflanzbehältern gefüllt sind. Und das ist nur der erste Teilabschnitt der Produktionsanlage, der gerade fertiggestellt wurde. In diesem sollen beginnend im Jahr 2021 unter anderem Spinat, Rucola, Minze, Basilikum und noch über 15 weitere Salat- und Gewürzpflanzen gedeihen. Das Projekt soll die bislang größte und effizienteste Vertikalfarm in Europa sein.
Die Pflanzen wachsen nicht in Erde heran, sondern werden mittels Hydroponik gezüchtet. Das heißt: Ihre Wurzeln werden direkt über das Wasser, das sie bekommen, mit allen nötigen Nährstoffen versorgt. Und zwar genau in der Menge, die sie für ein möglichst schnelles Wachstum benötigen. LED-Beleuchtung dient als Ersatz für die Sonnenstrahlung. Kamera- und Sensorensysteme sollen die Pflanzen rund um die Uhr überwachen und feststellen, wenn ein Nährstoffcocktail unausgewogen ist, Pflanzen zu viel oder zu wenig Licht erhalten oder in sonst einer Art nicht ideal wachsen oder gar krank sind. Durch diese Methode sollen Pestizide und klassische Düngemittel unnötig sein.
Gepflegt und versorgt werden sollen die Pflanzen mehrheitlich von Robotern. Die surren als Transportvehikel auf Metalltrassen durch die riesige Halle, um die Wachstumsbehälter in die Regale zu schieben oder auch herauszuholen. An anderer Stelle setzen sie in Form von mechanischen Armen und Hebeinstallationen neue Setzlinge in die Plastikboxen oder ernten die fertigen Salate und Kräuter ab. Die Expertise für das Megaprojekt hat das dänische Start-up bei der YesHealth Group eingeholt, die bei Taoyuan in Taiwan bereits mit Erfolg und finanziellem Gewinn die größte Vertical Farm des Landes führt.
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Laut Nordic Harvest soll die Produktion Anfang 2021 starten. Insgesamt sollen, wenn die Prozesse reibungslos ablaufen, zunächst 200 Tonnen Pflanzen im Jahr geerntet werden. Nach dem Vollausbau, der Ende 2021 abgeschlossen sein soll, sollen bis zu 1.000 Tonnen im Jahr produziert werden – also bis zu drei Tonnen am Tag. Im Vergleich zur klassischen Landwirtschaft sollen nicht nur Dünger und Pestizide wegfallen, sondern auch weniger Wasser verbraucht werden. Dazu sollen die Salate und Kräuter durch die effektive Aufzucht reicher an Nährstoffen und länger haltbar sein. Gleichzeitig benötigt die Produktionsmethode jedoch sehr viel Strom. Der solle jedoch, verspricht das Start-up, aus erneuerbaren Energien kommen – insbesondere aus Solar- und Windkraftanlagen.
Auf ähnliche Systeme und Produktionsmethoden greifen auch andere Vertical-Farming-Start-ups wie AeroFarms, Sananbio, iFarms, Iron Ox und BrightFarms zurück, die in Finnland, Nordamerika und China aktiv sind. In Deutschland arbeitet hingegen etwa das Start-up Infarm an Vertical Farming – jedoch im kleineren Maßstab. In Schrankwand-großen Vertikalfarmen in Supermärkten oder Restaurants werden hier Kräuter oder Salate angebaut und frisch geerntet. Auch in Deutschland ansässig ist &Ever, das große Vertikalfarmen konzipiert und konstruiert – jedoch vor allem im Ausland. Erst im vergangenen Jahr hat &Ever eine 3.400 Quadratmeter-Farm in Kuweit aufgebaut.