Diese Taube erklärt euch, wie KI zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen kann

Künstliche Intelligenz verbraucht viel Energie, wird als Klimakiller kritisiert. Doch KI kann auch beim Sparen von Strom und Ressourcen helfen oder Ökosysteme überwachen. Ein Spannungsfeld, mit dem sich der Comic A Pigeon’s Tale jetzt auch in deutscher Übersetzung auseinandersetzt. Anschaulich, leicht verständlich und doch mit einem klaren Arbeitsauftrag für uns alle – aus Sicht einer Taube.

Von Wolfgang Kerler

Ist Künstliche Intelligenz die Taube unter den Zukunftstechnologien? Der gurrende Vogel ist verschrien als Ratte der Lüfte, als Schädling und Plage. Doch er gilt auch als Symbol für Frieden, Liebe, Hoffnung. Sogar der Heilige Geist wird als Taube dargestellt. KI wiederum wird manchmal mit der Atombombe verglichen oder gleich als Terminator tituliert. Gleichzeitig sieht man in ihr einen Heilsbringer, der uns wissenschaftliche Durchbrüche, Wachstum und Lebensqualität beschert.

Klingt nach Parallelen, oder? Insofern wirkt die Wahl einer Taube als Protagonistin des Comics, den ihr hier kostenfrei herunterladen könnt, nur auf den ersten Blick etwas merkwürdig. Zumal Künstliche Intelligenz beim zentralen Thema des siebenseitigen Essays ebenfalls die ambivalente Rolle spielt, die sie mit dem Vogel teilt. Nämlich dann, wenn es um ökologische Nachhaltigkeit geht.

Diesem Spannungsfeld wollen Julia Schneider, die Autorin des Comics, die Illustratorin Pauline Cremer und der KI-Experte Marcus Voss, der fachlichen Input gab, durch ihr Gemeinschaftswerk mehr Aufmerksamkeit verschaffen. „Obwohl KI und Nachhaltigkeit jeweils als separates Mega-Topic die Schlagzeilen und Talkshows der vergangenen Jahre bestimmt haben“, sagt Julia Schneider zu 1E9, „ist ihr immenser potenzieller und reeller Einfluss auf Nachhaltigkeit nur wenigen bewusst.“ Die Taube soll das ändern.

Optimieren, Einsparen, Vorhersagen – doch zu welchem Preis?

Erfreulicherweise beginnt der Vogel seine Erzählung – nach einer kurzen Bestandsaufnahme von Klimakrise, Artensterben und Umweltproblemen – mit dem Potential von KI. Sie kann riesige Datenmengen auswerten und Zusammenhänge identifizieren, auf die wir nie kommen könnten. Dadurch kann sie zum Schutz von Wäldern, Meeren, der Atmosphäre und anderer Ökosysteme beitragen. Zum Beispiel, indem sie das frühzeitige Eindämmen von Waldbränden ermöglicht.

In der Landwirtschaft kann mit KI der Einsatz von Wasser oder Dünger optimiert werden, um Ernten trotz zunehmender Dürreperioden zu sichern und gleichzeitig den Verbrauch von Chemikalien zu minimieren. In der Industrie können durch KI Energie, Ressourcen, Materialien sparsamer verwendet werden, im Verkehr Emissionen verringert und in Gebäuden der Stromverbrauch optimiert werden.

Auch ein Modellprojekt, das Marcus Voss mit der Firma Birds on Mars und Berliner Behörden entwickelt hat, hat es in den Essay geschafft: die Quantified Trees. „Das Modell nutzt Sensoren an einigen Bäumen und kann mit Hilfe von Wetterdaten, den Daten zu den Bäumen und der Verschattung, die wir aus einem 3D-Modell der Stadt berechnen, den aktuellen Versorgungszustand modellieren“, erklärt er. Dadurch werde, genau wie in der Landwirtschaft, eine präzise, aber gleichzeitig möglichst sparsame Bewässerung der Bäume möglich. Und selbst damit ist die Liste der Chancen, die KI für eine nachhaltige Zukunft bietet, noch nicht zu Ende.

Doch die Sache hat einen Haken: KI kann auch zum Klimakiller und Umweltproblem werden. Training und Betrieb, Rechenzentren und Serverfarmen brauchen enorme Mengen Energie und Wasser, funktionieren nicht ohne Rohstoffe, die unter teils schrecklichen Bedingungen gewonnen werden. Wenn KI alles bequemer, einfacher, günstiger macht, könnte sie den Verbrauch von Gütern steigen lassen. Und natürlich bleiben die Probleme von halluzinierenden KIs, Überwachung oder dem Wegautomatisieren mancher Arbeitsplätze.

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Wie kommen wir aus dem Dilemma wieder raus? Hier liefert die Taube kein Patentrezept – das gibt es bisher auch nicht – zeigt aber einen Weg auf: eine Kombination von natürlicher und Künstlicher Intelligenz. Doch wie genau diese aussehen muss, damit KI einen positiven Unterschied macht, darum müssen wir uns alle gemeinsam bemühen. Findet jedenfalls die Taube.

Noch eine Gemeinsamkeit zwischen Taube und KI

Das Team hinter dem Comic will nicht nur trockene Informationen liefern, die nur ein überschaubares Fachpublikum erreichen würden, sondern inspirieren – und so eine „viel bereitere Zielgruppe“ abholen, wie Marcus Voss erklärt. „Uns liegt es am Herzen, die Verbindung zwischen KI und Nachhaltigkeit in der Öffentlichkeit, bei den Nachhaltigkeitsengagierten und bei den KI-Entwickelnden stärker in den Fokus zu rücken“, ergänzt Julia Schneider. Und Pauline Cremer würde sich wünschen, dass der Essay auch Einzug in den Unterricht hält: „Ich hätte so einen Comic gerne in der Schule gehabt, um die Vielfältigkeit von KI zu verstehen.“

Bei ihren Recherchen sind die drei übrigens auf eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Tauben und Künstlicher Intelligenz gestoßen, die seit ein paar Monaten wissenschaftlich belegt ist: Die Vögel, die übrigens wesentlicher intelligenter sind, als die meisten Menschen vermuten, lösen bestimmte Probleme auf ganz ähnliche Art und Weise wie manche KI-Modelle. Vor allem, wenn es um die visuelle Erkennung von Mustern und das Lernen aus eigenen Fehlern geht.

Hier könnt ihr den Comic-Essay kostenfrei herunterladen.

Titelbild: Aus dem Comic A Pigeon’s Tale von Julia Schneider, Pauline Cremer und Marcus Voss

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