Die neue Mondkamera der NASA kommt von Nikon

Für die geplante Mondlandung der NASA im Jahr 2026 soll eine neue Kamera entwickelt werden. Dazu arbeitet die amerikanische Weltraumagentur mit dem japanischen Hersteller Nikon zusammen. Basis wird eine professionelle Kamera sein, die schon jetzt im Handel erhältlich ist.

Von Michael Förtsch

Das Artemis-Programm der NASA kommt trotz zahlreicher Schwierigkeiten voran. Mit der 2019 gestarteten Initiative sollten die Amerikaner eigentlich schon in diesem Jahr wieder ihren Fuß auf den Mond setzen. Doch sowohl die Entwicklung der Mondrakete SLS und des Raumschiffs Orion als auch der neuen Raumanzüge haben sich verzögert. Nach derzeitigem Stand wird die erste bemannte Mondlandung seit 1972 wohl erst Ende 2026 stattfinden. Wie die NASA jetzt mitteilte, hat sie sich für diese Mission nun ein weiteres sehr wichtiges Gerät gesichert. Denn wenn wieder Menschen den Mond betreten, soll das natürlich in Bild und Video festgehalten werden. Deshalb hat die US-Raumfahrtbehörde einen Vertrag mit dem japanischen Kamerahersteller Nikon geschlossen.

Die neue Mondkamera HULC – kurz für Handheld Universal Lunar Camera – für die Astronauten soll fortan gemeinsam entwickelt werden. Basis soll die 6.000 Euro teure Profikamera Z9 sein, die erst Ende 2021 vorgestellt wurde und unter anderem von Presse-, Sport-, Natur- und Modefotografen genutzt wird. Dabei handelt es sich um eine Kamera ohne Spiegelreflexsystem, ohne Verschluss und ohne optischen Sucher. Stattdessen ist die Z9 eine sogenannte spiegellose Kamera, bei der sowohl die Bildvorschau als auch die Bildaufnahme durch die Belichtung des Sensors erfolgt. Das Fehlen des Spiegelreflexmechanismus macht diese Art von Kamera leichter und weniger anfällig für mechanisches Versagen als ihre DSLR-Pendants.

Für die Mondmission muss die Z9 angepasst und optimiert werden. Dazu kollaborieren NASA-Ingenieure vom Marshall Space Flight Center in Huntsville, Alabama, bereits seit einiger Zeit direkt mit der Entwicklungsabteilung von Nikon. Ziel ist es unter anderem, die Aufnahme von Bildern und Videos bei schlechten Lichtverhältnissen zu verbessern und die Kamera selbst widerstandsfähiger zu machen. Unter anderem soll das Innenleben der Kamera durch spezielle Abschirmungen besser vor kosmischer Strahlung und durch einen Wärmemantel vor Temperaturschwankungen und Mondstaub geschützt werden.

Nur wenige Kameras sind zurückgekehrt

Eine weitere Modifikation, die die Kamera erhalten soll, ist ein Handgriff. Mit den Handschuhen der Raumanzüge wäre es sonst schwierig, die Kamera zu bedienen. Der Griff soll über mehrere Knöpfe verfügen, mit denen verschiedene Einstellungen schnell gewählt und die Kamera ausgelöst werden kann. Auch mehrere Objektive der Nikkor-Reihe sollen für den Einsatz auf dem Mond überarbeitet werden. Erste Iterationen der Mondkamera HULC existieren bereits und werden von der NASA bereits Strahlungs-, Temperatur- und Vakuumtests unterzogen. Auch wurde ein Prototyp schon im Zuge von geologischen Forschungsmissionen im US-Bundesstaat Arizona und im spanischen Lanzarote getestet – und lässt erahnen, wie die Kamera am Ende aussehen könnte. Noch vor der Mondlandung soll die Kamera auch auf der ISS zum Einsatz kommen.

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Im Rahmen des Apollo-Programms wurden Kameras des schwedischen Herstellers Hasselblad eingesetzt. Bei der ersten Mondlandung von Apollo 11 war dies vor allem eine Hasselblad Data Camera, die mit einer speziellen Beschichtung versehen war, um den Temperaturschwankungen auf der Mondoberfläche standzuhalten. Für Aufnahmen aus dem Inneren der Landefähre wurde eine Hasselblad Electric Camera verwendet. Aufgrund ihrer Zuverlässigkeit wurden Hasselblad-Kameras auch bei späteren Missionen verwendet.

Bis auf eine sind alle Hasselblads bis heute auf der Mondoberfläche verblieben. Die 1971 von Apollo-15-Astronaut James Irwin genutzte und die einzige zurückgekehrte Kamera wurde 2019 für 660.000 Euro an einen japanischen Sammler versteigert. Abseits dessen hatte Neil Armstrong die 16mm-DAC-Filmkamera aus dem Landemodul der ersten Mondlandung auf die Erde zurückgeschmuggelt, mit der das Aufsetzen auf dem Mond gefilmt wurde. Diese wurde erst 2012 von seiner Witwe in einem Schrank entdeckt und dem Smithsonian Museum vermacht.

Titelbild: ESA

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