Die NASA will in einem ISS-Nachfolger nur als Mieter einziehen

Das Ende der Internationalen Raumstation ist absehbar. Die NASA selbst will keinen Nachfolger bauen. Das möchte sie privaten Unternehmen überlassen und sich im Erdorbit einfach einmieten. Trotzdem will sie den Bau einer neuen Station mit Millionenbeträgen unterstützten. Rund ein Dutzend Unternehmen haben sich daher mit ihren Plänen bereits beworben.

Von Michael Förtsch

Die Internationale Raumstation ist seit mehr als zwei Jahrzehnten im Dienst. Mittlerweile ist das Ende allerdings absehbar. Bis mindestens 2024 soll die ISS noch betrieben werden. Vier weitere Jahre wären denkbar. Doch die Zukunft darüber hinaus ist ungewiss. Insbesondere, da sowohl China bereits mit dem Bau einer eigenen Raumstation begonnen hat als auch Russland die Absicht hat, einen eigenen Außenposten im Erdorbit aufzubauen. Die NASA dagegen plant, wie nun von einem NASA-Direktor bestätigt, keinen eigenen ISS-Nachfolger. Stattdessen will die US-Raumfahrtbehörde sich hier auf die private Raumfahrtindustrie verlasen.

Die NASA setzt bereits seit mehreren Jahren auf private Dienstleister wie SpaceX, United Launch Alliance und Rocket Lab, wenn es darum geht, Menschen, Fracht und Satelliten in den Erdorbit zu bringen. Und das bislang ziemlich erfolgreich. Daher will die US-Raumfahrtbehörde diese Vorgehensweise auch für eine dauerhafte Präsenz in der Erdumlaufbahn adaptieren. Die NASA will also keine eigene Raumstation bauen und betreiben, sondern das von einem Unternehmen erledigen lassen – und sich dann dort einmieten.

Eine entsprechende Ausschreibung, bei der um Pläne und Ideen gebeten wurde, läuft bereits unter dem Titel Commercial LEO Destinations. Auf die habe die Behörde auch zahlreiche Einsendungen bekommen, wie Phil McAlister nun enthüllte, der bei der NASA für die Kooperationen mit der Privatwirtschaft zuständig ist. „Wir haben unglaublich gute Reaktionen von der Industrie erhalten“, sagte McAlister in einem Interview mit CNBC. Es habe rund ein Dutzend verschiedene Unternehmen gegeben, die bislang reagiert haben. Die NASA will im Rahmen ihrer Ausschreibung bis zu vier der Konzepte mit einem Budget von 400 Millionen US-Dollar fördern.

Axiom Space ist einer der sicheren Kandidaten

Derzeit werden die Einreichungen der Unternehmen geprüft, um festzustellen, welche davon aussichtsreich sowie mit den Ansprüchen der NASA kompatibel sind und die möglicherweise in deren Auftrag weiterentwickelt werden sollen. Die Gewinner sollen bis Ende des Jahres bekannt gegeben werden. Wer genau alles einen Plan eingereicht hat, wird noch nicht öffentlich gemacht. Aber unter den Kandidaten sollen sowohl mehr oder weniger bekannte Start-ups als auch einige der großen Luft- und Raumfahrtkonzerne sein. Bei einer Informationsveranstaltung der NASA im März waren unter anderem Vertreter von SpaceX, Blue Origin, Airbus, Boeing und Lockheed Martin zugegen.

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Als ein möglicher und besonders aussichtsreicher Kandidat gilt Axiom Space. Das von ehemaligen NASA-Mitarbeitern gegründete Unternehmen stellte bereits vor mehreren Jahren seine Pläne für eine private Raumstation vor und will 2024 sein erstes Modul in den Orbit bringen und an die ISS andocken lassen – zwei weitere Module sollen später folgen. Wird der Betrieb der Internationalen Raumstation eingestellt, sollen sich die Segmente lösen, autark weiterarbeiten und mit weiteren Modulen zu einer vollwertigen Station ausgebaut werden. Ein weiterer mutmaßlicher Kandidat wäre das Unternehmen Bigelow Aerospace, das ebenso Pläne für eine eigene Raumstation präsentierte und an aufblasbaren Modulen arbeitet.

Laut McAlister hofft die NASA durch die Partnerschaft mit der Privatwirtschaft, vor allem Geld zu sparen. Denn der Unterhalt der Internationalen Raumstation kostet Milliarden – egal, wie intensiv sie genutzt wird. Zukünftig brauche die NASA „nichts, was derart groß ist“ wie die Internationale Raumstation, erklärt der NASA-Verantwortliche. Es sei natürlich dem entsprechenden Unternehmen überlassen, wie groß es seine Raumstation baut. Aber „die NASA wird nur dafür zahlen, was sie auch nutzt“.

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