Die Kritik an der von Facebook geplanten Digitalwährung Libra nimmt nicht ab, auch wir hatten darüber bereits diskutiert. Nachdem die amerikanische Zentralbank Fed sich schon im Juli wenig begeistert gezeigt hat, indem sie Bedenken in Sachen Daten- und Verbraucherschutz, Geldwäsche und Finanzstabilität anmeldete, kam nun erneut von einem hochrangigen Vertreter der Europäischen Zentralbank ein ziemlich vernichtendes Urteil.
„Ich hoffe aufrichtig, dass die Menschen in Europa nicht versucht sind, die Sicherheit und Zuverlässigkeit etablierter Zahlungslösungen und -kanäle zugunsten der betörenden, aber tückischen Versprechungen des Lockrufs von Facebook hinter sich zu lassen“, sagte Yves Mersch aus dem EZB-Direktorium am Montag bei einer Konferenz in Frankfurt.
Den ausführlichsten Bericht, den ich dazu gefunden habe, hat BTC-Echo gebracht.
Was genau Mersch an Libra stört? Zum einen fürchtet er, dass eine wachsende Bedeutung von Digitalwährungen die Rolle von klassischen Währungen wie dem Euro, die von Notenbanken herausgegeben werden, schmälern könnte. Und verliert der Euro an Bedeutung schrumpft der Einfluss der EZB.
Außerdem ist sich die EZB nach wie vor unsicher, wie Libra eigentlich rechtlich behandelt werden sollte. Und - der wohl größte Kritikpunkt: die Zentralisierung. Die Kontrolle über Libra und die Libra-Blockchain sieht Mersch vor allem bei Facebook und seinen Tochtergesellschaften. So zitiert BTC-Echo den Komissar:
Wenn es um Geld geht, ist Zentralisierung nur in der richtigen institutionellen Umgebung eine Tugend. Diese ist die einer souveränen Entität und einer zentralen herausgebenden Autorität. Konglomerate von unternehmerischen Entitäten sind nur ihren Shareholdern und Mitgliedern gegenüber verantwortlich.
Die Dezentralisierung, die so bahnbrechend am Bitcoin war, fehlt Libra. Aber Facebook ist keine Zentralbank, die (im bestmöglichen Fall) das Gemeinwohl im Blick hat.