Die Demokratie wird an der Einsamkeit zerbrechen

So oder so ähnlich kann man die aktuellen Studienergebnisse der Studie: „Extrem einsam? Die demokratische Relevanz von Einsamkeitserfahrungen unter Jugendlichen in Deutschland“ des Progressiven Zentrums interpretieren.

:rotating_light:"55 % der Jugendlichen fehlt manchmal oder immer Gesellschaft, und 26 % haben nicht das Gefühl, anderen Menschen nah zu sein. Ebenfalls rund ein Viertel hat nicht das Gefühl, mit den Menschen um sich herum auf einer Wellenlänge zu sein."

:rotating_light:"Nur 57 % der Jugendlichen halten die Demokratie für die beste Staatsform."

:sos:"𝐄𝐬 𝐠𝐢𝐛𝐭 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐧 𝐙𝐮𝐬𝐚𝐦𝐦𝐞𝐧𝐡𝐚𝐧𝐠 𝐳𝐰𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐄𝐢𝐧𝐬𝐚𝐦𝐤𝐞𝐢𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐚𝐮𝐭𝐨𝐫𝐢𝐭ä𝐫𝐞𝐧 𝐄𝐢𝐧𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐮𝐧𝐠𝐞𝐧":sos:

:warning:Der Aussage„Einige Politiker haben es verdient, wenn die Wut gegen sie auch schon mal in Gewalt umschlägt“ stimmen 25 % der Nicht-Einsamen, aber 34 % der Einsamen zu.

Wer also glaubt die Jugendlichen radikalisieren sich mit Klebstoff an den Händen auf Autobahnen, sollte definitiv einen Blick in diese Studie werfen! The Kids Are NOT All Right!

:white_check_mark:Hier die Lösung:

„Ebenfalls drei Viertel der Jugendlichen verbringen mehr Zeit online, auf Social Media oder in Onlinespielen. Knapp die Hälfte davon geben an, dass sie dies hilfreich finden.“

Jugendliche im Alter von 16 bis 23 Jahren kennen keine Welt ohne das Internet. Für EntscheidungsträgerInnen außerhalb dieser Generationen mag dieser Unterschied marginal sein, aber es ist eine komplett andere Lebensrealität. Diese Generationen zeichnet kollektive Fluchtbewegungen vor Prozessen, MeinungsführerInnen und EntscheidungsträgerInnen aus, die ihre Realität nicht anerkennen wollen! Diese Fluchtbewegungen passieren nicht analog oder geographisch, wohin soll man auf einem kollabierenden Planeten flüchten? Diese Menschen flüchten ins Digitale, mit ihrer Aufmerksamkeit, ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl, ihrer Präsenz!

:sparkle:"55 % der Jugendlichen bemängeln, die Politik greife für ihre Altersgruppe relevante Themen nicht auf und nur rund ein Viertel stimmt der Aussage „Ich kann die Politik beeinflussen“ zu."

:sparkle:"Jugendliche haben kein klares Bild von Gesellschaft und beschreiben eine Distanz zur Demokratie"

:sparkle:"Dennoch hat die Hälfte der Jugendlichen zu politischen und gesellschaftlichen Themen meistens eine klare eigene Meinung, und 43 % geben an, dass sie aktiv nach Informationen über Politik und gesellschaftliche Themen suchen."

Die digitale Welt ist schnelllebig, komplex, divers und folgt keiner klaren Struktur. Ambivalenzen müssen ausgehalten werden und Gegensätze schließen sich plötzlich nicht mehr aus. Das alles erfordert viel Aufmerksamkeit und Toleranz. Ich weiß, viele Menschen überfordert es, aber es ist der Strukturwandel der Zukunft. Wir sehen die Distinktion schon im kommunikativen Handeln. Es wird offensichtlich wenn wir Habermas mit der Forschung von Lucie Chateau oder Francisco Yus vergleichen.

Das Silicon Valley bastelt schon eifrig an ihrer Utopie (Stichwort Web3) für die Welt der Jugendlichen von morgen. Aus der Technikfolgenabschätzung kennen wir aber genug Frameworks (Vision Assessment, Sociotechnical Imaginaries, etc.) mit denen man eine alternative Utopie bauen könnte, die das demokratische System und dessen Werte erhalten könnte (Stichwort: Soziale Innovation). Natürlich steht die Rettung des Planeten auf der Prioliste ganz oben, aber die Jugendlichen brauchen auch eine Utopie and der sie sich orientieren können. Für ihre Welt, in der sie heute schon leben.

Diesen Menschen, ob wir wollen oder nicht, gehört, aus demographischen Gründen, die Zukunft. Man kann der Zukunft also weiter Steine in den Weg legen oder versuchen sich im Gegenüber zu sehen, zu verstehen und eine neue Vision für die Zukunft zu entwickeln, die die Lebensrealität von jungen Menschen berücksichtigt.

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Wichtiges Thema, danke! Jonathan Haidt hat dazu gestern auch einen interessanten Beitrag veröffentlicht:

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Vielen Dank, @Krischan :slight_smile: Tatsächlich habe ich mich auch das erste Mal intensiver mit Studien zu diesem Thema beschäftigt, wegen seines Besuchs bei Lex Fridman. Kann ich nur empfehlen!

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Ich würde gerne ein paar weitere Informationen zu dem Thema sammeln. Dieser Trend z.B. „Only half of children today grow up to earn more than their parents“.
https://opportunityinsights.org/national_trends/#:~:text=The%20American%20Dream%20is%20Fading&text=We%20find%20that%20more%20than,earn%20more%20than%20their%20parents.
Falls jemand weitere interessante Infos oder Statistiken hat, würde ich mich freuen.

Hier schon mal zwei Artikel aus dem Atlantic, letzterer schon etwas älter:

Und:

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Danke!

Eine weitere Facette:

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Wenn es nicht so tragisch wäre, würde ich „super“ schreiben, aber vielen Dank für den Artikel :slight_smile:

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