Die Corona Scribbles #4: Unser Zuhause

Plötzlich verbringen viele von uns viel mehr Zeit zuhause. Allein oder gemeinsam. Für manche mag das eine angenehme Entschleunigung sein. Für andere ist es gefährlich. Das neue Zuhause ist das Thema, das Julia Schneider in ihrer Comic-Kolumne Corona Scribbles diesmal aufgreift. Wie geht es euch daheim?

Von Julia Schneider (Comic) und Eric Eitel (Begleittext)

Als Comic-Autorin wurde Julia Schneider mit dem Titel „We Need To Talk, AI“, auf Deutsch: „KI, wir müssen reden“, bekannt, den sie im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit der Illustratorin Lena Kadriye Ziyal veröffentlichte. Auch bei 1E9 wurde er vorgestellt.

Aktuell arbeitet Julia an diesem Comic-Kaleidoskop zu Schatten und Licht in der Corona-Krise: Die Corona Scribbles. Wie schon bei ihrem Comic Essay We Need to Talk, AI bestehen die Corona Scribbles aus kurzen, sehr persönlichen Text-Snippets und vereinfachten, eingängigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Sie laden Euch ein auf die Reise durch Aspekte unserer neuen Corona-Realität – als subjektiver Debattenbeitrag ohne finale Wertung, als Angebot, sich eine eigene Meinung zu bilden und gerne als Input für eine Diskussion mit Euch.

Durch Klicken auf die Bilder kommt ihr in den Galerie-Modus, in dem sie größer dargestellt werden. Am Smartphone könnt ihr auch einfach zoom.

Alle Folgen der Corona Scribbles findest du hier.

Übrigens freuen wir uns über alle Antworten und Kommentare, aber besonders über Comic-Beiträge. Technisch lassen die sich ziemlich einfach umsetzen. Julia, zum Beispiel, arbeitet mit dem iPad Pro 2019, der iPad-App Comic Draw und dem Adonit-Stift.

Julia Schneider, alias @juliaschneider, ist Autorin und promovierte Volkswirtin. Sie ist Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses des VDEI Verbandes der Exoskelettindustrie e.V., des Netzwerks efas – Wirtschaft, Feminismus und Wissenschaft und Teil des Track Teams Wissenschaft und Technik der re:publica. Zuvor arbeitete sie als Forscherin und Beraterin in den Bereichen empirische Arbeitsmarkt- und Innovationsforschung sowie als Datenstrategin. Mehr über ihre Arbeit erfahrt ihr hier.

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Zu dieser Folge habe ich spontan zwei Gedanken.

Zum einen fürchte ich, dass wir in einer Zeit, in der Statistiken – deren Aussagekraft nicht immer unumstritten ist – Politik bestimmen, die Zahlen über häusliche Gewalt, misshandelte Kinder, psychische Erkrankungen schlicht zu spät kommen, weil sie nicht in einem sekündlich aktualisierten Dashboard erscheinen. Zwar ist es gut, dass von Anfang an immer wieder davor gewarnt wurde, dass es hier einen hohen Preis für den Shutdown zu bezahlen gibt, doch habe ich noch nicht mitbekommen, inwiefern darauf reagiert wird. Habt ihr dazu Informationen?

Zum anderen merke ich von Tag zu Tag mehr – und insbesondere, wenn ich durch die ruhige Stadt spazier oder radle – wie sehr die Stadt für mich Teil des Zuhauses ist. Fast wie eine Verlängerung meines Wohnzimmers. Schnell in die Tram oder aufs Rad springen, in ein Café, eine Kneipe, ein Kino, eine Ausstellungshalle schauen, die mir wegen so vieler Besuche schon so vertraut sind… Und das fehlt. Die Stadt ist ein bisschen wie eine Kulisse ihrer selbst. Das ist traurig… Bei allem Wunsch, dass die Welt nach Corona vielleicht auch in manchen besser wird. Manches darf gerne einfach wieder so werden wie davor. Weil ein Zuhause sollte sich nicht so sehr verändern, finde ich… Man ist ja auch Gewohnheitstier.

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Weiß nicht wie es euch geht, aber merke oft in meinem Umfeld, dass der Alkoholkonsum hoch geht; man hat „so“ schnell einen Tapetenwechsel in den 4 Wänden… dass das (wohl gepaart mit allerhand Zeug das man sich vielleicht passend zum Wein oder Bier als Begleitung gönnt) nicht die optimale Ernährungsweise ist ist klar. Wäre doch super zum Wein oder Bier legale Alternativen zu haben! Was meint ihr?

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Ich weiß dazu nichts. Zum Thema generell weiß man eben leider auch ohne Corona nichts eindeutig Tatsächliches zu sagen. Wie häufig so etwas hinter den Fassaden passiert wird vllt. geschätzt, aber zu oft einfach nicht „gemeldet“. Wenn es nicht Ausrasterausnahmen sind kann es sogar die Welt sein, in die ein Kind hineingeboren ist. Wem soll es das wann melden? Und auch Erwachsene scheuen sich oft aus verschiedenen (psychologischen, gesellschaftlichen etc.) Gründen.

Derzeit wird es als ein Kollateralschaden verbucht, einer der geleistet werden muss und den die Betroffenen durchstehen müssen - bis die Krise vorbei ist.

Derweil gibt es das immer und man würde sich immer ein realtime Dashboard wünschen. Wie sollte es aber so etwas registrieren? Und ist es sensibel genug, menschliche Reaktionen in Stresssituationen und im Alltag psychologisch einzuschätzen? Einzelfall oder tägliche Eskalationsroutine… Vllt. brauchen alle an der Situation Beteiligten Unterstützung, weil sie allein nicht zurechtkommen.
Ich wünsch mir, jetzt wo wir so viel von einem Zusammenhalten sprechen und soziale Aktionen und Verhalten fürs Miteinander mehr denn je diskutiert/vorgelebt werden, ein informelles aber engagiertes Sozialgefüge. Gewalt muss in der Familie oder im Freundes- bzw. Bekanntenkreis angegangen werden und nicht verschämt verschwiegen. Nachbarn bekommen das ja schon oft mit. Man muss hinschauen und auch mal sensible, wenn auch schwierige, Gespräche suchen. Das wäre jedenfalls eine positive Corona-Folge.

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