Der einst von der Deutschen Post gekaufte E-Fahrzeugbauer StreetScooter hat wohl einen neuen Besitzer gefunden. Das neugegründete Unternehmen Odin Automotive will den Autofabrikanten aus Aachen übernehmen. Hinter Odin steht Stefan Krause, der schon an den E-Auto-Start-ups Faraday Future und Canoo beteiligt war.
Von Michael Förtsch
Im Jahr 2010 war StreetScooter von den beiden Ingenieuren Achim Kampker und Günther Schuh gegründet worden. Sie wollten zunächst einen Elektrokleinwagen für kurze Fahrten in der Stadt fertigen – und hatten bereits 2011 einen Prototyp auf der IAA in Frankfurt gezeigt. Aber wenig später entschieden sie sich dafür, stattdessen einen Elektro-Lieferwagen zu bauen, da dafür einfach mehr Bedarf bestehen könnte. Ab 2014 liefen die ersten Exemplare vom Band. Und noch im gleichen Jahr hat die Deutsche Post angekündigt, das Start-up zu übernehmen – und dadurch nach und nach seine gesamte Flotte von Post-Lieferwagen zu elektrifizieren. Später sollten die Wagen in unterschiedlichen Konfigurationen, aber auch anderen Unternehmen verkauft werden.
Ab 2017 sollten pro Jahr rund 10.000 der Work- und der größeren Work-L-Fahrzeuge gefertigt werden. Aber bei StreetScooter kam es immer wieder zu Problemen, wie erst Jahre später konkret bekannt wurde. Unter anderem kam es zu technischen Problemen bei den Fahrzeugen: Die Batterien der E-Transporter luden nicht auf, im Winter sank die Reichweite dramatisch und bei zahlreichen Fahrzeugen musste nachträglich eine neue Software aufgespielt werden, um sie für den Einsatz bereit zu machen. Anfang 2020 hatte die Deutsche Post daher entschieden, die Produktion der StreetScooter-Fahrzeug einzustellen – und die Firma entweder abzuwickeln oder zu veräußern. Bereits seit 2019 soll die Deutsche Post nach einem Abnehmer für StreetScooter gesucht, aber keinen passenden Interessenten gefunden haben.
Nun scheint aber doch ein neuer Eigner in Aussicht: Odin Automotive, ein Unternehmen aus Luxemburg, das erst im September gegründet wurde. Es soll bei der Deutschen Post sein Interesse angemeldet haben, StreetScooter in Gänze zu übernehmen. Die Höhe des Kaufpreises und weitere Vertragsdetails sind bislang unbekannt. Ebenso wollen sowohl die Post als auch Odin Automotive bislang kein Statement abgeben. Grund könnte sein, dass das Bundeskartellamt die potentielle Übernahme noch absegnen muss oder noch Teile der Veräußerung abgestimmt werden müssen.
Ein bekannter Name
Nach Recherchen der Zeitung Welt steht hinter Odin Automotive der ehemalige BMW-Manager Stefan Krause. Der ist in der Branche der Elektromobilität kein Unbekannter. Er war bis 2017 der Finanzchef des einst als Tesla-Killer gefeierten Faraday Future, das in den vergangenen Jahre jedoch mit Beinahepleiten und Skandalen für Aufsehen sorgte. Ebenso war er der Gründer und Chef des Start-ups Canoo – ursprünglich Evelozcity –, das einen futuristischen Elektro-Van und einen Lieferwagen entwickelte. Krause hatte Canoo 2019 aus unbekannten Gründen verlassen.
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Jetzt Mitglied werden!Neben Krause gehören laut Welt auch noch der Unternehmer Matthew Paul Richards, Leiter des indonesischen Telekommunikationsdienstleisters Trikomsel Oke, und der Manager Djamal Attamimi, der für den Kohleminenkonzern Toba Bara tätigt ist, zu den Gesellschaftern von Odin Automotive.
Ob und wie StreetScooter nach einer Übernahme weiterbetrieben werden könnte, das ist bislang unsicher. Fest steht, dass der deutsche E-Autobauer mittlerweile finanzstarke und technisch versierte Konkurrenz hat. Das britische Start-up Arrival etwa liefert bereits seit 2017 Fahrzeuge an die Royal Mail und soll in den kommenden Jahren 10.000 Lieferfahrzeuge für UPS fertigen. Das Unternehmen Rivian hat mehrere Milliarden Euro von Investoren wie Amazon eingesammelt und baut momentan die ersten Exemplare eines Lieferwagens für Paketzustellungen.
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Teaser-Bild: StreetScooter