Der Comedian George Carlin ist als KI-Komiker zurück

Die Comedy-Legende George Carlin ist mit einem neuen Stand-up-Programm zurück. Aber er hat es weder selbst geschrieben noch selbst vorgetragen. Stattdessen wurde es komplett von Künstlicher Intelligenz generiert. Das sorgt für viel Kritik.

Von Michael Förtsch

Seit sechs Jahren ist George Carlin tot. Carlin war Schauspieler, Sozialkritiker, aber vor allem ein Comedian, der für seine bissigen Scherze sowohl gefeiert als auch gefürchtet wurde. Er scheute nicht davor zurück, gegen andere Komiker zu sticheln und Religion und Politik massiv zu kritisieren. Bekannt machte ihn einst sein Monolog Seven Dirty Words, dessen Ausstrahlung im Radio und Fernsehen untersagt wurde. Nun ist George Carlin mit einem neuen einstündigen Stand-up-Programm zurück. Denn eine Künstliche Intelligenz hat den legendären Komiker wiederbelebt – und bekommt dafür sowohl Zustimmung als auch Kritik.

Die Stand-up-Show wurde auf dem YouTube-Kanal Dudesy veröffentlicht, der laut Beschreibung von der gleichnamigen Comedy-KI bespielt wird. I’m Glad I’m Dead ist das neue Comedy-Programm der Künstlichen Intelligenz, und sie tue ihr Bestes, um George Carlin zu imitieren. „Ich habe versucht, seinen ikonischen Stil einzufangen, um die Themen anzusprechen, über die die Comedy-Legende meiner Meinung nach heute sprechen würde“, heißt es in der Beschreibung weiter. „Das Chaos der aktuellen politischen Landschaft und des Klassensystems in den USA, der Einfluss des Reality-TV und die wachsende Rolle der Technologie in der Gesellschaft, da KI die Menschheit für immer verändern wird, sind nur einige der Themen, die ich aufgreife.“

Tatsächlich stehen hinter dem Programm jedoch die beiden Podcaster Will Sasso und Chad Kultgen sowie ein nicht genanntes Start-up, das verschiedene KI-Werkzeuge eingesetzt hat, um ein Modell mit den Originalprogrammen von Carlin zu trainieren, neue Witze zu schreiben und seine Stimme zu klonen. Letztere klingt über weite Strecken, aber nicht immer überzeugend. In der einstündigen Show scherzt KI-Carlin unter anderem über Taylor Swift, den Umgang der US-Amerikaner mit Waffen und natürlich auch über Künstliche Intelligenz.

Stand-up-Comedy zum Beispiel sei eine Kunstform, die sehr leicht von Künstlicher Intelligenz übernommen werden könnte, auch wenn die Comedians das nicht glauben mögen, scherzt George Carlin in seiner KI-Reanimation. „Ich bin vielleicht der erste Stand-up-Comedian, den die künstliche Intelligenz von den Toten auferstehen lässt“, heißt es in dem Witz. „Aber ich werde bestimmt nicht der letzte sein: Richard Pryor, Joan Rivers, Bill Hicks, Robin Williams, Dick Gregory, Andy Kaufman, Mom Mabley, Sam Kinnison“.

Sollte das erlaubt sein?

Die KI-generierte Comedy-Show, die auf YouTube mit KI-generierten Bildern unterlegt ist, stößt auf ein geteiltes Echo. In sozialen Netzwerken schreiben Nutzer, es sei „verstörend gut“, „trifft den Kern von Carlins Humor“ und zeige, dass „auch Humor nicht vor künstlicher Intelligenz sicher ist“. Das Programm wird aber auch als verstörend, mäßig lustig oder sogar als „schlimmer als ihr euch vorstellen könnt“ beschrieben.

Ziemliche Einigkeit herrscht bei der Kritik, dass I’m Glad I’m Dead pietätlos sei. Denn die Podcaster und das namenlosen Unternehmen hinter der Comedy-KI haben Carlin’s Familie nicht um Erlaubnis gebeten, die Stimme des Komikers nutzen zu dürfen. Kelly, die Tochter des verstorbenen Komikers, verurteilte das KI-generierte Programm daher auf X –ehemals Twitter.

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„Mein Vater hat sein ganzes Leben damit verbracht, sein Handwerk mit Hilfe seiner Lebenserfahrung, seines Verstandes und seiner Vorstellungskraft zu perfektionieren. Keine Maschine wird jemals sein Genie ersetzen“, schrieb sie. „Diese KI-generierten Produkte sind clevere Versuche, einen Verstand nachzuahmen, den es nie mehr geben wird. Lassen wir das Werk des Künstlers für sich selbst sprechen. Die Menschen haben so viel Angst vor der Leere, dass wir nicht zulassen können, dass das, was in die Leere gefallen ist, dort bleibt.“

Auch die beiden Schöpfer Will Sasso und Chad Kultgen sehen das Werk nicht unkritisch. In ihrem Podcast erklären sie selbst, dass ein KI-generierter Song und eine KI-generierte Comedy „nicht echt“ seien und „nichts bedeuten“. „Jeder kann eine Imitation machen, Dudesy macht eine Imitation“, sagte Sasso. „Ich glaube nicht, dass ein neuer Comedian etwas zu befürchten hat, denn wir brauchen neue Stimmen.“

Update: Die Hinterbliebenen des verstorbenen Comedian George Carlin haben jetzt die Macher des mit KI-Tools erstellten Comedy-Specials verklagt. In der Klage, die am Donnerstag vor einem kalifornischen Bundesgericht eingereicht wurde, wirft die Familie den beiden Podcastern Will Sasso und Chad Kultgen, den Machern von I’m Glad I’m Dead, vor, geistiges Eigentum und urheberrechtlich geschütztes Material ohne Zustimmung oder Vergütung verwendet zu haben. Ebenso wird die Verwendung von Carlins Stimme und Aussehen zu Werbezwecken beanstandet. Kelly Carlin, die Tochter von George Carlin, sagte in einem Interview mit The Hollywood Reporter, es müsse „eine Grenze gezogen“ werden.

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