Für die Rückkehr zum Mond arbeitet die NASA an einem neuen Raumschiff. Die Orion-Kapsel entsteht in Kooperation mit der ESA. Nun soll sie für einen ersten unbemannten Testflug bereit sein. Bereits 2022 soll sie dafür in Richtung Mond starten.
Von Michael Förtsch
Die Orion hatte es bislang nicht leicht. Und das nicht nur, weil sie sich den Namen mit einem Raumschiff aus einer deutschen Science-Fiction-Serie teilt. Die Arbeit an Orion begann bereits vor über 16 Jahren als Teil des Constellation-Programms, das, wie US-Präsident George W. Bush im Jahr 2004 angekündigt hatte, bis 2020 wieder einen US-Amerikaner auf den Mond bringen sollte. Dafür wurde mit der Planung und Konstruktion einer neuen und modernen Raumkapsel begonnen, die seinerzeit den eher sperrigen Namen Multi-Purpose Crew Vehicle erhielt. Im Februar 2010 wurde das Constellation-Programm dann allerdings unter Barack Obama wegen seiner ausufernden Kosten gestrichen.
Nur ein Jahr später wurden Teile des Constellation-Programms aber wiederbelebt – allen voran das Multi-Purpose Crew Vehicle, das nun Orion getauft wurde. Es soll jetzt als Teil des neuen Artemis-Programms das Raumschiff werden, das US-Amerikaner bis 2024 wieder zum Mond bringt – und später vielleicht sogar zum Mars. Die Orion besteht aus einer Raumkapsel, die von Lockheed Martin gefertigt wird, und einem sogenannten Servicemodul, das Antriebs- und Versorgungssysteme enthält, und unter Aufsicht der ESA von der Defence-and-Space-Abteilung von Airbus in Bremen gebaut wird.
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Jetzt Mitglied werden!Wie die NASA nun angekündigt hat, ist die Orion jetzt fertig. Zumindest soweit, dass sie die wichtigen Prüfprozesse System Acceptance Review und Design Certification Review überstanden hat. „Bei der Überprüfung wurden alle Raumfahrzeugsysteme, alle Testdaten, Inspektionsberichte und Analysen, die die Verifizierung unterstützen, untersucht, um sicherzustellen, dass jeder Aspekt des Raumfahrzeugs die korrekte technische Reife besitzt“, heißt es von der US-Raumfahrtbehörde. Damit ist das Raumschiff nun auch bereit, um einen ersten Flug zu unternehmen. Der soll bereits im kommenden Jahr stattfinden.
Auch die Rakete muss bereit sein
Für die Mission Artemis 1 soll die Orion im November 2021 an der Spitze des neuen NASA-Raketensystems Space Launch System – kurz SLS – ins All geschossen werden. Während der Mission soll das Raumschiff Orion in Richtung Mond steuern, in den Mondorbit einlenken und nach sechs Tagen wieder zur Erde zurückkehren. Die erste bemannte Mission, Artemis 2, soll voraussichtlich im August 2023 folgen. Das erste Mal seit Apollo 17 im Jahre 1972 würden Astronauten hierbei den Mond umrunden und zur Erde zurückkehren. Dabei sollen insbesondere die Systeme und Arbeitsabläufe im Orion-Raumschiff erprobt werden.
Für den Start der Orion-Raumschiffe wird dringend das SLS benötigt. Denn das Raumschiff wurde speziell für diese Rakete konzipiert und ist mit 29 Tonnen so schwer, dass es zum Zeitpunkt des Planungsstarts auch nur von der SLS getragen werden könnte. Jedoch hinkt die SLS-Entwicklung hinterher und wird mehrere Milliarden US-Dollar deutlich teurer als geplant. Dennoch ist die NASA „recht zuversichtlich“ dass das Raketensystem im kommenden Jahr für die erste Artemis-Mission bereit sein wird. Erst am 2. September wurde im US-Bundesstaat Utah der Feststoff-Booster erfolgreich getestet – wie ein spektakuläres Video dokumentiert.
Für den Fall, dass das SLS bis dahin noch nicht nutzbar sein sollte, gibt es jedoch einen Alternativplan. Wie etwa NASA-Chef Jim Bridenstine bei einer Senatsanhörung ausführte, könnte die Orion getrennt als Kapsel und Servicemodul mit zwei Starts in das All gebracht und dort verbunden werden. Geeignet für die Starts wären die Falcon Heavy von SpaceX oder auch die Delta IV Heavy der United Launch Alliance. Die Fortentwicklung dieser Notfalloption ist derzeit allerdings vertagt, da dadurch die Mission möglicherweise nur noch weiter verzögert werden würde.
Teaser-Bild: NASA