Darum hat Dyson sein E-Auto-Projekt aufgegeben

Vor drei Jahren wurde die Staubsaugerfirma Dyson zu einem Hoffnungsträger der Elektroautobranche. Mehrere Millionen investierte der Unternehmensgründer James Dyson selbst in die Entwicklung eines E-Autos. Doch das Projekt scheiterte. Jetzt verrät Dyson auch, warum.

Von Michael Förtsch

Update:

Mittlerweile gibt das Unternehmen Dyson mehr Einblick in das gescheiterte E-Auto-Projekt. Aufgrund des großen Interesses wurde nun eine Übersichtsseite eingerichtet, auf der unter anderem der Aufbau des Wagens, das Design und Interieur erklärt werden. Dazu kommt ein Video, in dem James Dyson selbst einen Prototypen vorführt.

Hier findet ihr die ursprüngliche Meldung:

Mit Staubsaugern, Handtrocknern und Luftbefeuchtern wurde das britische Unternehmen Dyson zu einem der führenden Elektrounternehmen der Welt – und der Gründer James Dyson zum Multimilliardär. Denn Dyson setzt auf ungewöhnliche Konzepte, eigens entwickelte Elektromotoren und Batterien. Im Jahr 2017 kündigte die erfolgreiche Staubsaugerfirma dann an, nun auch ein eigenes Elektroauto zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, um damit sowohl alteingesessenen Automarken, aber auch jungen E-Auto-Bauern wie Tesla kräftig Konkurrenz zu machen. Doch Ende 2019 gab das Unternehmen die Pläne auf und erklärte, dass das intern N526 getaufte Fahrzeug nicht weiterentwickelt und die E-Auto-Abteilung aufgelöst wird.

In einem Interview mit der Sunday Times hat James Dyson nun etwas mehr über das selbst nach dem Ende noch geheime Projekt verraten. Wie so viele Elektrowagen sollte auch das N526 ein sportliches SUV werden. In 4,8 Sekunden sollte es von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde kommen – und das bei einem Gewicht von 2,6 Tonnen und einer Länge von fünf Metern. Dafür sollten zwei starke Elektromotoren mit insgesamt 540 PS an Leistung sorgen. Bemerkenswert sollte die Reichweite sein. Die sollte dank eigener Feststoffzellenbatterietechnik bei 965 Kilometern liegen. „Sogar in einer eiskalten Februarnacht, bei einer Geschwindigkeit von 110 Stundenkilometern auf der Autobahn, mit eingeschalteter Heizung und Radio auf Hochtouren“, wie James Dyson sagt. Das wäre fast die doppelte Reichweite des in Größe und Typ vergleichbaren Model X von Tesla.

Die Optik des Wagens sollte schlicht, nobel und erkennbar britisch sein. Im Inneren hätten die Designer auf futuristischen Minimalismus gesetzt. Die Sitze sollten aus separierten und die Wirbelsäule stützenden Polsterelementen bestehen und eine breite Mittelkonsole sowohl Fahrer als auch Beifahrer viel Platz garantieren. Anzeigen und Knöpfe hätte es auf dem Armaturenbrett nahezu keine gegeben. Die Dyson-Entwickler wollten stattdessen vollkommen auf holografische Informationsdarstellung setzen. Alles was der Fahrer wissen sollte, sollte direkt in die Frontscheibe projiziert werden.

Der Preis wäre zu hoch gewesen

Eingestiegen in das Rennen um die Zukunft des Autos ist James Dyson da er einen Markt im Umbruch sah, in dem selbst aus Unbekannten abrupt Marktführer und große Namen werden könnten, wenn sie die richtigen Ideen mitbringen. Daher ließ er 500 Dyson-Entwickler auf einem ehemaligen Militärflugplatz an dem Auto arbeiten, das nach zwei Jahren Entwicklung weiter gewesen sei, als vielen Außenstehenden bewusst war. Dyson selbst habe, wie er sagt, heimlich einen Prototypen auf „einem abgeschirmten Gelände“ zur Probe gefahren. Bereits im kommenden Jahr hätte der Wagen auf den Markt kommen können. Für die Produktion war sogar schon eine Fabrik in Singapur angekauft worden.

In das E-Auto sollen nicht nur Firmengelder, sondern auch fast 600 Millionen Euro von James Dysons eigenem Vermögen geflossen sein. Er hoffte nämlich, nach dem N526 in schneller Folge noch zwei andere Autos entwickeln und auf den Markt bringen zu können, wenn erst eine Produktions- und Lieferinfrastruktur besteht. Daher hätte der N526 auch nur in vergleichsweise kleiner Stückzahl gebaut werden sollen. Dass aus den Plänen nichts wurde, das erklärt Dyson mit einer rein wirtschaftlichen Entscheidung. Er habe bei seinem Unternehmen keine ertragreiche Grundlage als erfolgreicher E-Auto-Bauer gesehen. Denn es wäre dem Unternehmen nicht gelungen, das Auto zu einem „vernünftigen Preis“ anzubieten. Der N526 hätte für 170.000 Euro verkauft werden müssen, um rentabel zu sein. Das wäre deutlich teurer als ein Tesla Model X, ein Jaguar i Pace oder ein Audi e-tron.

Es wäre für Dyson nicht machbar gewesen, einen günstigeren Preis des E-Autos mit dem Verkauf von Benzin- oder Dieselfahrzeugen zu kompensieren, wie es beispielsweise etablierte Automarken tun. Und es wären auch keine Milliardeninvestments vorhanden gewesen, die jahrelange Verluste verkraftbar gemacht hätten. Es habe daher nicht am Fahrzeug oder an den Entwicklern gelegen. „Ihre Leistungen waren immens“, so Dyson. Insbesondere angesichts der „Ungeheuerlichkeit und Komplexität“ des Projekts. Das Scheitern habe auch ihn selbst mit viel „Traurigkeit und Enttäuschung“ zurückgelassen. „Wir versuchen Dinge und wir scheitern“, meint Dyson. „Das Leben ist nicht leicht.“

Dennoch will sich Dyson weiterhin auch abseits von Staubsaugern engagieren. Unter anderem soll weiterhin an neuen Akkumulatoren geforscht werden. Dafür hatte Dyson erst vor fünf Jahren für mehrere Millionen das Unternehmen Sakti3 gekauft, das als einer der Vorreiter in der Batterietechnologie gilt. Außerdem will sich Dyson eine Vorreiterrolle bei Künstlicher Intelligenz und Robotik erkämpfen. Für 380 Millionen Euro hat die britische Firma dafür ein Forschungs- und Entwicklungslabor in Singapur eröffnet, das nach dem Brexit sukzessive zur neuen Heimat des Unternehmens werden soll.

Teaser-Bild: Dyson

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Schade, dass das Auto made in UK doch nichts wird.

Und kurios, dass Dyson den Umzug nach Singapur mit dem Brexit begründet - James Dyson war immer Pro-Brexit. Kennt jemand hier die Hintergründe?

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Dyson hat schon länger einen Hang zu Singapur. Denn der Stadtstaat ist eine Technologiehochburg und bietet vergleichsweise viele Freiheiten was Investments, Entwicklung, Geldanlagen etc. pp. angeht. Viele EU-Gegner hatten daher eine ganze Zeit propagiert, London in ein Singapore-on-Thames umzubauen.

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