Bereits 130.000 Menschen haben ihre Augen für eine Kryptowährung scannen lassen

Das Start-up Worldcoin will die Welt einen – mit einer neuen Kryptowährung. Die soll kostenlos an jeden Erdenbürger verteilt werden. Zumindest jeden, der seine Augen mit einem Scanner ablichten lässt. Genau damit hat das vom bekannten Investor Sam Altman geförderte Projekt bereits begonnen.

Von Michael Förtsch

Die Website CoinMarketCap verfolgt derzeit die Kurse von 6.730 Kryptowährungen. Eine ganze Menge. Daneben existieren noch einige mehr, die aber zu irrelevant und klein sind, um ihre Entwicklung mitzuzeichnen. Zu letzteren soll Worldcoin aber nicht gehören. Zumindest nicht, wenn es nach dem Investor Sam Altman und dem Physiker Alexander Blania geht, der die Idee zur Kryptowährung Worldcoin ursprünglich entwickelt hat. Deren Alleinstellungsmerkmal soll es sein, dass sie gerecht unter allen Menschen aufgeteilt wird, die sie haben wollen. „Je mehr Menschen gemeinsam dieselbe Währung besitzen und verwenden, desto nützlicher wird diese Währung für jeden Teilnehmer“, so die Macher von Worldcoin. Bisherige Kryptowährungen würden bei diesem Ziel zurückstehen.

Bisher haben tatsächlich nur drei Prozent der Weltbevölkerung jemals Kontakt mit Kryptowährungen gehabt. Daher soll Worldcoin aktiv verteilt werden. Dabei soll jedoch sichergestellt werden, dass tatsächlich nur jeder Mensch den Anteil bekommt, der ihm zusteht – und nicht zweimal abkassiert. Dafür hat das Unternehmen ein Gerät entwickelt, das es The Orb getauft hat. Es handelt sich um einen etwa Bowlingkugel-großen Ball, der die Iris eines Menschen scannt und als verschlüsselte biometrische Information sichert. Das sollen die einzigen Informationen sein, die für den Erstellung einer digitalen Brieftasche gebraucht werden – und um Worldcoin zu erhalten.

Bei diesem Konzept handelt es sich nicht um eine Zukunftsvision. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben trotz der Corona-Pandemie in einem Feldtest bereits über 130.000 Menschen mit Prototypen des Orb für Worldcoin registriert. Unter anderem in Chile, Kenia, Indonesien, Sudan und Frankreich. Ziel sei es, alsbald eine Milliarde Menschen für Worldcoin zu begeistern und in das Netzwerk zu holen. Dafür sorgen sollen vor allem Freiwillige, die sich beim Start-up als Orb Operator bewerben und entsprechend darin geschult werden, die Registrierung mit dem Iris-Scanner durchzuführen. Wie sie das tun, darin sollen sie vollkommen frei sein. Sie könnten mit Institutionen und Regierungen zusammenarbeiten oder sogar ein Geschäft daraus machen. Produziert werden sollen die kommenden Orb-Geräte übrigens ab November von einem nicht genannten Hersteller in Deutschland.

Es gibt schon ein Worldcoin

Eine große Frage war bislang, ob und wie sicher die Abbilder der Iris, die mit dem Scanner eingesammelt werden, verwahrt werden. Laut Worldcoin soll das eigentliche Bild der Augen nicht als Bilddatei gesichert werden, sondern würde unmittelbar in einen „einmaligen Identifikator“ konvertiert – also einer Repräsentation aus Zahlen und Buchstaben. Sie werden nur der Ausgabe der Kryptowährung und der Erstellung eines Berechtigungszertifikates für eine Wallet dienen, um zu vermeiden, dass jemand zwei Mal einen Anteil an Worldcoin zu ergattern versucht. Der Name, die Adresse oder sonstige Informationen fragt Worldcoin nach eigenen Angaben nicht ab. Ebenso soll jede Verbindung einer Wallet zu einem Identifikator und einem Zertifikat sicher gelöscht werden. Wem eine digitale Brieftasche also letztlich gehört, das sei nicht nachvollziehbar.

Erhalten soll jeder, der sich registriert zwischen 10 und 200 US-Dollar, die in mehreren Schritten in die digitale Wallet überwiesen werden sollen. Insgesamt sollen maximal 10 Milliarden Worldcoin-Einheiten ausgegeben werden. Anders als ursprünglich gedacht, wird Worldcoin kein vollständig eigenes Blockchain-Öko-System schaffen, sondern ist als sogenanntes Layer-2-System entwickelt, das auf dem Ethereum-Netzwerk aufsetzt – ähnlich wie das Polygon-Netzwerk. Dadurch soll Worldcoin schon von Beginn an für viele Zwecke einsetzbar und problemlos in andere Kryptowährungen konvertierbar sein. „Sicherlich wird dies eine breitere Einführung neuartiger Technologien und Modelle der Zusammenarbeit, wie DAOs, NFTs und dezentralisierte Börsen, mit sich bringen“, heißt es von Worldcoin.

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Ein Problem für Worldcoin könnte noch der Name des Projektes werden. Denn es existiert bereits seit 2013 eine Kryptowährung unter dem Namen Worldcoin, die aktiv gehandelt und genutzt wird. Deren Macher schreiben, dass Altman und das Worldcoin-Team „unseren Namen stehlen“. „Wir stapeln seit 2013 Blöcke (in einer Blockchain). Wir werden eure Augäpfel nicht scannen – jedenfalls nicht in nächster Zeit“, so die Entwickler weiter, die anführen, dass sie den Namen Worldcoin nicht verkaufen oder aufgeben wollen. Zu Verwechslungen kommt es bereits. Denn seit der Ankündigung des Worldcoin-Projektes ist der Kurs des 2013 gestarteten Worldcoin von unter einem Euro-Cent auf 6 Cent gestiegen.

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