Baubeginn 2022: So soll die erste schwimmende Stadt der Welt aussehen

Der Klimawandel bedroht viele Küstenregionen und Städte. Einige Länder der Welt sind dadurch unmittelbar bedroht. Die Malediven setzen daher auf Städte auf dem Wasser. Die Konstruktion der ersten schwimmenden Siedlung für 20.000 Einwohner wird in diesem Jahr beginnen.

Von Michael Förtsch

Der Meeresspiegel steigt und bedroht zahlreiche Städte und Küstenregionen. Vor allem aber sind viele Inselnationen in Gefahr. Sie werden im Meer versinken. Dazu gehören unter anderem die Malediven, die aus mehreren Atollen und über 1.100 kleinen Inseln bestehen. Einige davon werden wohl bereits in wenigen Jahrzehnten nur noch zum Teil oder gar nicht mehr bewohnbar sein. Ein Pilotprojekt soll nun eine mögliche Maßnahme testen, um neuen Raum auf dem Meer zu schaffen. Nämlich in Form von schwimmenden Städten. Der Bau der ersten Maldives Floating City soll in diesem Jahr beginnen und Wohn-, Lern- und Arbeitsräume für mehrere Tausend Menschen schaffen.

Entstehen wird die Stadt in einer aus Sandbänken und Inselflecken geformten Lagune unweit der Hauptstadt Malé. Die Konstruktion soll aus mehreren miteinander verbundenen Nachbarschaftsblöcken bestehen, deren Grundform das Aussehen von Korallen emuliert. Diese sind auf schwimmenden Betonpontons aufgebaut, die an im Meeresboden verankerten Teleskopstangen fixiert sind, an denen sie frei mit dem Meeresspiegel nach oben und unten gleiten können. Entwickelt wird diese Technik von der niederländischen Firma Dutch Docklands. Insgesamt sollen auf den Plattformen 5.000 Gebäude mit Platz für 20.000 Einwohner aufgebaut werden: Wohnhäuser, Schulen, Geschäfte, Restaurants, Bürogebäude und mehr. Auch kleine Parkanlagen, Spiel- und Sportplätze soll es geben.

Im Jahr 2024 sollen die ersten Bewohner einziehen können. Der Preis für eine Atelierwohnung soll bei rund 140.000 Euro liegen – ein hoher Betrag, aber deutlich günstiger als im unweit gelegenen Malé. Platz für Autos gibt es in der Maldives Floating City übrigens nicht. Stattdessen sollen die Einwohner mit Booten, Elektrorollern und dem Fahrrad von A nach B gelangen.

Konzipiert wurde die futuristische Wasserstadt von Koen Olthuis und dem Team des Architekturbüros Waterstudio NL, das bereits seit 15 Jahren neue Konzepte für das Wohnen mit und auf dem Wasser erdenkt. Der Niederländer hat bereits Hausboote und schwimmende Häuser für Siedlungsprojekte in den Niederlanden, Norwegen, Dubai und den USA entworfen. Die Maldives Floating City sei aber „die erste echte schwimmende Inselstadt der Welt“, so Olthuis. Deren Planungsschritte würden bis ins Jahr 2009 zurückreichen. Ein Projekt wie dieses, das nun auch umgesetzt werde, sei in seiner Dimension und den damit verbundenen Herausforderungen einmalig.

Umweltverträglichkeit ist wichtig

Eine besondere Problematik stellt die Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit der Stadt dar. Über Jahre sei der mögliche Einfluss auf Korallen und das marine Leben geprüft worden. Zusätzlich wurden saubere und sichere Entsorgungs- und Aufbereitungstechnologien für Abwasser und Abfälle erdacht. Statt klassischer Klimaanlagen soll Wasser aus der Tiefe genutzt werden, um die Räume der Stadt zu kühlen. Und an den Unterseiten der Beton-Tragelemente soll Glasschaum angebracht werden, der das Wachstum von Korallen und die Ansiedlung von Fischen und anderen Meerestieren unterstützt. Elektrischer Strom soll zuvorderst mittels Solaranlagen gewonnen werden, die auf jedem der Gebäude installiert sind.

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Die Wohneinheiten sollen in einer lokalen Schiffswerft konstruiert und an ihren Standort gezogen werden. Die Maldives Floating City ist ein gewagtes Experiment, das, wenn erfolgreich, mehrfach wiederholt werden soll. Denn zahlreiche der aktuellen Bevölkerungszentren der Malediven sind bedroht. Laut dem Architekten Koen Olthuis wird das Bauen auf dem Wasser in Zukunft wohl in vielen Weltregionen zum Alltag gehören.

Ein Konzept für eine weitere schwimmende Stadt namens Oceanix wurde bereits 2019 enthüllt. Die vom Architekturbüro Bjarke Ingels Group gestaltete Stadt soll aus mehreren großen Schwimmmodulen bestehen. Eine Selbstversorgung soll durch Solar- und Windkraftanlagen, Algenfarmen, Hydro-Gärten und landwirtschaftliche Flächen auf weiteren Plattformen sichergestellt werden. Gebaut werden soll die für bis zu 10.000 Menschen ausgelegte Stadt vor der Küste der südkoreanischen Stadt Busan.

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Titelbild: Maldives Floating City

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Oceanix find ich super Name… Wenn sich das so lange hält wie das ‚kleine gallische Dorf‘ dann steht schwimmenden Städten eine propere Zukunft bevor. :v::grin:

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