Der Erfolg und Hype um ChatGPT ist auch in China spür- und sichtbar. Das einst als ‚Google von China‘ bekannt gewordene Tech-Unternehmen Baidu will daher einen vergleichbaren KI-Chatbot starten und in seine Suchmaschine integrieren.
Von Michael Förtsch
Mit ChatGPT hat das US-Forschungsunternehmen OpenAI ein von Künstlicher Intelligenz getriebenes Werkzeug veröffentlicht, das weltweit fasziniert. In nur zwei Monaten soll der Dienst ganze 100 Millionen Nutzer erreicht haben. Und pro Tag sollen rund 13 Millionen Menschen auf das Tool zugreifen. Das sagen zumindest Daten des Analyseunternehmens Similarweb, wie Reuters berichtet. Microsoft, das mehrere Milliarden in OpenAI investiert, plant derzeit, das KI-Werkzeug in seine Suchmaschine Bing und die Kollaborationsplattform Teams zu integrieren. Der Erfolg bringt andere Unternehmen in Zugzwang. Google hat bereits angekündigt, bald selbst einen intelligenten Chatbot zu starten, der auf dem Sprachmodell LaMDA basieren soll. Aber auch chinesische Tech-Unternehmen wollen mitziehen.
Wie Bloomberg berichtet, wolle Baidu bereits im März einen „Chatbot-Dienst mit Künstlicher Intelligenz ähnlich ChatGPT von OpenAI“ veröffentlichen. Basis soll ein von Baidu entwickeltes Modell namens Ernie darstellen. Erscheinen soll der chinesische ChatGPT-Konkurrent zunächst als eigene App, die vor allem auf dem Smartphone genutzt werden soll. Jedoch sei schon geplant, den Chatbot außerdem in die Websuche des Unternehmens zu integrieren und dadurch die Nutzungsmöglichkeiten zu verbreitern. Diese Meldung hat durchaus Gewicht. Denn Baidu ist einer der einflussreichsten und größten Tech-Konzerne in China.
Bekannt wurde Baidu primär durch seine gleichnamige Suchmaschine, die über 75 Prozent aller Suchanfragen in China abwickelt. Ebenso betreibt das Unternehmen mehrere Plattformen für digitale Werbung, Cloud-Speicher- und Computing-Anwendungen sowie Community- und Foren-Dienste. Vor allem aber zählt Baidu mittlerweile zu den Firmen, die am stärksten in die Forschung- und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz investieren.
Baidu erklärt große KI-Modelle zum Trend
Bereits seit 2013 arbeitet Baidu an fahrerlosen Fahrzeugen. Daraus hat sich zwischenzeitlich die KI-Autonomie-Plattform Apolong – beziehungsweise Apollo – entwickelt, die bereits in verschiedenen Fahrzeugen eingesetzt wird. Darunter Lieferfahrzeuge und Kleinbusse, die in mehreren chinesischen Städten fahren. Daneben investiert Baidu in die Entwicklung von intelligenten Steuersystemen für Roboter und dedizierte Computerchips für KI-Berechnungen.
Zum großen Trend hat Baidu zu Beginn des Jahres die Entwicklung von großen KI-Modellen erklärt. Derartige KI-Modelle würden sich in eine „sprach-, aufgaben- und modalitätsübergreifende“ Richtung entwickeln und dadurch die Schwelle für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz vermindern. Mit Wenxin Yige hat Baidu daher bereits einen KI-Kunst-Generator nach dem Vorbild von DALL-E 2 oder Midjourney gestartet, der über eine Plattform genutzt wird, auf der die Bilder auch ausgestellt und geteilt werden können.
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Jetzt Mitglied werden!Laut Robin Li, einem der Co-Gründer von Baidu, gehe es aber nicht nur darum, mit großen KI-Modellen die Schwelle für die Nutzung von Künstliche Intelligenz im Alltag zu senken. Es gehe auch darum, die KI und ihre Möglichkeiten in Branchen wie die Luft- und Raumfahrt, die Finanzwelt und die Energiebranche zu bringen. Laut Li könnten etwa Strom- und Wasserwirtschaft alsbald von Künstlicher Intelligenz gesteuert werden.
Zur Umsetzung der Ambitionen hat Baidu sein Intelligent Computing Center in der Metropole Yangquan in der chinesischen Provinz Shanxi zuletzt massiv erweitert und für die Nutzung und Entwicklung von KI-Anwendungen umgerüstet. Es handelt sich um eines der größten Rechenzentren in China. Laut Bloomberg erwarte Baidu aber schon Konkurrenz. Es gebe mehrere bekannte Unternehmen, aber auch zahlreiche Start-ups, die dem „Google von China“ beim Start einer chinesischen ChatGPT-Alternative zuvorkommen wollen.
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