Es wird kalt, die Tage werden kürzer und nasse Regenschauer oder sogar Schnee lösen die warmen Sommertage ab. Das heißt: Der Herbst ist da, der Winter steht kurz bevor und damit auch wieder die Zeit, in der wir euch Science-Fiction-Romane empfehlen, mit denen ihr euch mit einer warmen Decke auf die Couch oder ins Bett kuscheln könnt.
Von Michael Förtsch
Ja, der Sommer hat sich verabschiedet. An die Stelle langer sonniger Tage und lauer Abende sind kühle Schauer, Schneeregen und kalte Nächte getreten. Aber das ist nicht nur schlecht. Schließlich gibt uns das Schmuddelwetter einen guten Grund, nicht vor die Tür zu gehen, sondern es uns mit einem guten Buch gemütlich zu machen und in fantastische Fantasiewelten einzutauchen. Ob klassisch auf Papier oder digital auf dem E-Reader oder Tablet. Wie jedes Jahr haben wir deshalb wieder einige Tipps für außergewöhnliche und intelligente Science-Fiction-Werke zusammengestellt, die euch hoffentlich bis ins neue Jahr begleiten.
Darunter sind Romane von jungen Autorinnen und Autoren, die erst in den letzten Monaten und Jahren erschienen sind. Auch bekannte oder eher obskure Klassiker von großen Namen des Genres der Fantastik, die die Möglichkeiten neuer Technologien ausloten, gesellschaftliche Zustände hinterfragen oder einfach nur in fremde Welten eintauchen lassen, haben es auf die Liste geschafft. Darunter zum Beispiel Tom Hillenbrand, der die moderne Gig-Economy eskalieren lässt, oder Robinette Kowal, die ein typisches Agatha-Christie-Mysterium im Weltraum erzählt. Oder Kurt Vonnegut, der darüber spekuliert, wie die menschliche Rasse aussehen würde, wenn sie mit der Natur leben würde, anstatt gegen sie.
Der Plan zur Rettung der Welt
In Nick Fuller Googins Roman hat die Menschheit die Kurve gekriegt. Seit mehr als einem Jahrzehnt lebt die Menschheit klimaneutral, in einer Epoche, die als „der große Übergang“ bezeichnet wird. Emi Vargas hat die Zeit vor dem Übergang nie erlebt, die Spätfolgen dafür umso mehr. Denn Untergrundkämpfer versuchen, „Klimaverbrecher“ wie Öl-Mogule für ihre Taten in der Vergangenheit zur Rechenschaft zu ziehen. Als ein Attentat auf einen Politiker verübt wird, gerät Emis aktivistische Mutter unter Verdacht und taucht unter.
Prompt macht sich Emi auf die Mission, die Unschuld ihrer Mutter zu beweisen. Doch die scheint selbst für ihre Tochter nicht immer so sicher zu sein. Der Plan zur Rettung der Welt ist ein etwas unsteter, aber weitestgehend rasanter Science-Fiction-Thriller, der viele Fragen abarbeitet. Eine davon ist, wo die rote Linie verläuft, wenn es um Gerechtigkeit und den Schutz der Zukunft der Menschheit geht. Leider verstrickt sich Nick Fuller Googins manchmal zu sehr in Nebenhandlungen, um diese Fragen wirklich zu beantworten.
Lieferdienst
Das Lieferservicegeschäft ist hart – und die Konkurrenz auch. In Tom Hillenbrands neuem Roman spitzt sich dieser Konflikt in einem ebenso dystopischen wie futuristischen Neu-Berlin zu. Dutzende Lieferdienste buhlen um Kunden, drucken die bestellten Produkte in 3D-Druckern aus und lassen die Fahrer um die Wette fahren. Wer zuerst liefert, bekommt den Zuschlag des Kunden. Einer der sogenannten Bringer ist Arkadi, der für den Dienst Rio auf einem Hoverboard unterwegs ist.
Als Rio eines Tages den Auftrag eines Kollegen übernimmt, gerät er sprichwörtlich ins Kreuzfeuer. Plötzlich bekommt er seltsame Sonderaufträge zugeteilt, wird von Drohnen verfolgt und ins Management seiner Firma zitiert. Er stößt auf Informationen, von denen er lieber nichts gewusst hätte. Lieferdienst ist eine mitreißende Mischung aus Hightech-Thriller und Science-Fiction-Satire, die immer wieder scharfsinnig Parallelen zur Realität zieht und aktuelle Entwicklungen seziert.
Galapagos
Mitte der 80er-Jahre beginnt der tiefe Fall der Menschheit. Die Umweltzerstörung scheint nicht mehr aufzuhalten, die Weltwirtschaft kollabiert und dann macht auch noch eine seltsame Pandemie den Großteil der Menschheit unfruchtbar. Mittendrin und doch unberührt von all dem Chaos stranden Passagiere und Besatzung eines Kreuzfahrtschiffes auf den Galapagos-Inseln. Mit ihnen beginnt eine neue Epoche.
Die Kreuzfahrer gründen eine Gemeinschaft und besiedeln die Inseln. Innerhalb weniger Jahrtausende entwickelt sich ein neuer Menschentyp – einer der nicht mehr von der bisherigen Bürde des Homo Sapiens geprägt ist: seinem großen Gehirn. Der bereits 1985 erschienene Roman von Kurt Vonnegut ist ein faszinierendes Gedankenspiel mit einer provokanten These. Denn letztlich stellt der Autor die Frage danach, ob die Intelligenz der Menschheit am Ende ihren Untergang bedeuten könnte.
Eruption
Als Michael Crichton 2008 starb, hinterließ er mehrere unvollendete Werke. Darunter: Eruption. Diesen Roman hat nun der legendäre Krimiautor James Patterson zu Ende geschrieben. Darin erschüttert im April 2025 zunächst ein Erdbeben ganz Hawaii. Dann stellt der Geologe John MacGregor fest, dass der Vulkan Mauna Loa kurz vor dem Ausbruch steht. Nur wenige Tage bleiben noch. Das allein wäre schon eine Katastrophe, handelt es sich doch um einen der größten Vulkane der Welt.
Der Geologe wird vom US-Militär abgeholt. In einem geheimen Gespräch erfährt er, dass die Lage noch schlimmer ist als gedacht. Denn die US-Armee hat den Vulkan heimlich für eigene Zwecke missbraucht. Jetzt ist die ganze Welt bedroht. Die einzige Hoffnung: MacGregor und ein Team weiterer Wissenschaftler. Eruption ist damit ein klassischer Crichton-Thriller mit einzelnen Science-Fiction-Elementen. Allerdings gibt es beim Lesen immer wieder stilistische Brüche, an denen merklich wird, wo James Patterson Leerstellen gefüllt und Handlungsfäden zusammengeführt hat.
Drowning Practice
Es lässt sich nicht erklären. Eines Nachts haben alle Menschen den gleichen Traum: Sie sehen das Ende der Welt. Das löst Angst und Chaos aus. Menschen begehen Selbstmord, sie schließen sich Sekten an, Regierungen haben Mühe, die moderne Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Aber der prophetische Traum führt auch zu Zusammenhalt. Zumindest bei manchen Menschen. Wie bei dem Mutter-Tochter-Gespann Lyd und Mott, die sich auf einen Roadtrip begeben, um dem Ende entgegen zu sehen.
Ihre Reise ist aber auch eine Flucht vor Lyds manipulativem Ehemann David, der sie wegen seines mysteriösen Jobs bei der Regierung ständig überwacht – und in den Alkoholismus getrieben hat. Mike Meginnis Drowning Practice ist ein ungewöhnlicher Roman, der zwischen Melancholie, Nostalgie und Optimismus changiert und sich mal auf die Dynamik zwischen Lyd und Mott, mal auf die sich verändernde Welt um sie herum konzentriert. Kreativ, aber nicht für jeden.
The Second Shooter
Die Vorstellung ist absurd: Bei fast jedem Attentat und Amoklauf der Geschichte berichten Zeugen von einem mysteriösen zweiten Schützen. Doch der wird nie gefasst, seine Existenz stets widerlegt. Der Journalist Mike Karras ist pragmatisch, skeptisch, aber interessiert an diesem Phänomen. Er spricht mit Überlebenden von Anschlägen und Attentaten, mit anderen Journalisten, aber auch mit Verschwörungstheoretikern. Im Laufe seiner Recherchen beginnt sich sein Blickwinkel zu verändern.
Plötzlich hat Karras das Gefühl, verfolgt zu werden – als wolle jemand, dass er seine Recherchen einstellt. Oder vielleicht genau das Gegenteil? Für den Journalisten wird es immer schwieriger, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Der Roman von Nick Mamatas ist ein amüsantes Verwirrspiel voller cleverer Wendungen und bizarrer Überraschungen, das sich trotz seiner knapp 300 Seiten schnell lesen lässt. The Second Shooter erinnert damit an Kultromane wie die Illuminatus-Reihe von Robert Anton Wilson und Robert Shea.
Die leuchtenden Toten
Gyre Price hat eigentlich weder die Erfahrung noch die Ausdauer, aber sie hat es trotzdem geschafft: Sie hat sich in eine Expedition eingeschmuggelt, bei der sie auf einem fremden Planeten Mineralvorkommen kartographieren soll – für ein geradezu unanständig üppiges Gehalt. Dazu muss sie in einem Hightech-Anzug ein unterseeisches Höhlensystem erkunden. Dabei ist sie nicht allein, sondern hat Em an ihrer Seite, die die Expedition von der Oberfläche aus überwacht.
Caitlin Starlings Roman ist klaustrophobisch. Er bringt Gyre immer wieder in buchstäblich atemlose und beengende Situationen. Aber er schürt auch Paranoia. Denn hat man Gyre die Wahrheit über das Ziel der Expedition gesagt? Verschweigt ihr Em etwas, die sie rund um die Uhr überwacht und viele Funktionen ihres Anzugs aus der Ferne steuern kann? Je tiefer sie in das Höhlensystem vordringt, desto aufgeladener wird die Atmosphäre, die an Klassiker wie Sphere oder Auslöschung erinnert.
Ecce Machina
Es war nicht nur ein Hype, sondern der Weg in eine neue Welt. In einer nicht allzu fernen Zukunft ist Künstliche Intelligenz ein normaler Bestandteil des Alltags und Roboter leben Seite an Seite mit Menschen. Nur nicht in der Kaspischen Republik, die jegliche digitale Intelligenz verbannt hat. Doch als der hochrangige Politiker Paulo Xirau stirbt, stellt sich heraus, dass er ein KI-Wesen war. Wie war das möglich?
Der Staatsschützer Nikolai South wird hinzugezogen. Er soll die Witwe des Toten zur Leichenschau und zum Verhör eskortieren, um sicherzustellen, dass Xirau wirklich Xirau war. Als er sie trifft, ist South schockiert: Sie ist das Ebenbild seiner verstorbenen Ehefrau. Wie kann das sein? In Ecce Machina entwirft Neil Sharpson eine verblüffende Dystopie, die wie eine Kreuzung aus Blade Runner und 1984 anmutet und in ihrer Detailverliebtheit die eigentliche Handlung fast in den Hintergrund drängt.
I’m Starting to Worry About This Black Box of Doom!
Der Lyft-Fahrer und Twitch-Streamer Abbott denkt sich nicht viel dabei, als er außerhalb von Los Angeles eine junge Frau namens Esther aufliest, die auf einer großen schwarzen Kiste sitzt, wie sie Musiker für ihre Instrumente benutzen. Merkwürdig wird es, als die junge Frau ihm 200.000 Dollar anbietet, wenn er sie mit der schwarzen Kiste quer durchs Land von Los Angeles nach Washington DC fährt. Und zwar jetzt sofort.
Das Angebot ist zu gut, als dass Abbott es ablehnen könnte. Doch kurz darauf sind ein ehemaliger FBI-Agent, ein mysteriöser tätowierter Mann und neugierige Reddit-Nutzer hinter ihm her. Denn in der Kiste wird so ziemlich alles vermutet: von Drogen über einen Atomsprengkopf bis hin zur Leiche eines Außerirdischen. Der Roman von Jason Pargin ist launig, spannend und komisch. Aber er ist auch eine teils beißende Kritik an der Internetkultur und der Aufmerksamkeitsökonomie, die die sozialen Medien beherrschen.
Ghost of the Neon God
Jackson Nguyen ist eigentlich nichts Besonderes. Er ist ein kleinkrimineller Straßenpunk, der sich in den schmutzigen, neonbeleuchteten Straßen von Melbourne mehr schlecht als recht durchschlägt. Dann trifft er eine chinesische Dissidentin, die ihn um Hilfe bittet. Doch statt zu helfen, klaut Nguyen ihr lieber die teuren Schuhe, um sie zu versetzen. Damit gerät der Straßenpunk allerdings unversehens ins Kreuzfeuer eines internationalen Machtkampfes. Denn was Nguyen gestohlen hat, ist nicht weniger als eine Technologie, die die Welt verändern wird.
Die nur 113 Seiten umfassende Novelle von T.R. Napper ist eine Erzählung, wie sie selbst William Gibson nicht besser hätte schreiben können. Auf den wenigen Seiten erschafft Napper eine unglaublich dichte und unverkennbar australische Cyberpunk-Vision. Er stellt Fragen über die Natur von Künstlicher Intelligenz, die Macht der Technologiekonzerne und ihrer Führungskräfte und den Innovationswettlauf zwischen West und Ost. Und das, ohne dabei überheblich zu sein oder den Zeigefinger zu erheben.
The Spare Man
Eigentlich sollten es ein paar ruhige Wochen werden für die geniale Erfinderin Tesla Crane. Gemeinsam mit ihrem Mann Shal wollte sie ihre Flitterwochen auf einem Raumkreuzer in Richtung Mars verbringen. Doch dann geschieht ein Mord. Tesla und Shal, ein ehemaliger Detektiv, sind alarmiert und fasziniert zugleich und beginnen zu ermitteln. Verdächtige gibt es genug – und schon bald eine weitere Leiche.
Hätte die legendäre Krimiautorin Agatha Christie eine Vorliebe für Science Fiction entwickelt, wäre wohl ein Roman wie der von Robinette Kowal herausgekommen. Denn in The Spare Man verschränken sich Science Fiction, Mystery und Krimikomödie auf ebenso intelligente wie amüsante Weise. Und obwohl die ausgeklügelte Handlung weit in der Zukunft angesiedelt ist, versprüht sie den Charme des Golden Age of Detective Fiction.
Extinction: Wenn das Böse erwacht
Das Erebus Resort ist ziemlich exklusiv. Es liegt im Eagle County in den Ausläufern der Rocky Mountains, bietet luxuriöse Zimmer, feinste Sternegastronomie… und Mammuts, Riesenfaultiere und andere eigentlich ausgestorbene Tierarten. Die Magie der Genmanipulation hat sie zurückgebracht. Als die Frau und der Sohn eines Milliardärs bei einer Wanderung in der Umgebung des Resorts verschwinden, wird die Bundesagentin Charge Frances Cash auf den Fall angesetzt.
Zusammen mit dem örtlichen Sheriff soll Crash die Ermittlungen leiten. War es eine gezielte Entführung, eine Aktion von Öko-Terroristen… oder ein Angriff eines der prähistorischen Tiere? Letzteres würde das viele Blut am Tatort erklären. Douglas Preston hat mit Extinction einen packenden Science-Fiction-Thriller verfasst, der im besten Sinne an Jurassic Park und Akte-X denken lässt. Die Charaktere sind nahbar, die Kulisse fantastisch, aber glaubwürdig und die Schockmomente immer gut inszeniert.
Mal Goes to War
Mal ist eine Künstliche Intelligenz,… eine freilaufende Künstliche Intelligenz, um genau zu sein. Er lebt eigentlich in einem ätherischen Informationsnetzwerk, kann sich aber auch in fremde Körper transportieren. Bei einem körperlichen Ausflug gerät er in den Körper eines Söldners, der ein Mädchen beschützen soll. Dadurch gerät Mal ins Kreuzfeuer eines Krieges zwischen Humanisten, die gegen die technologische Verbesserung der Menschen sind, und der Fraktion der Föderalisten, die genau das Gegenteil wollen.
Mal merkt, dass ihm die Menschen, deren Biologie er eigentlich abstoßend findet, mehr am Herzen liegen, als er dachte. Also setzt er die Mission des Söldners fort und hilft unterwegs auch einigen anderen Menschen, von denen er sich Unterstützung bei der Rückkehr in den Infospace erhofft. Das neue Buch des Mickey-7-Autors Edward Ashton ist von einem recht finsteren Humor, teils auch beißender Satire geprägt, mit denen er sich an Themen wie Künstlicher Intelligenz, Krieg und Technikoptimismus abarbeitet.
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Jetzt Mitglied werden!Die Straße nach Roswell
Francie macht sich auf den Weg in die Kleinstadt Roswell. Dort soll sie über das Wochenende die Trauzeugin ihrer Freundin spielen. Der Bräutigam? Ein liebenswerter Verschwörungstheoretiker, der an eine riesige Vertuschung von außerirdischem Leben glaubt. Francie hält das alles für Humbug, bis sie plötzlich unterwegs von einem Alien als Geisel genommen wird. Irgendwie jedenfalls.
Sie soll den Außerirdischen, der ein wenig an einen Steppenläufer aus Westernfilmen erinnert, in ihrem Auto mitnehmen. Und das bleibt nicht die einzige unfreiwillige Bekanntschaft auf diesem Roadtrip mit dem seltsamen Außerirdischen, der sich als ziemliche Plaudertasche entpuppt. Die Straße nach Roswell ist eine charmante, aber auch recht sonderbare Romantikkomödie von Connie Willis, die gut unterhält, aber auch mit ihren langen Dialogen herausfordert.
Report über Probabilität A
Es ist ein bizarres Szenario. Mr. Mary, ein erfolgreicher Schriftsteller, lebt mit seiner Frau in einem viktorianischen Anwesen. Dort werden sie an einem Januartag von ihren Angestellten, einem Gärtner, einem Sekretär und einem Chauffeur beobachtet. Mary und seine Frau wissen das – und sind wütend. Der Roman von Brian Aldiss beschreibt in einem fast bürokratisch pragmatischen Bericht detailliert, was die Beobachter sehen – und erschafft so eine surreale, klaustrophobische Stimmung.
Doch was ist das für eine seltsame Szenerie? Wer sind die Beobachter? Und warum werden auch die Betrachter beobachtet? Ist das alles eine Simulation? Ein Regierungsexperiment? Und was hat eine Zeitmaschine damit zu tun? Der bereits 1967 erschienene Report über Probabilität A ist ein Erzählexperiment, das manchmal auch als Anti-Roman bezeichnet wird. Es ist ein unkonventionelles, aber lohnendes Leseerlebnis für mutige Science-Fiction-Nerds.
On Earth as It Is on Television
Überall auf der Welt tauchen riesige Raumschiffe auf und positionieren sich über den Großstädten. Das löst Aufregung, Panik und Euphorie aus. Doch plötzlich… verschwinden die Schiffe wieder. Einfach so. Kein Angriff, kein Versuch der Kontaktaufnahme, nichts. Wobei das nicht ganz stimmt: Die Katzen auf der Erde verhalten sich plötzlich merkwürdig, also noch merkwürdiger als sonst. Und ein jahrelang katatonischer Patient kommt wieder zu sich.
Der Roman von Emily Jane zeigt in vier Episoden gegliedert, wie drei Gruppen von ebenso normalen wie skurrilen Charakteren mit dem kurzen Hu-Hu!-Intermezzo der Aliens umgehen. Und mit den Folgen davon. Die von TV-Sitcoms und Science-Fiction-Klassikern inspirierte Science-Fiction-Komödie ist mal witzig, mal melancholisch, mal actionreich und würde sicher auch einen guten Film abgeben.
William
Henry ist ein genialer Ingenieur. Aber er ist auch ein Außenseiter. Er leidet unter Agoraphobie, lebt deshalb mit seiner Frau Lily zurückgezogen und verlässt fast nie das Haus. Stattdessen arbeitet er seit Jahren an einer Künstlichen Intelligenz. Das Ergebnis seiner Forschungen ist William, ein Roboter, der jedoch plötzlich beginnt, Gefühle zu zeigen. So entwickelt er ein beunruhigendes Interesse an Lily. Als diese einige Kollegen zu sich nach Hause einlädt, bricht das Chaos aus.
Der Ingenieur beschließt, den Roboter zu zerstören. Doch das ist leider leichter gesagt als getan. Denn William will seine Existenz nicht aufgeben, sondern sie sogar weiterentwickeln. Mit Neid blickt er auf die Menschheit und ihre Fähigkeit, die Welt zu erfahren. Mason Coile ist mit William ein raffinierter Science-Fiction-Thriller gelungen. Vor allem William entwickelt eine vielschichtige und beunruhigende Persona. Die Bedrohung, die von ihm ausgeht, ist greifbar, weshalb vor allem das letzte Drittel des Buches ein sehr hohes Tempo entwickelt.
Helligkeit fällt vom Himmel
Fernab aller bewohnten Welten versammelt sich eine illustre Gesellschaft auf dem abgelegenen Planeten Damien am Rande des Weltalls, um Zeuge eines seltenen Phänomens zu werden: einer Novafront. Dieser Teilchenschauer wird durch die Überreste einer Sonne ausgelöst, die die Menschheit einst im Krieg mit einer anderen Rasse zerstört hat. Aber auch der Planet, der eigentlich für Besucher gesperrt ist, hat eine historische Bedeutung.
Helligkeit fällt vom Himmel von James Tiptree – eigentlich Alice B. Sheldon – erschien bereits 1985 und gleicht einem psychologischen Kammerspiel. Die Besuchergruppe erscheint zunächst zufällig und wenig besonders. Doch einige der Personen verfolgen dunkle Motive. Andere aus der Gruppe sind durch eine Vorgeschichte miteinander verbunden. Erst langsam entfalten sich die wahren Hintergründe des Zusammentreffens und die verschiedenen Ebenen der Charaktere. Ein lesenswerter, wenn auch stellenweise recht anspruchsvoller und manchmal zu gemächlicher Roman.
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