Zweimal 2100: In welcher Welt werden wir leben?

Die Menschheit scheint mir aktuell zwei sehr unterschiedliche Strategien zu verfolgen, um die globalen Krisen unserer Zeit zu meistern: Eine Fraktion setzt auf gemeinsame Lösungen, auf Zusammenarbeit und Solidarität. Die andere auf ein Survival of the Fittest, auf ein „Wir zuerst!“ und ein „Jeder gegen Jeden“. Welche Strategie wird sich durchsetzen? Wir stehen am Scheideweg, noch haben wir die Wahl. Welches Jahr 2100 werden unsere Kids erleben? Warum? WDYT?

Wir haben es gegeneinander versucht - und alle verloren.

Die Erwärmung geht weiter, wir reißen einen Kipppunkt nach dem anderen. Die Lügen der fossilen Giganten, der rechten Parteien und ihrer Gegenmedien haben Klimapolitik verhindert. „Zu teuer, wirkungslos, unmöglich“, haben sie uns immer wieder erzählt, und zu viele haben ihnen geglaubt – und die Rechten gewählt. Für eine Weile haben sind wir damit gut gefahren, haben gelebt wie früher, rücksichtslos. Als sich dann die Katastrophen häuften und selbst die „konservativsten“ Politiker:innen erkannten, dass ein „Weiter so“ nicht möglich war, haben sie Mauern und Zäune gebaut und Soldat:innen aufgestellt an den Grenzen. Um unsere schwindenden Wasserreserven zu schützen. Und die mageren, dürregeplagten oder weggespülten Ernten. Weizen, Mais, Hopfen hielten die Hitze nicht aus. Brot, Tierfutter, Bier – knapp oder aus. Sie wollten „unsere Frauen und Kinder" vor all den Millionen und Abermillionen Klimaflüchtlingen „schützen“, mit Stacheldraht und Gewehren. Wir haben nicht über unsere Zäune geblickt, nicht geholfen, manchmal geschossen. Es gab keine Solidarität. Nach außen natürlich nicht, aber auch nicht nach innen. Und so zerfiel zuerst die „Festung Europa“, dann die „Festung Deutschland“. Regionen sind nun auf sich gestellt. Jeder gegen jeden und alle gegen immer schlimmere Krisen. Alles fehlt, und vor allem fehlt die Hoffnung.

Wir haben es geschafft, gemeinsam.

Das Klima erwärmt sich nicht mehr, die meisten Kipppunkte wurden nicht überschritten. Es war ein hartes Stück Arbeit, wir haben auf viel verzichtet, viel verändert, unsere Energieerzeugung und Ernährung umgestellt. Die Mehrheiten für demokratische Parteien haben knapp gehalten, und demokratische Politiker:innen haben nach langem Zögern ihre Angst vor den wenigen Lauten abgelegt und endlich entschieden gehandelt. Es hat viel gekostet, aber wir waren solidarisch mit den Schwachen hier und in anderen Ländern. Die Klimaerwärmung zu stoppen, war das erste große Menschheitsprojekt. Es hat uns zusammenrücken lassen. Die alten Gräben sind heute weniger tief. Wir sind stolz auf das Erreichte, so stolz. So froh. Ja, es ist deutlich wärmer und es gibt mehr Naturkatastrophen, doch wir meistern sie. Nach der großen Umstellung können wir unsere Ressourcen der besseren Anpassung an die neue Klimarealität widmen. Und der Forschung. Wir haben unseren Innovationen Zeit gekauft, es gibt erstaunliche Durchbrüche. Fusionsreaktoren und Quantencomputer arbeiten produktiv und eröffnen uns eine Zukunft, von der Anfang des Jahrtausends nicht einmal unsere Science-Fiction-Autor:innen zu träumen gewagt hätten. Die Zukunft kann großartig werden.