Microsoft wagt die Entwicklung eines großen Sprachmodells

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Microsoft will seine Abhängigkeit von OpenAI verringern. Dazu soll ein Team aus ehemaligen Entwicklern von Inflection AI an einem KI-Sprachmodell namens MAI-1 arbeiten. Das LLM wird wahrscheinlich nicht so leistungsfähig sein wie GPT-4, sollte aber mit denen von Meta und Mistral mithalten können.

Von Michael Förtsch

Es war eine Investition, die selbst Technologieexperten überraschte. Anfang des vergangenen Jahres investierte Microsoft ganze 10 Milliarden US-Dollar in OpenAI – zusätzlich zum exklusiven Zugang zum Cloud-Computing-Service Azure und den bereits erfolgten Finanzspritzen von 2019 und 2021. Damit wurde der Softwarekonzern aus Redmond zum größten und einflussreichsten Partner des KI-Start-ups aus San Francisco. Erst im März 2024 wurde zudem bekannt, dass Microsoft und OpenAI gemeinsam an einem 100 Milliarden US-Dollar teuren KI-Supercomputer namens Stargate arbeiten, der 2028 in Betrieb gehen soll. Doch trotz dieser Kooperation scheint Microsoft auch eigene Ambitionen zu haben.

Bereits als Sam Altman Ende 2023 kurzzeitig vom OpenAI-Aufsichtsrat als CEO entlassen wurde, hat Microsoft-Chef Satya Nadella ihm angeboten, bei Microsoft eine neue KI-Division aufzubauen. Da Altman jedoch seinen Posten zurückbekam, warb das Windows-Unternehmen im März 2024 stattdessen die Inflection-AI-Gründer Mustafa Suleyman und Karén Simonyan ab. Sie hatten ihr KI-Start-up 2022 gestartet und mit Pi einen ChatGPT-artigen Chatbot entwickelt, der besonders sicher und „einfühlsam“ sein sollte. Nun sollen Suleyman und Simonyan Microsoft AI aufbauen, eine neue Firmensparte, in der die KI-Bemühungen von Microsoft konzentriert werden sollen. Zahlreiche Inflection-Entwickler sind ihnen gefolgt.

Wie The Information berichtet, würde die Windows-Firma bereits jetzt an einem Sprachmodell arbeiten. Das Modell mit der Bezeichnung MAI-1 soll auf dem Wissen und den Technologien von Microsoft selbst und von Inflection AI aufbauen. Unter anderem sollen von Inflection AI kuratierte Datensätze für das Training verwendet werden. Aber auch öffentlich zugängliche Daten aus dem Internet sowie synthetische Daten, die mit GPT-4 erstellt wurden, sollen verwendet werden.

Wohl nicht besser als GPT-4

Es ist unwahrscheinlich, dass MAI-1 mit GPT-4 oder gar GPT-5 mithalten kann. Allerdings soll Microsoft das Ziel haben, zumindest die Modelle der LLaMA-Serie von Meta und des französischen KI-Start-ups Mistral zu übertreffen. Microsofts Cheftechniker Kevin Scott hat den Bericht von The Information auf LinkedIn teilweise bestätigt. Ihm zufolge ist MAI-1 ein reales Projekt, aber eigentlich keine bemerkenswerte Nachricht. Anspielungen auf einen möglichen Konkurrenzkampf zwischen Microsoft und OpenAI relativiert er.

„Ich bin mir nicht sicher, warum das eine Neuigkeit ist“, so Kevin Scott. „Wir bauen große Supercomputer, um KI-Modelle zu trainieren. Unser Partner Open AI nutzt diese Supercomputer, um bahnbrechende Modelle zu trainieren. Dann stellen wir beide diese Modelle in Produkten und Dienstleistungen zur Verfügung, damit viele Menschen davon profitieren können.“ Sowohl Microsoft als auch OpenAI wären mit diesem „Arrangement sehr zufrieden.“

Unklar ist, wofür und wie MAI-1 genutzt werden könnte. Denn Microsoft setzt für sein Copilot-Portfolio – in der Bing-Suche, in Office-Produkten und in Windows 11 – auf die GPT-Reihe von OpenAI, weil sie sich als die leistungsfähigste Reihe von Sprachmodellen bewährt hat. Sollte MAI-1 diese nicht übertreffen, gäbe es wenig Grund, das zu ändern.

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Es wird vermutet, dass Microsoft MAI-1 jedoch als Arbeitsgrundlage für eine Reihe von spezialisierten Modellen für Geschäftskunden nutzen könnte. Beispielsweise als Basis für geführte Bestellvorgänge in Online-Shops oder Kundenberatung via Chat. Es gibt auch Mutmaßungen, dass Microsoft auf seiner Build-Konferenz Ende des Monats eine komplett überarbeitete Version seiner Suchmaschine Bing vorstellen könnte. Diese könnte den zahlenden Nutzern ähnlich wie Perplexity die Wahl zwischen verschiedenen KI-Modellen ermöglichen.

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