This Week in Future #214 // 16.06.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Apple will auch auf KI von OpenAI setzen

  • OpenAI wird Teil des Apple-Ökosystems. Wie auf der Apple-Entwicklerkonferenz WWDC 2024 bekanntgegeben wurde, will Apple neben selbst entwickelten KI-Systemen auch auf OpenAIs ChatGPT setzen, um beispielsweise seinen Sprachassistenten Siri zu modernisieren. Das klang für viele Branchenkenner nach einem millionenschweren Deal. Doch wie Bloomberg nun erfahren hat, zahlt Apple der KI-Firma kein Geld, sondern verschafft ihr mit der Integration in potenziell hunderte Millionen Smartphones und Tablets mehr Aufmerksamkeit und Reputation. Es handle sich um eine Kooperation in der Hoffnung auf einen langfristigen Gewinn für beide Firmen.

Stable Diffusion 3 ist da – und enttäuscht die User

  • Mit Stable Diffusion 3 wollte das britische Start-up Stability AI wieder zu DALL-E 3 und Midjourney aufschließen. Schon vor Monaten hatte das Unternehmen angekündigt, zunächst eine kleine Version des neuen Text-zu-Bild-Modells zu veröffentlichen. Dies ist nun geschehen – und die Enttäuschung in der KI-Community ist groß. Denn das KI-Modell, das auf Huggingface verfügbar ist, produziert oft Bilder, die so gar nicht den Erwartungen entsprechen. Vor allem menschliche, aber auch tierische Körper werden bizarr verzerrt dargestellt, es zeigen sich obskur verformte Hände – ein Problem, das viele Nutzer für überwunden hielten – und andere Verformungen, die an Horrorfilme von David Cronenberg erinnern. Es wird vermutet, dass Stability AI das Modell möglichst unbrauchbar für die Generierung von pornographischem Material machen wollte, dies aber massiven Einfluss auf die Darstellung korrekter Anatomie hat.

Meta will für das Training seiner KIs doch keine Nutzerdaten aus Europa heranziehen

  • Das Facebook-Unternehmen Meta gibt auf – vorerst. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, will es keine öffentlich geteilten Daten wie Posts, Kommentare oder Bilder von europäischen Nutzerinnen und Nutzern seiner sozialen Netzwerke für das Training von KI-Modellen verwenden. Grund dafür sind Beschwerden von Datenschutz-NGOs wie NOYB, Einsprüche von Usern und eine Aufforderung der irischen Datenschutzkommission, das Training von KI-Modellen mit Nutzerdaten vorerst zu unterlassen. Laut Meta ist dies ein Rückschlag, der langfristig zu einer schlechteren Erfahrung für europäische Nutzer führen wird – und kurzfristig dazu, dass KI-Tools wie Meta AI erst einmal nicht in der EU starten werden.

Nach Kritik: Recall für Windows 11 kommt vorerst nicht bei allen Nutzern an

  • Microsoft rudert zurück. Nach der heftigen Kritik an der Recall-Funktion von Windows 11, die alle paar Sekunden Screenshots des Bildschirms anfertigt und für eine KI-Suche bereithält, hatten die Redmonder bereits zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. Auch machten sie es notwendig, dass Nutzerinnen und Nutzer Recall bewusst selbst aktivieren müssen. Nun wurde die flächendeckende Auslieferung von Recall per Update vom 18. Juni auf unbestimmte Zeit verschoben. Stattdessen soll das Feature zunächst nur freiwilligen Testern im Rahmen des Windows Insider Programms zur Verfügung gestellt werden.

Wird Amazon bei KI abgehängt?

  • Fortune beschäftigt sich in einem Artikel mit Amazons Sprachassistentin Alexa. Der Tenor: Das angekündigte Update mit generativer KI, das natürliche Gespräche mit Alexa ermöglichen soll – wie mit ChatGPT –, lasse aufgrund der dysfunktionalen Organisationsstruktur im Unternehmen sowie technischer Schwierigkeiten auf sich warten. Im KI-Rennen liege Amazon daher abgeschlagen hinter Google, Microsoft oder Meta.

Wacom will die Werke von Kreativen beim Exportieren automatisch zu NFTs machen

  • Der Zeichentablett-Riese Wacom will Kreativen helfen, ihre Werke zu schützen – mit Web3-Technologie. Denn ein Wacom Yuify getaufte Service soll es Künstlerinnen, Fotografen und anderen Kreativen ermöglichen, ihre Arbeit als NFT direkt in eine Blockchain zu schreiben, wenn sie die endgültige Version einer Malerei, eines Fotos oder einer Grafik exportieren. Gleichzeitig schreibt Yuify durch eine unsichtbare Manipulation einzelner Pixel einen unsichtbaren Identifikator in das Bild, der es mit dem NFT verknüpft. So kann ein Bild zu einem Künstler zurückverfolgt und seine Urheberschaft nachgewiesen werden. Der Dienst ist als Plug-in für Adobe Photoshop, in der aktuellen Testversion des Zeichenprogramms Rebelle 6 und demnächst in Clip Paint Studio verfügbar.

Echtes Foto gewinnt Wettbewerb für KI-generierte Bilder

  • In den letzten Jahren gab es mehrere Fälle, in denen Künstlerinnen und Künstler mit KI-generierten Werken Mal- und Fotowettbewerbe gewonnen hatten – und damit für Kontroversen sorgten. Nun ist auf amüsante Weise das Gegenteil passiert: Der Fotograf Miles Astray reichte bei den 1839 Photography Awards ein menschengemachtes Foto eines Flamingos ein, der seinen Kopf in seinem Gefieder versteckt – und zwar gezielt für eine Kategorie für KI-generierte Bilder. In dieser gewann er dann auch mit seinem Foto namens Flamingone. Wie er auf seiner Website erklärt, wollte er damit „beweisen, dass von Menschen geschaffene Inhalte ihre Bedeutung nicht verloren haben“. Nach dieser Enthüllung wurde er disqualifiziert.

Wird die Menschheit durch KI ausgelöscht? Dieser Forscher behauptet es jedenfalls.

  • Wie wahrscheinlich ist es, dass Künstliche Intelligenz die Menschheit auslöscht? Laut dem KI-Forscher Roman Yampolskiy von der University of Louisville ziemlich wahrscheinlich: Er sieht eine 99,9-Prozent-Chance, dass die Menschheit mit der Entwicklung Künstlicher Intelligenz ihr Schicksal besiegelt hat. In den nächsten 100 Jahren, erklärte er in einer Folge des Lex-Friedman-Podcasts, werde KI die Zivilisation zerstören. Andere sind allerdings nicht ganz so pessimistisch. Bereits Anfang des Jahres waren für eine Studie 2.778 Wissenschaftlerinnen und Forscher aus dem Bereich Künstliche Intelligenz befragt worden. Zwischen 37,8 und 51,4 Prozent der Befragten gaben an, dass sie eine 10-Prozent-Chance sehen, dass Künstliche Intelligenz in irgendeiner Weise „zu so schlimmen Folgen wie dem Aussterben der menschlichen Spezies“ führen könnte.

Mars-Flüge sind vermutlich schlecht für die Nieren

  • Schlechte Nachrichten für Mars-Fans wie Elon Musk. Wie eine Studie zeigt, wirkt sich die kosmische Strahlung, der Menschen bei einem Flug zum Mars ausgesetzt wären, verheerend auf ihre Nieren aus. Wie Keith Siew vom University College London herausfand, greift sie die Zellstruktur an und kann so die Funktion beeinträchtigen oder sogar lahmlegen. Einen Hinflug zum Mars könnte ein Mensch wohl noch überstehen, aber der Rückflug würde massive Organschäden bedeuten. Das hätten Tests an Labormäusen auf der ISS gezeigt, wo sie einer Strahlung ausgesetzt waren, wie sie bei einer Marsmission zu erwarten wäre. Nach Ansicht der Forscher sind daher sowohl Maßnahmen zum Schutz des Menschen vor der Strahlung als auch pharmazeutische Maßnahmen zur langfristigen Therapie der Organe erforderlich, bevor ein solcher Trip in Betracht gezogen werden kann.

Können irdische Miniwesen im Weltraum überleben?

  • Wie gut können irdische Organismen im Weltraum überleben? Das sollten die beiden NASA-Astronauten Tracy Dyson und Matt Dominick in der vergangenen Woche herausfinden. Dazu wurden sie zu einem kleinen Weltraumspaziergang abkommandiert, bei dem sie die Hülle der Internationalen Raumstation nach Spuren von Mikroorganismen absuchen sollten, die sich vor dem Start dort festgesetzt hatten. NASA-Wissenschaftler hoffen, auf diese Weise neue Extremophile zu entdecken – kleinste Lebewesen, die unter extremen Umweltbedingungen leben können.

Voyager 1 sendet wieder brauchbare Daten aus dem interstellaren Raum

  • Mehrere Jahre lang bereitete die Raumsonde Voyager 1 der NASA große Sorgen. Denn nach rund 47 Jahren hatte sie mit technischen Problemen zu kämpfen. So hatte sie 2022 verstümmelte Daten zurückgeschickt, die nicht oder nur teilweise verwertbar waren. Ein Software-Update Ende 2023 sollte die Fehler beheben und die Lebensdauer um einige Jahre verlängern. Im Mai 2024 erhielt die Sonde dann den Befehl, die Datenübertragung wieder aufzunehmen. Und tatsächlich funktionierte dabei alles wie geplant, berichtet die NASA nun. Zum ersten Mal übermittelte Voyager 1 wieder vollständige Daten seiner vier Instrumente, die Magnetfelder, Teilchen und Plasmawellen im Weltraum messen. Derzeit ist die Sonde 24 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt – und damit im interstellaren Raum. Die NASA hofft, dass Voyager 1 noch bis 2030 wissenschaftliche Daten liefern kann.

Die Forschung an klimafreundlichen Weidetieren läuft

  • Weidetiere, insbesondere Kühe und Schafe, stoßen das Gas Methan aus – und tragen damit zum Klimawandel bei. Ein längst bekanntes Problem. Wie das Knowable Magazine nun schreibt, wird an Möglichkeiten geforscht, die Methanemissionen zu verringern – durch andere Arten der Tierhaltung, Futterzusätze, Züchtungen oder auch die Manipulation der Mikroben im Verdauungssystem der Tiere. Da sich Methan in der Atmosphäre sehr schnell abbaut, könnte eine Reduzierung der Emissionen schnell positive Auswirkungen auf den Klimawandel haben.

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