Vom Great Barrier Reef nach Nordkorea: Die merkwürdige Odyssee des ersten schwimmenden Hotels

Vor fast 35 Jahren hat ein australischer Unternehmer ein wagemutiges Experiment gestartet. Er ließ ein Hotel bauen, das auf dem Wasser schwimmt. Über die Jahre erlebte das eine bizarre Odyssee. Denn das Hotel zog vom Great Barrier Reef nach Vietnam und landete letztlich in Nordkorea – wo ihm nun die Verschrottung droht.

Von Michael Förtsch

Es wird gerne als eines der Weltwunder der Natur bezeichnet. Vor der Nordküste von Australien zieht sich über mehr als 2.000 Kilometer die größte Ansammlung von Korallenriffen der Erde entlang, das Great Barrier Reef. Unter Wasser bietet sich Tauchern ein Spektakel aus Farben und Formen, das so nirgendwo anders zu sehen ist. Auf den Felsformationen finden sich Korallen in allen möglichen Schattierungen wieder. Zwischen ihnen sammeln sich Seesterne und tummeln sich Fische, Schildkröten und andere Bewohner der Ozeane. Noch. Doch in den letzten drei Jahrzehnten ist in Folge der Erderhitzung mehr als die Hälfte der Korallen abgestorben – bis 2050 könnte das Great Barrier Reef für immer verschwinden.

Als Doug Tarca das erste Mal zwischen den Korallen tauchte, konnte er deren Welt allerdings noch in seiner vollen Pracht erleben. Für ihn war die Unterwasserlandschaft eine wahre Offenbarung, von der er wollte, dass auch andere sie so kennenlernen.

Der 1929 in Norditalien geborene Tarca war 1935 mit seinen Eltern nach Australien gezogen. Er hatte bereits früh versucht, auf eigenen Beinen zu stehen und zahlreiche Berufe ausprobiert, bevor er in Townsville City nahe Brisbane das Tauchen für sich entdeckte. Über mehrere Jahre lebte er davon, Korallen zu ernten, die er öffentlich ausstellte oder an Unternehmen verkaufte, die sie zu Schmuck verarbeitet haben oder als Aquariumsdekoration verkauften. 1983 startete er Reef Link, eine kleine Firma, die für Ausflügler regelmäßige Fahrten mit einem Katamaran mit Glasboden zum Great Barrier Reef und dem Unterwasserkunstpark John Brewer Reef organisierte. Zum einen, um die Erfahrung „mit anderen Leuten zu teilen“, wie sein Sohn Peter Tarca gegenüber dem TV-Sender ABC sagte. Aber natürlich ging es auch darum, die zu jener Zeit vornehmlich für Rinderzucht und Landwirtschaft bekannte Gegend für Touristen interessant zu machen.

Tatsächlich gilt Tarca heute als Pionier der australischen Tourismusbranche. Insbesondere, weil ihm die regelmäßigen Ausflüge bald nicht mehr genug waren. Er wollte, dass Menschen nicht nur einen kurzen Abstecher zur Schönheit des Riffs erleben, sondern Zeit haben, voll darin aufzugehen – und dadurch den von ihm so geliebten Unterwasserschatz ebenso sehr zu schätzen lernen wie er. Denn zu dieser Zeit wurden bereits erste Warnungen laut, dass das Riff durch Hitzewellen und saures Wasser in Gefahr ist. „Er dachte, um das Riff zu schützen, müssen die Menschen in der Lage sein, es zu sehen“, sagt Robert de Jong, Kurator des Maritime Museums von Townsville, das einen Teil des Nachlasses von Tarca verwaltet.

Er dachte, um das Riff zu schützen, müssen die Menschen in der Lage sein, es zu sehen.
Robert de Jong

Der Taucher und Geschäftsmann hatte die Vision, bis zu drei ausgemusterte Kreuzfahrtschiffe zu chartern, um sie permanent im Great Barrier Reef ankern zu lassen. Auf diese Weise könnten Touristen dort über Tage und Wochen leben, jederzeit tauchen und schwimmen gehen – ganz wie in einem Hotel. Jedoch musste Tarca erkennen, dass Kreuzfahrtschiffe jener Ära nicht gerade sauber unterwegs waren. Der dreckige Diesel, ungefilterte Abwässer und auch eine gerne giftige Hüllenversiegelung hätten zur Gefahr für das sensible Riff werden können. Das machte Tarca Sorgen. Ganz abgesehen von der Herausforderung, solche Schiffe zu beschaffen. Die Lösung für den Geschäftsmann: Wieso ein Schiff in ein Hotel umrüsten, wenn man gleich ein schwimmendes Hotel bauen könnte, das für den Ozean gemacht ist?

Technik für Bohrplattformen

Der Taucher Doug Tarca hatte natürlich absolut keine Erfahrung mit der Konstruktion von Schwimmkörpern, geschweige denn mit der Architektur, der Konzeption und dem Betrieb eines Hotels. Erst recht nicht von einem schwimmenden Hotel, das, wie er zu dieser Zeit nicht wissen konnte, das erste seiner Art werden würde. Doch durch eine „erstaunliche Fügung“, meint Robert de Jong, wurde Tarca just in diesem Moment von einer Firma aus Schweden kontaktiert. Ein Unternehmen namens Consafe Engineering hatte von seiner Überlegung aus einem Pressebericht erfahren. Es gestaltete damals eigentlich Coastel genannte Wohnquartiere für Ölbohrplattformen, konnte sich jedoch mehr vorstellen. Wie Tarca und Vertreter von Consafe zwischen 1984 und 1985 übereinkamen, könnte das Prinzip auch für sein Hotel übertrag- und anpassbar sein.

Der australische Unternehmer sah, dass er seinen Plan wohl wirklich umsetzen könnte. Also kündigte er ihn medienwirksam an und gründete mit Barrier Reef Holdings eine Firma, deren einzige Aufgabe es war, seine Vision in die Realität zu hieven. Er suchte Geldgeber und fand tatsächlich Investoren, die im Floating Hotel – oder Floatel , wie es die Presse getauft hatte – einen großen Hebel für den Tourismus der Region sahen. Rund ein Jahr lang planten Tarca, sein Sohn Peter und die Ingenieure und Designer bei Consafe die wagemutige Konstruktion. Sie wollten nicht nur einen Klotz auf dem Wasser, sondern eine futuristische Wohnanlage, die aus einem Film wie Flucht ins 23. Jahrhundert oder einer Zeichnung des Science-Fiction-Künstlers Syd Mead stammen könnte.

Rund 28 Millionen australische Dollar prognostizierte die Barrier Reef Holdings als Kosten und beauftragte eine zum US-Stahlunternehmen Bethlehem Steel gehörende Werft in Singapur mit der Konstruktion, die sonst Aufbauten für Tankschiffe und Teile für Ölbohrplattformen baut. Die bekam 1986 die finalen Pläne überreicht und begann im Juni des gleichen Jahres mit der Umsetzung, wie die Financial Review 1987 berichtete. Der Bau war keine leichte Aufgabe, denn nie zuvor hatte jemand etwas derartiges errichtet. Neben der Werft mussten zwischen 60 und 90 Firmen und Spezialisten in den Bau eingebunden werden, die sich um Strom- und Wasserversorgung, Inneneinrichtungen, Küchen- und Baranalgen und vieles weitere kümmerten.

Mehrfach kam es dadurch zu ungeplanten Verzögerungen. Dennoch wurde das schwimmende Hotel in knapp zwei Jahren fertiggestellt – wenn auch deutlich teuer als geplant. Statt rund 28 Millionen – heute um die 65 Millionen – kostete der Bau letztlich zwischen 30 und 40 Millionen – heute zwischen 70 und 92 Millionen – australische Dollar. Damit waren die Probleme aber nicht aus dem Weg. Denn das zwischenzeitlich Barrier Reef Floating Resort getaufte Hotel kann zwar schwimmen, ist aber nicht seetauglich. Das heißt: Es musste von einem Schwerlastschiff transportiert werden, der niederländischen Mighty Servant 2. Das durfte aufgrund der gewichtigen Landung allerdings nur außerhalb der Sturmsaison passieren, wofür Oktober 1987 angesetzt wurde. Doch wegen eines Streits um einzelne Vertragsdetails setzte die Werft die Vorbereitungen für den Transport abrupt aus.

Erst im Januar 1988 konnte der Disput beigelegt werden, woraufhin die Werft die letzten Schliffe erledigte und das Hotel für seine 5.000 Kilometer weite Reise bereit machte. Da wütete allerdings noch der Zyklon Charlie, was die Reise erneut verzögerte. Statt, wie geplant, im November 1987 wurde das Barrier Reef Floating Resort erst im März 1988 an seinen Bestimmungsort geschleppt und sicher verankert. An einem Punkt rund 70 Kilometer vor der Küste von Townsville – und damit tatsächlich direkt im Great Barrier Reef. Ein Standort, der erst nach langen Genehmigungsverfahren, Umweltstudien und einer Bereinigung des Meeresgrundes zugesagt worden war. Und auch hier lief das Projekt in ein Problem: Das Hotel geriet in einen Ausläufer des Zyklons, wodurch ein Swimmingpool irreparabel beschädigt wurde. Sonst war alles noch in Takt und das Hotel, nach einer kurzen Vorbereitung, endlich bereit zu öffnen

Meerblick und Übelkeit

Was Doug Tarca Ende der 1980er inmitten des Ozeans aufgestellt hatte, wirkt auf Bildern aus jener Zeit wirklich wie aus einem Science-Fiction-Film. Das nahezu komplett aus Stahl gebaute Barrier Reef Floating Resort ist ein 12.000 Tonnen schwerer Koloss, der 90 Meter in der Länge und 27 Meter in der Breite misst. Das Hotel, das gleich einer sich auftürmenden Welle geformt ist, verfügt über sieben Etagen und 200 Zimmer. Dazu kommen mehrere Restaurants, eine Bar, ein Frühstücksraum, ein Theater mit 100 Sitzplätzen, ein Fitness Center, eine Sauna, eine Bücherei und eine große Dachterrasse.

Außerdem verfügt es über Generatoren und Abwasser-, Wasseraufbereitungs- und Müllentsorgungssysteme, die sicherstellen sollten, dass das Hotel so wenig Einfluss wie möglich auf das Riff hat, über dem es schwimmt. „Aus ökologischer Sicht ist es für die umliegenden Riffe wahrscheinlich weniger gefährlich als die meisten Erschließungen von Inselresorts oder die meisten Kreuzfahrtschiffe in diesem Gebiet“, sagte Richard Kenchington von der Great Barrier Reef Marine Park Authority in einem Presseartikel von 1988.

Neben der Hotelanlage wurden auf separaten Schwimmplattformen noch ein Tennisplatz, ein Helipad für wohlhabende Reisende und eine Pool-Anlage angeschlossen. Das Hotel hatte in den Monaten vor seiner Überfahrt für Medienberichte in der ganzen Welt gesorgt. Es war eine Sensation – oder zumindest eine aufregende Kuriosität. Es war, obwohl die Eröffnung unsicher war, auf Monate ausgebucht – und das bei Preisen von bis zu 1.100 US-Dollar pro Nacht. Als es dann im März 1988 unter dem neuen Namen The John Brewer Floating Hotel eröffnete, waren viele Gäste begeistert. In Archivartikeln wird von einem unglaublichen Ausblick und einer wohltuenden Abgeschiedenheit geschwärmt. „Die Leute sagten, du hast aus dem Fenster gesehen und sahst das Meer … und noch mehr Meer“, so der Museumsleiter de Jong. Dazu konnten die Gäste direkt vom Hotel aus Ausflüge mit Booten unternehmen oder in einer Tauchkapsel mit großen Fenstern in die Tiefe gleiten.

Wenn du dich in dieses Hotel eingebucht hast, saßt du fest.
Peter Charlesworth

Doch nicht alle Gäste und Beobachter waren begeistert. Viele wurden seekrank. Das Hotel verfügte im Gegensatz zu modernen Kreuzfahrtschiffen und Schwimmhäusern nicht über Stabilisatoren, die die Wellenbewegungen ausgeglichen hätten. Das sorgte dafür, dass manche Gäste vorzeitig abreisten und manche erfahrenen Hotelangestellten ihren Job aufgaben. Auch der Fotograf Peter Charlesworth – von dem zwei der Bilder in diesem Artikel stammen –, war nicht angetan. „Wenn du dich in dieses Hotel eingebucht hast, saßt du fest“, sagt er gegenüber 1E9. „Für mich ergab das Konzept, ein Gebäude mitten im Meer zu verankern, keinen Sinn – egal, wie interessant die Flora und Fauna ist.“

Gäste, die keine Taucher oder Segler waren, hätten nichts zu tun gehabt, außer zu trinken, zu essen und Bingo zu spielen. Und selbst für Wasserenthusiasten war das Hotel nicht eine solche Attraktion, wie erhofft. „Das Korallenriff rund um das Hotel war zuvor von Dornenkronenseesternen heimgesucht worden war“, so der Fotograf. Dadurch waren weite Teile des Riffs abgestorben und bleich. Für Charlesworth hatte das Floating Hotel mehr mit einem Gefängnis als einem Hotel gemein. Tatsächlich gestalteten sich An- und Abreisen reisen bei unruhigem Wetter sehr umständlich. Manchmal mussten Gäste mehrere Stunden auf ruhige See warten, um endlich übersetzen, um ein- und aus´-checken zu können. Einmal ging eines der Wassertaxis sogar in Flammen auf.

Weitaus schlimmer war jedoch, dass das Hotel für seinen Planer zu einer finanziellen Katastrophe zu werden drohte. Die Barrier Reef Holding und damit Tarca hatten die Monate an Verzögerungen bereits Millionen gekostet. Und wie sie feststellten, machten es die technischen Anlagen, die das Hotel umweltverträglich betreibbar machten, im Unterhalt deutlich teuer als gedacht. Dazu kamen weitere Zugeständnisse an den Naturschutz. Regelmäßig sollten Wissenschaftler die Gesundheit des Riffs in Hotelnähe und seinen Einfluss auf die Tierwelt überprüfen – auf Rechnung des Hotels.

Tarca hatte allerdings Glück im Unglück: Mehrere Hotelketten buhlten darum, das futuristische Hotel zu managen und ihren Namen auf sein breites Dach schreiben zu dürfen. Trotz der Probleme bot es schließlich einen einzigartigen Anblick und ein Erlebnis, wie kein anderes. Noch 1988 gab Doug Tarca die Verantwortung für das Hotel an die Four-Seasons-Gesellschaft ab, die es in Four Seasons Barrier Reef Resort umtaufte. Und bereits kurz darauf mussten die neuen Verantwortlichen eine Situation bewältigen, mit der keiner rechnen konnte. Im September 1988 wurden drei Kilometer vom Hotel entfernt riesige Mengen an Panzerminen und Artilleriegeschossen aus dem zweiten Weltkrieg entdeckt. Die Buchungen blieben schon bald aus. Das Hotel wurde vom Problemprojekt zum Desaster.

Neues Leben in Vietnam

Nur kurz nach seinem einjährigen Jubiläum wurde der Betrieb des Four Seasons Barrier Reef Resort eingestellt und das Hotel verkauft. Die japanische Investmentfirma EIC Development übernahm es zu einem ungenannten Preis. Sie wollte es aber nicht weiterbetreiben, jedenfalls nicht in Australien. Stattdessen wurde das Hotel für eine weitere Reise vorbereitet und nach einigen Monaten nach Ho-Chi-Minh-Stadt an der Südspitze von Vietnam transportiert. Dort wurde es entlang der Straße Ton Duc Thang mit Blick auf die Tran-Hung-Dao-Statue am Ufer des Saigon verankert. „Vietnam erlebte zu dieser Zeit einen massiven Tourismus-Boom“, so Peter Charlesworth. Hotels waren echte Mangelware. Die Verlegung der schwimmenden Bettenburg war daher ein Geniestreich. Nach einer flotten Renovierung und optischen Anpassungen an die vietnamesische Kultur wurde das Hotel unter dem Namen Saigon Floating Hotel neu eröffnet – und das mit Erfolg.

Das Saigon Floating Hotel wurde zeitweise zum beliebtesten Anlaufziel von westlichen Touristen, die aus ihren Zimmern einen Blick auf den Fluss und vor der Tür die geschäftige Stadt hatten. Dazu wurde das Hotel mit seinen Nachtclubs zu einer echten Instanz in der Stadt. Seekrank wurde auf dem ruhigen Flusslauf kaum jemand und der Unterhalt war dank Anbindung an die städtische Strom- und Wasserversorgung kein Problem. Das Hotel wurde erfolgreich geführt und weithin als The Floater bekannt. Mit zahlreichen Hotelneubauten in der direkten Nachbarschaft, verlor das Schwimmhotel jedoch Mitte der 1990er langsam seinen Reiz. Ebenso wurde nach mehreren Jahren eine technische Aufrüstung dringlich und eine Erneuerung der Ankerlizenz nötig. Und auch die 80er-Jahre-Optik der Innenarchitektur verlor zunehmend ihren Charme. Die Eigner entschlossen sich 1997 aufgrund finanzieller Engpässe nicht noch einmal zu investieren, sondern das Hotel zu verkaufen.

Interesse an dem mittlerweile zehn Jahre alten Metallbau gab es von Hotelbetreibern in Palau und Mikronesien. Übernommen wurde es letztlich aber von der südkoreanischen Firma Hyundai Asan – Preis: 18 Millionen US-Dollar. Hyundai Asan ist Teil des Hyundai-Konzerns, investiert auch in Projekte im verfeindeten Nachbarland Nordkorea und setzt sich dadurch für eine Völkerverständigung ein. Unter den Projekten sind etwa Restaurants, Badehäuser und Läden in der nordkoreanische Touristenregion Kŭmgang-san. Die Sonderverwaltungszone stellt ein Experiment dar, da sie auch für Touristen aus dem Ausland und insbesondere Südkorea offensteht. Hyundai Asan ließ das Hotel 1998 erneut auf eine Reise gehen. Zunächst nach Singapur, wo Technik und Struktur aufbereitet wurden. Im Jahr 2000 wurde es in die Stadt Changjon in Kŭmgang-san geschleppt und nunmehr zum dritten Mal eröffnet. Und zwar als Hotel Haegumgang.

Die Gründe für den Kauf waren wohl, dass es eine gute Alternative dazu war, ein großes Bauprojekt von Grund auf zu beginnen.
Park Seong Wook

„Die Gründe für den Kauf waren wohl, dass es eine gute Alternative dazu war, ein großes Bauprojekt von Grund auf zu beginnen“, sagte Park Seong Wook von Hyundai Asan im Jahr 2014 gegenüber NK News . Dazu sei es trotz seines Alters deutlich moderner und besser ausgestattet gewesen als viele andere Hotels in Nordkorea. Zwischen 2000 und 2008 war das Haegumgang immer wieder mit Touristen aus dem Süden gefüllt. Vor allem aber diente es als neutraler Ort für die Zusammenkünfte von Familien, die durch die Spaltung der beiden Koreas teils Jahrzehnte getrennt waren. Jedenfalls bis zu einem tragischen Vorfall. 2008 erschoss ein nordkoreanischer Soldat die südkoreanische Touristin Park Wang Ja, die bei einer Wanderung in eine Sperrzone eingedrungen war. Alle Touristenreisen wurden daraufhin eingestellt.

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Seitdem steht das Hotel Haegumgang leer. Laut Vertretern von Hyundai Asan, die die Region und das Hotel 2014 besuchten, sei es ohne Strom, aber nach all den Jahren noch in erstaunlich gutem Zustand. „Natürlich blätterte die Farbe an der Außenseite ein wenig ab, aber das Innere war intakt und wies keine größeren Abnutzungserscheinungen auf", so ein Hyundai-Asan-Mitarbeiter. Auf Google Maps ist es gut an einer Kaimauer zu erkennen. Die nordkoreanische Regierung will den Touristenverkehr nun offenbar im Alleingang zukünftig wieder aufnehmen. Dafür sollen zahlreiche von Südkorea erbaute Hotels abgerissen werden, die Machthaber Kim Jong Un als „Mischmasch ohne nationalen Charakter“ und als „unangenehm aussehende Einrichtungen“ bezeichnete. Sie sollen durch nordkoreanische Neubauten ersetzt werden.

Auch das Hotel Haegumgang dürfte der Modernisierung zum Opfer fallen und verschrottet werden. Doch Doug Tarca wird diesen Untergang des schwimmenden Hotels nicht mehr mit ansehen müssen. Er starb bereits in den 1990ern. Sein Sohn Peter versucht jedoch gemeinsam mit dem Maritime Museum of Townsville, die Erinnerung an das bizarre Experiment seines Vaters aufrecht zu erhalten. Erst 2018 hatten Peter Tarca und Robert de Jong, Kurator des Martime Museums, eine Sonderausstellung zum Floating Hotel organisiert. Sie hoffen, dass sich die Welt noch lange an das Hotel und seine kuriose Odyssee erinnern wird.

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Teaser-Bild: Peter Charlesworth/LightRocket

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