Hi,
in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.
Achtung: Am 29.12. macht This Week in Future Weihnachtspause. Im neuen Jahr kommt er dann von der neuen digitalen 1E9-Plattform und erscheint außerdem immer samstags. Außerdem soll er natürlich noch besser werden. Euch allen schöne Feiertage und einen guten Rutsch!
Die acht größten Tech-Fails des Jahres
- MIT Technology Review hat die Liste der acht größten Tech-Pannen des Jahres zusammengestellt. Angeführt wird sie von Googles Gemini KI-Bildgenerator, dem von seinen Entwicklern anfangs ein bisschen zu viel Diversity vorgegeben wurde. Die Folge: Bilder von weiblichen Päpsten, aber auch von schwarzen Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg. Nach Spott und Kritik im Netz verbot Google seiner KI vorläufig das Erstellen von Bildern, die Menschen zeigen. Die kostenlose Version tut dies bis heute nicht. Ebenfalls auf die Liste schafften es unter anderem das verspätete und pannenbehaftete Raumschiff Starliner von Boeing, einst üppig finanzierte Start-ups, die auf Vertical Farming setzen, oder auch freiwilliger CO2-Emissionshandel.
IRIS²: Europa investiert 10,6 Milliarden in Starlink-Alternative
- Anfang der Woche gab die EU-Kommission offiziell den Startschuss für IRIS², eine Konstellation aus 290 Kommunikationssatelliten, die Europa unabhängiger von SpaceX und dessen Dienst Starlink machen soll. IRIS² soll Regierungen und Behörden der EU-Mitgliedstaaten flächendeckend eine sichere Kommunikationsinfrastruktur bieten, zum Beispiel für Grenzschutz, Krisenmanagement, Schutz kritischer Infrastruktur oder Verbrechensbekämpfung. Auch Unternehmen sollen über IRIS² mit Internet aus dem All versorgt werden, zum Beispiel aus den Bereichen Transport, Energie, Finanzen oder Industrie. Privantkunden in ländlichen Regionen, die bisher unterversorgt sind, sollen über IRIS² ebenfalls ans Internet angeschlossen werden. Realisiert wird die europäische Satelliten-Konstellation vom Konsortium SpaceRISE, hinter dem Unternehmen wie Eutelsat, Airbus, Thales oder die Deutsche Telekom stehen. Gut 60 Prozent der Kosten von 10,6 Milliarden Euro kommt von der öffentlichen Hand, der Rest von privaten Investoren. Mehr über die Finanzierung des Projekts könnt ihr bei der Financial Times nachlesen.
China beginnt mit dem Bau seines Startlink-Konkurrenten
- China will einen Konkurrenten zum Starlink-Satellitennetzwerk von SpaceX aufbauen. Diese Woche wurden die ersten zehn von insgesamt 13.000 geplanten Satelliten des Guowang-Netzwerks – kurz GW – mit einer Langer-Marsch-5B-Rakete ins All geschossen. Hinter dem Projekt stehen die China Academy of Space Technology und ihre Muttergesellschaft China Aerospace Science and Technology Corporation, die dem chinesischen Staat gehört. Offiziell soll Guowang vor allem zivilen Zwecken dienen. China-Experten gehen jedoch davon aus, dass das Satellitennetzwerk auch militärisch genutzt werden soll. Bereits im August wurde unabhängig von Guowang mit dem Aufbau des chinesischen Satellitennetzes Qianfan begonnen. Entwickler ist das private Unternehmen Shanghai Spacecom Satellite Technology, das jedoch vom chinesischen Staat unterstützt wird.
o3: Neue OpenAI-KI-Modelle mit Stärken in Mathe und Programmieren
- OpenAI hat eine neue Familie von KI-Modellen vorgestellt: o3. Sie ist der Nachfolger des sogenannten Reasoning Model o1 – o2 wurde aus markenrechtlichen Gründen übersprungen. Die in zwei Varianten startende Modellfamilie soll deutlich komplexere Aufgaben bewältigen können als ihr Vorgänger. Insbesondere mathematische Aufgaben und Programmieren sollen die Stärken von o3 sein. Mit einem Wert von 2.727 Punkten im Codeforces-Test soll es als Spitzenprogrammierer und in Mathetests wie dem Frontier Math Benchmark als fähiger Mathematiker gelten. Im Januar 2025 sollen die Modelle allgemein zugänglich werden. Forscher und Entwickler können einen früheren Zugang beantragen.
OpenGPT-X präsentiert erstes KI-Modell
- Teuken-7B, so heißt das erste Modell von OpenGPT-X, einem Forschungsprojekt, das von mehreren europäischen Firmen und Institutionen unterstützt wird. Dazu gehören das Fraunhofer IAIS, die TU Dresden, Aleph Alpha, Ionos und der Westdeutsche Rundfunk. Das Modell wurde bewusst mehrsprachig aufgebaut und dafür mit den 24 in der Europäischen Union vorherrschenden Sprachen trainiert – und soll damit sehr breite nationale Anwendungsmöglichkeiten bieten. Teuken-7B ist Open Source und kann daher frei heruntergeladen, angepasst und weiterentwickelt werden.
Große KI-Sprachmodelle sind offenbar nicht gut in der Analyse großer Datenmengen
- Der KI-Hype basiert auch auf der Hoffnung, dass große KI-Sprachmodelle dafür eingesetzt werden können, große Datenmengen zu durchsuchen und zu analysieren. Doch wie eine Studie nun zeigt, sind Transformer-basierte LLMs – also fast alle relevanten Sprachmodelle – darin nicht besonders gut. Sie übersehen zum Beispiel abgefragte Daten oder halluzinieren Ergebnisse – und das vor allem bei großen Datenmengen. Warum das so ist, darüber rätseln die Forscher. Es zeigt sich aber, dass die Größe des Modells offenbar keine Rolle spielt und sich das Problem daher auch nicht durch intensiveres Training und mehr Trainingsdaten lösen lässt.
Ist Windows Recall immer noch ein Sicherheitsrisiko?
- Als Microsoft die Funktion Windows Recall ankündigte, die in regelmäßigen Abständen Screenshots des Bildschirms anfertigt und so den eigenen digitalen Alltag mittels KI durchsuchbar macht, war der Aufschrei groß. Denn viele IT-Experten erkannten gravierende Sicherheitslücken, die Microsoft daraufhin schließen wollte. Doch wie nun berichtet wird, ist Recall, das mittlerweile über das Windows Insider Programm nutzbar ist, wohl auch nach mehreren Überarbeitungen ein mögliches Sicherheits- und Datenschutzleck. Laut Tom’s Hardware speichert das Tool beispielsweise höchst private Daten wie Kreditkartennummern, Passwörter und auch Sozialversicherungsnummern, obwohl diese durch einen Filter von der Speicherung ausgeschlossen werden sollten.
Nvidia bringt KI-Computer für unter 250 US-Dollar
- Wer als Privatperson mit KI experimentieren will, braucht dafür geeignete Hardware. Doch die kann richtig teuer sein. Mit seiner Reihe von Jetson genannten Computern bietet KI-Chip-Weltmarktführer Nvidia schon länger bezahlbare Alternativen zur Spitzen-Hardware an. Nun hat das Unternehmen eine besonders leistungsfähige neue Varianten – den Jetson Orin Nano – vorgestellt, der 249 US-Dollar kosten soll. Er macht es möglich, KI-Anwendungen, zum Beispiel Metas Llama, lokal zu trainieren oder auszuführen – ohne Rechenpower aus der Cloud eines großen Anbieters. Auch für den Einsatz in Industrierobotern soll sich der neue Computer eignen. Mehr Details gibt’s bei Gizmodo.
251 Millionen Euro: Irische Datenschützer verhängen Strafe gegen Meta
- Sechs Jahre lang hat die irische Datenschutzbehörde Datenlecks und Datenschutzverletzungen bei der Facebook- und Instagram-Mutter Meta untersucht. Diese sollen 29 Millionen Nutzerinnen und Nutzer weltweit und immerhin drei Millionen in der EU betroffen haben. Wie die Datenschutzkommission nun mitteilte, wird Meta wegen mangelnden Schutzes seiner Nutzer nun mit einer Strafe von 251 Millionen Euro belegt. Es ist bereits die zweite hohe Millionenstrafe in kurzer Folge. Bereits im November war Meta wegen Verstößen gegen das EU-Kartellrecht zu einer Zahlung von mehr als 797 Millionen Euro verurteilt worden.
In Bayern und Spanien: Datenschutzbehörden gehen gegen Worldcoin vor
- Worldcoin – mittlerweile firmierend unter World – hat Ärger mit den Datenschutzbehörden. Nach einer im Jahr 2023 eingeleiteten Untersuchung ist das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht nun zu dem Schluss gekommen, dass die Entwickler der Kryptowährung, bei der sich Nutzerinnen und Nutzer per Iris-Scan als Person authentifizieren müssen, nicht den aktuellen Datenschutzanforderungen entsprechen. Konkret hätten die Nutzer das Recht, die aus dem Iris-Scan gewonnenen und weitere Daten löschen zu lassen. Das muss daher bereits bis Ende Januar nächsten Jahres möglich werden. Zudem muss Worldcoin künftig die Einwilligung der Nutzer einholen, wenn ihre Daten auf bestimmte Art und Weise verarbeitet werden. Außerdem wird Worldcoin verpflichtet, nicht konkret benannte Daten zu löschen, die „ohne ausreichende Rechtsgrundlage“ erhoben wurden. Auch die spanische Datenschutzbehörde AEPD fällte gerade ein Urteil, das allerdings noch härter ausfällt: Worldcoin muss alle Daten löschen, die aus Iris-Scans stammen. Die Krypto-Entwickler haben die Möglichkeit, gegen die Beschlüsse vorgehen.
Threads von Meta wächst weiter und weiter
- Zu viel Belangloses, zu wenig Nachrichten im Feed und zu viele selbstverliebte Influencer. Das werfen viele Nutzerinnen und Nutzer der X-ehemals-Twitter-Alternative Threads von Meta vor. Dennoch wächst das soziale Netzwerk, das auf der ActivityPub-Technologie des Fediverse basiert. 100 Millionen Nutzer sollen sich täglich einloggen, monatlich sogar 300 Millionen, hat Mark Zuckerberg verlauten lassen. Unklar ist allerdings, ob auch die Einblendungen von Thread-Inhalten in Facebook oder Instagram als Nutzung gezählt werden.
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