Nun, ich glaube, es besteht nicht die Frage nach einer „argumentativen Bringschuld“, sondern eine Bringschuld in Sachen wissenschaftlich haltbarer Daten und Belege. Und da liegt die auf beiden Seiten.
Wobei die Vertreter des, wie du es nennst, „Materialismus“ wohl derzeit einfach die einzigen sind, die überhaupt eine Daten- und Indizienbasis vorlegen, die eine Erforschung dieses Themas ermöglicht. Und wie die Sache derzeit liegt, deutet so ziemlich alles darauf hin, dass unser Erleben alleinig auf elektrochemischen Prozessen in unserem Gehirn beruht. Mehr nicht.
Und, um ehrlich zu sein, alles andere scheint mir auch eher eine romantische Fantasie als überzeugende oder ernstzunehmende These; es bietet eine gute Debattengrundlage, wie sich auch hier zeigt, sicher. Aber keine, die tatsächlich irgendwo hinführt. Denn zu einem Beweis kommt man nicht.
Und:
Schlimmer noch: Angenommen, wir diskutieren als reale Personenen in einem Raum miteinander: Dann sind wir - aus materialistischer Sicht - lediglich (zugegeben komplexe= lebende) Anordnungen von Protonen, Neutronen und Elektronen (oder Quarks und Leptonen, je nach gewünschter Beschreibungsebene). Aus unbekannten Gründen versetzen diese Anordnungen spontan Teile von sich selbst in Bewegung („Sprechen“), um Luftmoleküle in Schwingungen zu versetzen… Worauf ich hinauswill: Die gesamte Beschreibungsebene von Bedeutung, Sinn, Theorie, Wahrheit etc. kommt in einem materialistischen Universum gar nicht vor (!); bzw. es kann nicht sinnvoll von ihr gesprochen werden.
Tja. Ich weiß nicht, was daran schlimm sein soll? Und warum sollte das Universum, die Existenz oder sonst etwas einen Sinn, eine Bedeutung oder eine Wahrheit enthalten? Das ist eine sehr verklärte Sicht, die keinem vorzuwefen ist. Denn: Klar, vielen Menschen verlangt es nach soetwas. Aber das heißt nicht, dass es existiert. Logischer ist, das alles Geschehen einfach die Folge einer kosmischen Kettenreaktion darstellt– ganze ohne Bedeutung oder Sinn –, mehr nicht.
Man kann nicht einfach davon ausgehen, dass selbstbewusste Beobachter ebenso simulierbar sein können wie ein „Tisch“, ein „Stern“ etc. - da es sich um qualitativ völlig anders geartetete Entitäten handelt. Dies schein mir ganz und keine „Randüberlegung“ zu sein - die Rätselhaftigkeit der „Wirklichkeit“ ist ja immer nur einem bewussten Beobachter gegeben - ein Stein staunt nicht darüber, dass er EXISTIERT…
Doch, kann man natürlich. Das ist alleine schon dadurch belegt, dass er das tut. Bostrom ist eben Vertreter einer äußerst rationalen Denkschule.