Iron Man will unseren Planeten retten! Gut so


Der Iron-Man-Darsteller Robert Downey Jr. will mit einer Siftung die Entwicklung von neuen Technologien fördern, die unseren Planeten retten sollen. Das erscheint vielen wohl naiv, aber ist dennoch ein positives Signal, schreibt 1E9-Autor Michael Förtsch in seinem Kommentar.

Von Michael Förtsch

Er ist einer der klügsten Menschen des Planeten, ein Erfinder, ein Visionär, eine Technologieikone aber auch ein Lebemann und Sprücheklopfer. Nein, ich meine nicht Elon Musk, sondern Robert Downey Jr., oder eher: Tony Stark, sein Alter-Ego in den Marvel-Comic-Verfilmungen. Wenn er in einen seiner High-Tech-Anzüge schlüpft, wird er zum Iron Man. Als „Mann in einer Blechdose“ hat er sich geopfert, um in Avengers: Endgame die Erde und ihre Bevölkerung vor dem Titan Thanos zu retten. Die elf Kino-Jahre mit dem heroischen aber traumatisierten Charakter haben offenkundig auf den Schauspieler abgefärbt. Denn der will jetzt höchstselbst Gutes tun und zur Verbesserung der Lebensbedingungen auf der Erde beitragen. Zumindest will er es versuchen.

Auf der re:Mars-Konferenz, die Amazon-Gründer Jeff Bezos einst für eine kleine Elite startete, hat Robert Downey Jr. in seiner Rede ein Projekt angekündigt. Im April 2020 soll eine von ihm gegründete Stiftung, die Footprint Coalition, ihre Arbeit aufnehmen. Sie hat ein klares Ziel: Technologien fördern, die helfen könnten, „Mutter Erde“ zu retten und für nachkommende Generationen zu bewahren. Weltenrettung durch Technik, genau wie es Iron Man tut.

Wie der Schauspieler sagt, habe er selbst „einen Sinn für die Krise“ entwickelt. Vor allem da er mit seinem Lebensstil, seinen Reisen und seiner Konsumfreude einiges zum Klimawandel beigetragen habe. „Ich bin ein Einmann-Kohlenstoffdioxid-Albtraum-Koloss“, scherzt er. Mit der Footprint Coalition wolle er nun gegensteuern. „Mit allem von Robotik bis Nanotechnologie können wir den Planeten signifikant, wenn nicht sogar vollständig, in nur zehn Jahren reinigen“, hofft er, nachdem er viele Gespräche mit „einigen super-intelligenten, beeindruckenden Expertenleuten“ geführt habe.

Iron Man wird nicht die Welt retten, kann aber dabei helfen

„Ich gebe nicht vor, die Komplexität, mit der wir als Spezies konfrontiert sind, zu verstehen, nur weil ich in meinem Berufsleben ein Genie verkörpert habe“, sagt Robert Downey Jr. auf der Bühne. Und tatsächlich könnte man dem Schauspieler angesichts dieses ehrgeizigen Ziels durchaus Naivität, ein bisschen Übermut und vielleicht sogar eine gewisse Hybris unterstellen – ebenso wie manch anderen selbsternannten Rettern unserer Spezies.

Wer glaubt, dass es lediglich die richtige Technologie braucht, um unseren Planeten innerhalb von nur zehn Jahren einfach heile zu machen , der wird wohl scheitern. Vor allem, da wir Menschen schon vielerlei Warnungen ignoriert und Chancen verspielt haben. Es sind schon etliche Tierarten ausgestorben, weite Gebiete verdorrt und Gletscher abgeschmolzen. Daran werden Nanotechnologie und Robotik in absehbarer Zeit kaum etwas ändern können – leider. Und dennoch ist es fantastisch, was Robert Downey Jr. mit seiner Footprint Coalition plant.

Dass er und seine Experten keine Wundertechnologie hervorbringen, die in wenigen Jahren die Verschmutzung und Schaden von Jahrzehnten revidiert, das dürfte schließlich auch dem Schauspieler irgendwie klar sein. Aber er könnte mit gezielter Förderung und Öffentlichkeitsarbeit dazu beitragen, technologische Entwickelungen voranzubringen, die helfen können, Zerstörungen in bestimmten Bereichen zu beheben, zusätzliche Schäden an der Natur zu minimieren oder die Auswirkungen des Klimawandel zu kompensieren – wenn auch nur im überschaubaren Maßstab.

Es ist ein Puzzle

Die Herausforderung, unsere Welt und Spezies zu erhalten, gleicht einem riesigen Puzzle, dessen einzelne Teile zusammengetragen und richtig verknüpft werden müssen. Wir müssen einen Sinneswandel in der Politik und Wirtschaft erreichen, wie ihn die Fridays for Future fordern. Wir müssen unsere Konsumkultur überdenken, die Art wie wir Reisen, wie und was wir Essen, wie wir Energie produzieren. Wir müssen eine neue Form internationaler und generationenübergreifender Zusammenarbeit erreichen.

Natürlich lässt sich nicht einfach ein Schalter umlegen, der all diese Felder plötzlich aktiviert. Selbst, wenn abrupt der Sinneswandel kommt, braucht es Prozesse und Regelungen, die erst anlaufen, deren Nebeneffekte auf Gesellschaft und Kultur erforscht und kompensiert werden müssen. Schon hier können neue Technologien unglaublichen Nutzen entfalten. Sie können als Puffer fungieren – auch wenn sie noch nicht perfekt funktionieren. E- und Wasserstoffautos können Verbrennerfahrzeuge, E- und Wasserstoffbahnen die Diesellocks ersetzen. Car- und Ride-Sharing können für viele das private Auto überflüssig machen. Sie würden eine Zivilisation trotz klimapositivem Umbruch mobil halten.

Gleichzeitig können neue Technologien und Konzepte entwickelt, erforscht und erprobt werden, die unser Tun zumindest in Teilen rückgängig machen könnten. Seien es Anlagen, die CO2 aus der Atmosphäre saugen, Plastikmüll aus den Ozeanen fischen oder Drohnen- und Robotersysteme, die die Aufforstung abgeholzter Wälder automatisieren. Erste Ansätze und sogar funktionierende Systeme gibt es hier schon. Es braucht nur den Mut und das Geld, diese in voller Breite einzusetzen.

Ja, Robert Downey Jr. Ist wahrscheinlich kein Genie wie Iron Man, kein Wissenschaftler oder Visionär. Aber er könnte zu alldem einen kleinen Beitrag leisten, der letztlich Gewicht hat. Und seine Sichtbarkeit könnte dafür sorgen, dass es ihm andere gleichtun. Es mag vielleicht etwas allzu optimistisch sein, was er glaubt, aber es ist gut, was er versucht und leisten will.

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Es ist in der Tat ein positives Signal @Michael - ob es nun ein klassischer Hype wird, die Weltrettung, oder eine Besinnung auf lebendige Vorgänge, die eine Wiederbelebung emphatischer Vorgänge in uns hervorruft, ob naiv oder realistisch, das spielt für eine Wandlung in unserem Denken vorerst einmal nicht die wichtigste Rolle. Wichtig ist das es endlich geschieht!
Ferner ist es nicht unbedeutend, dass einflussreiche Menschen mit einem großen finanziellen Vermögen Zeit, Energie und Kapital in solche Projekte stecken.

Eines möchte ich jedoch noch, wie ich es bereits an vielen Stellen schon getan habe, bemerken:
Neben Plastikmüll, Klimawandel, Elektrosmog, Satellitenschrott, Energiebedarf, Wohlstandserhaltung, Mobilität, Konsumkultur, soziale Gerechtigkeit, Gift in Nahrungsmitteln u.v.m. vermisse ich den Blick auf Bomben, Rüstung und Krieg wenn es um „unseren Planeten retten“ geht. Oft wird das Thema in diesem Zusammenhang nicht einmal mehr erwähnt! Ist das nicht auffällig?

…und eben jenes Verschweigen beim Thema Mutter Erde retten wird eins unserer größten Probleme, wenn es nicht gar den Klimawandel überrollen wird. - aufgepasst! :warning: