Diese Science-Fiction-Romane retten euch durch den Sommer 2022

Der Sommer ist da! Die Sonne lacht und die Temperaturen steigen. Dennoch kann man zumindest die ein oder andere Party oder den Biergarten mal ausfallen zu lassen und stattdessen zu einem guten Buch greifen – egal, ob nun auf Papier, dem E-Reader oder Tablet. Denn da locken derzeit zahlreiche spannende, amüsante und intelligente Science-Fiction-Titel.

Von Michael Förtsch

Mit einem guten Buch in der Hand lässt sich das warme Sommerwetter besonders gut genießen. Und da wir hier bei 1E9 sind empfehlen wir euch nicht den typischen Krimi, sondern möglichst originelle und clevere Science-Fiction-Werke. Davon sind in den vergangenen Monaten wieder einige erschienen. Welche von namhaften Autoren und Autorinnen, aber auch von Debütschriftstellern, die durch die Linse der Fantastik aktuelle gesellschaftliche Tendenzen, die Klimakrise oder die Chancen und Gefahren der Technologie reflektieren.

Darunter ist beispielsweise die Journalistin Vauhini Vara, die fragt, was passiert, wenn ein sonst allmächtiger Tech-Mogul mit dem unlösbaren Problem des Todes konfrontiert wird. Diane Cook philosophiert, ob es für die Menschheit möglich wäre, zu einem naturverbundenen Leben zurückzukehren. Und Eliot Peper lässt die Leser in ein Komplott zwischen Quantenmechanik und Blockchain eintauchen. Daneben gibt es auch einige klassische Werke, die durchaus Beachtung verdienen. Beispielsweise die psychedelische Winterapokalypse Eis von Anna Kavan oder Die schwarze Wolke vom Astrophysiker Fred Hoyle.

Die F*ck-it-Liste

fick it

Noch dystopischer geht es eigentlich gar nicht. Donald Trump hat die USA für zwei Amtszeiten regiert. Das Land ist verkracht und zerstritten wie nie. Und jetzt hat auch noch seine Tochter Ivanka die Präsidentschaft übernommen. Frank Brill, ein Redakteur einer Lokalzeitung, der gerade in den Ruhestand gegangen ist, könnte das alles kaum egaler sein. Denn er hat eben erfahren, dass er nur noch drei bis sechs Monate zu leben hat. Eine inoperable Krebserkrankung wird ihn dahinraffen.

Statt sich selbst aufzugeben, entschließt sich Brill seine Fuck It-Liste abzuarbeiten. Seine kostbare Lebenszeit will er darauf verwenden, sich an allen zu rächen, die ihm irgendwie Unrecht getan haben. Der dystopische Satire-Thriller von John Niven ist bitterböse, unheimlich witzig und ziemlich gemein. Aber gleichzeitig zeichnet er ein erstaunlich glaubhaftes und verstörendes Bild einer Gesellschaft, die durch Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Isolation zerrüttet und verdorben wurde.

Lest Darkness Fall

Lest Darkness Fall

Der Archäologe Martin Padway ist ziemlich desorientiert. Erst langsam kommt er wieder zu Sinnen, nachdem ihn während eines heftigen Gewitters ein Blitzschlag getroffen hat. Gerade war er noch am Pantheon – und auch jetzt ist er noch dort. Nur sieht alles um ihn herum nicht mehr so aus, als hätte der Zahn der Zeit für Jahrhunderte an den historischen Gebäuden genagt. Der Grund? Padway ist nicht mehr im Jahr 1938, sondern im Jahr 535. Dank seiner Lateinkenntnisse kann sich der Historiker in die römische Gesellschaft einfügen – und sieht dann seine Chance.

In L. Sprague de Camps Roman entscheidet sich Padway, selbst Geschichte zu schreiben. Er will mit seinem Wissen um historische Ereignisse und moderne Technologie den Fall Roms und das dunkle Mittelalter verhindern. Unter dem Namen Martinus Paduei schiebt er mit dem Aufbau von Destillen, dem Buchdruck und der Telegrafie die industrielle Revolution an und erfindet die moderne Buchführung. Lest Darkness Fall ist bereits 1941 erschienen und eine der ersten großen Alternativweltgeschichten. Die wirkt auch heute noch modern und faszinierend.

KI 2041

ki 2041

Der chinesische Autor Chen Qiufan gilt seit seinem Roman Die Siliziuminsel als einer der vielversprechendsten Science-Fiction-Autoren der Moderne. Nun hat er gemeinsam mit Kai-Fu Lee, einem der großen Namen der KI-Forschung, eine Sammlung von Kurzgeschichten verfasst. Die setzen sich allesamt mit den Verheißungen und Gefahren von Künstlicher Intelligenz und lernenden Computersystemen auseinander – und mischen sich mit erhellenden Essays, die versuchen, die Technologie und Konzepte wie Computersehen, Deepfakes und Singularität greifbar und verständlich zu machen.

In der Geschichte Der goldene Elefant verliebt sich ein junges Mädchen in einen Jungen in ihrer Klasse. Jedoch verbietet eine KI-gestützte Versicherungs-App ihr, sich ihm zu nähern, da er ein Risiko darstellen könnte. In Götter hinter den Masken gerät ein junger Mann aus Nigeria durch seine Deepfake-Videos ins Fadenkreuz einer mächtigen Gruppe, die einen Politiker diskreditieren will. Und in der Zukunftswelt von Der Jobretter versucht eben jener, neue Beschäftigungen für jene zu finden, deren Tätigkeiten nun durch Roboter und Künstliche Intelligenz überflüssig werden.

There Is No Antimemetics Division

There is no

Bereits seit über 14 Jahren spinnen Abertausende von Menschen im Internet gemeinsam ein fiktives Universum, in dem Monster und unerklärliche Phänomene existieren – und von einer geheimen Organisation namens SCP eingefangen und wegsperrt werden. Jeder darf dazu beitragen und kann sich am SCP-Universum bedienen, um eigene Geschichten zu erzählen. Wie beispielsweise There Is No Antimemetics Division, das von einer speziellen Gruppe handelt, die ein Wesen bewacht, das sich von Informationen ernährt.

Der Autor Sam Hughes – der im Internet als qntm auftritt – erzählt die Handlung in Form von Dokumenten, Gesprächsprotokollen, mehreren separaten Kurzgeschichten und anderen Aufzeichnungen. Es ist ein sonderbares Leseerlebnis, das aber durchaus packt. Denn qntm breitet nicht nur eine Science-Fiction-Horror-Erzählung aus, sondern erforscht auch das obskure Konzept von Anti-Memes, die Verbreitung und Natur von Informationen, das Vergessen und was das für die Menschheit und den einzelnen Menschen bedeutet. Schräg, aber einfangend kreativ.

The Immortal King Rao

The Immortal King

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. King Rao wird in den 1950ern als Sohn einer armen Bauernfamilie in Südindien geboren. Einige Jahrzehnte später ist er CEO von Coconut – und damit der reichste und mächtigste Mann der Welt. Sein Technologiekonzern wird zunächst Spitzenreiter in Sachen Computer und Künstliche Intelligenz – und wächst dann zum de facto Betriebssystem der gesamten Welt. Und das macht sie in Teilen durchaus zu einem besseren Ort.

Raos neueste und wohl letzte Erfindung ist Harmonica, ein Gerät, das es erlaubt, sich mit dem Gehirn direkt ins Internet einzuloggen. Aber der nun alternde King Rao ist alles andere als glücklich. Er zieht sich mehr und mehr zurück. Auch von seiner Tochter, deren Schicksal es scheint, das Erbe ihres Vaters anzutreten. Als es so weit ist, wird es jedoch kompliziert. The Immortal King Rao ist das Debütwerk der Wall-Street-Journal-Reporterin Vauhini Vara und eine in Teilen etwas holprige, aber durchaus relevante Erzählung, die die reale Geschichte des Silicon Valley widerspiegelt und ihr gleichzeitig einen Was-wäre-wenn?-Gegenentwurf vorhält.

Die schwarze Wolke

Die schwarze Wolke

Astronomen entdecken auf Fotografien des Alls einen tiefschwarzen Fleck, wo eigentlich Sterne sein müssten. Ein Fehler in der Optik? Nein, es ist eine schwarze Wolke, die mit hoher Geschwindigkeit auf unser Sonnensystem zusteuert – und droht, durch das Blockieren des Sonnenlichtes, alles Leben auf der Erde zu tilgen. Gibt es Mittel sie aufzuhalten? Genau das ist nun die Frage, die die besten Wissenschaftler der Welt klären müssen, die dafür im britischen Nortonstowe zusammengezogen werden.

Als die Wolke eintrifft, müssen die Wissenschaftler aber ihre Ideen und auch ihr bisheriges Verständnis des Universums hinterfragen. Die schwarze Wolke erschien erstmals 1957 und wurde vom Astrophysiker Fred Hoyle verfasst. Es ist ein Science-Fiction-Roman, der die Wissenschaft vor die Fiktion stellt. Das Phänomen, dem sich die Forscher im Roman stellen müssen, ihre Einschätzungen und Hypothesen werden elaboriert ausformuliert. Das macht das 65 Jahre alte Werk passagenweise etwas träge. Aber die raffinierte Geschichte ist es durchaus wert. Denn sie wirkt auch heute noch sehr aktuell.

Trashlands

Trashlands

Die Reißleine wurde zu spät gezogen, aber sie wurde gezogen. Immerhin. Fluten haben bereits Städte verschlungen, Hitzewellen ganze Landstriche ausgedörrt und Tornados große Metropolen zerstört. Die Länder der Welt haben daher drastische Entscheidungen getroffen. Unter anderem wurde die Herstellung von Plastik verboten. Komplett. Der Effekt? Plastikmüll ist nun das neue Gold – ein Schatz, der gesammelt, getauscht und gehortet wird.

Coral ist ein plucker, einer der Menschen, der Wälder durchstreift und Flüsse durchkämmt, um den einst so achtlos weggeworfenen Müll zu sammeln. Denn sie hofft dadurch endlich auf Freiheit für sich und ihren Sohn, der in einer Recyclingfabrik schuftet. Dann taucht in der Stadt ein Reporter auf, der für Trubel sorgt. Die Autorin Alison Stine zeichnet in Trashlands ein radikales und deprimierendes Zukunftsszenario, das durchaus erschüttert. Dabei lässt sie allerdings gerne mal den roten Faden fallen und die Geschichte abdriften.

Die neue Wildnis

Die neue Wildnis

Es ist furchtbar. In den USA der nahen Zukunft lebt der Großteil der Menschen in Megacities, die sich an den Küsten entlang ziehen. Die riesigen Städte werden von Menschenmassen, Hitze und Smog dominiert. Viele Einwohner vegetieren eher dahin als zu leben. Denn diese Lebensbedingungen zerstören sowohl ihre Gesundheit als auch ihre Psyche. So ist es auch bei Bea und ihre Tochter Agnes. Doch dann erhalten sie ein ebenso erschreckendes wie verlockendes Angebot.

Die US-Regierung plant ein wagemutiges Experiment. Jenseits der Megastädte existiert der Wilderness State, der die streng geschützten Areale der US-Nationalparks umfasst. Bae, Agnes und eine Handvoll weiterer Probanden sollen sich dort ansiedeln, um zu erforschen, ob es Menschen möglich ist, im Einklang mit der verbleibenden Natur zu existieren. Die neue Wildnis von Diane Cook ist ein poetischer Abenteuerroman, der nicht nur eine düster-schöne Zukunft erkundet, sondern auch die Beziehung der Menschen zur Natur, zur Stadt, zur Gemeinschaft und zueinander.

Die Letzten der Menschheit

Die letzten der Menschheit

Der bereits 1984 verstorbene Autor Walter Tevis ist heute vor allem für die Romanvorlagen von Netflix’ The Queen’s Gambit und den David-Bowie-Film The Man Who Fell to Earth bekannt. Sein Roman Die Letzten der Menschheit zählt hingegen eher zu den Geheimtipps der Science Fiction. Angesiedelt in einer Ära, in der die Erde von Künstlicher Intelligenz beherrscht wird, hat das Gros der Menschen sämtliches Streben aufgegeben. Die Maschinen umsorgen sie – bereiten ihnen ein absolut sorgenfreies Dasein, das von Drogen und Müßiggang geprägt ist.

Aber einigen Menschen ist das nicht genug. Darunter Paul Bentley, der sich selbst das Lesen beibrachte oder Bentley, die die Wohlfühldrogen, die sonst alle schlucken, nicht nehmen mag. Beide erhalten Unterstützung von ungeahnter Seite. Ein Roboter namens Robert Spofforth, der seines ewigen Daseins überdrüssig ist, eröffnet ihnen Zugang zum Wissen, das die Menschheit einst geschaffen hat: Bücher! Die Letzten der Menschheit ist eine tiefsinnige Parabel über den Sinn von Wissen und Herausforderungen – und stellt damit die Frage, was es eigentlich bedeuten würde, wenn die Menschheit sich nicht mehr um sich selbst sorgen muss.

A Psalm for the Wild-Built

A Pslam for a wild build

In naher Zukunft schreitet die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und Robotik schnell voran. So schnell, dass die ersten Roboter alsbald ein Bewusstsein entwickeln. Aber statt sich in einen Krieg mit der Menschheit zu stürzen, werden sie zu einem Teil der globalen Gesellschaft. Die Menschheit erkennt ihre Existenz an und gestattet ihnen, sich weiterzuentwickeln und eigene Gemeinschaften zu formen.

Der Mensch Dex reist als Teemönch durch die Lande und immer wieder auch durch die Robo-Siedlungen, wo er auf Speckled Mosscap trifft. Dieser Roboter ist ein Wildbau, der aus Teilen anderer Roboter zusammengesetzt wurde. Beide finden zueinander, es entwickelt sich eine sonderbare Freundschaft, die sie auf eine Selbstfindungsreise führt. Becky Chambers’ A Psalm for the Wild-Built ist eine charmante Novelle, die keine tiefschürfenden Fragen oder erhellenden Antworten verspricht, sondern eine wohlig heimelige Leseerfahrung von 160 Seiten bietet, die einfach mitzieht.

Spin-Trilogie

Spin

Tyler Dupree und seine Freunde schauen in den Abendhimmel als es passiert. Die Sterne verschwinden. Zudem scheinen sich plötzlich alle Kommunikationssatelliten aufgelöst zu haben. Die Verbindung zur Raumstation ISS? Fehlanzeige. Wie Wissenschaftler feststellen, steckt die Erde in einer Membran fest, die offenbar von einer unbekannten Kraft um den Planeten gelegt wurde. Sie scheint die Menschheit zu schützen, aber auch zu isolieren.

Die Geschichte folgt Tyler und seinen Freunden – und wie die bizarre Membran ihre Leben beeinflusst und lenkt. Aber auch, wie sich die Gesellschaft der Erde durch die Präsenz des Kraftfeldes wandelt und dessen Geheimnis nach und nach lüftet – und dabei für die Menschheit sowohl Möglichkeiten als auch Hindernisse entdeckt. Das über 1.000 Seiten starke Werk von Robert Charles Wilson ist epochal, spektakulär und vollgestopft mit großen Ideen und Denkansätzen. Dabei kommt Spin gleichwohl ohne unnötigen Bombast aus. Bereits seit 2014 existieren Pläne für eine TV-Serie.

Aurora

Aurora

Und plötzlich geht das Licht aus! Gerade als die Menschheit noch mit der Coronapandemie hadert, zerstört ein Sonnensturm sämtliche Technologie, die unsere moderne Zivilisation am Laufen hält. Von einem Tag auf den anderen brechen rund um die Welt Regierungen und Gesellschaften zusammen. Der Roman von David Koepp, der einst das Drehbuch zu Jurassic Park schrieb, folgt mehreren Charakteren und deren Umgang mit der unerwarteten Katastrophe.

Darunter ist Aubrey, die ein Kind aufnimmt, das nicht ihres ist, und eine kleine Gemeinde von Überlebenden, um sie schart. Oder der Silicon-Valley-Milliardär Thom, der sich jahrelang auf ein solches Ereignis vorbereitete – und daher nun samt Yogalehrer, Privatärzten und Sternekoch in einem Privatbunker in der Wüste ausharrt. Aurora ist erfrischend kurzweilig und liest sich wie ein cineastischer Katastrophenfilm. Und das wohl nicht von ungefähr. Denn erst Ende März 2022 hat Netflix die Verfilmung durch die Hurt-Locker-Regisseurin Kathryn Bigalow angekündigt.

Das Labyrinth

Das Labyrinth

Der schwedische Künstler Simon Stålenhag wurde vor rund acht Jahren durch eine atmosphärische Serie von Malereien bekannt, die das ländliche Schweden der 80er-Jahre mit retro-futurischen Gerätschaften sprenkelte. Mit Das Labyrinth hat Stålenhag nun einen illustrierten Roman verfasst, der eine eher düstere Vision zeichnet. Denn von jetzt auf gleich sind überall auf der Welt schwarze Sphären aufgetaucht, die außerirdische Toxine freisetzten – und die Welt in eine Landschaft aus Ruinen und außerirdischen Pflanzen verwandelten.

In kurzen Absätzen, die seine großflächigen Bilder begleiten, erzählt die junge Frau Sigrid, wie sie mit ihren Freunden Matt und Charlie diese Welt erkundet hat. Allesamt wuchsen sie in der Untergrundstadt Kungshall auf, die die Überreste der schwedischen Bevölkerung beherbergt. Und natürlich verlief der Exkurs ganz anders als geplant. Das Labyrinth ist eine melancholische und eindringliche Erfahrung, die ein überraschend finsteres Ende bereithält.

Das Bitcoin-Komplott

Das Bitcoin

Erneut stürzt die Weltwirtschaft in eine tiefe Krise. Davon hat der Milliardär Francis Forsythe nun genug. Im Jahr 2028 schart er eine kleine Gruppe von Tech-Mogulen und Vertretern der Finanzeliten um sich. Die Sieben, wie sie sich nennen, wollen die angeschlagenen Notenbanken zu Fall bringen und entmachten, um eine neue Leitwährung zu installieren. Und zwar: Bitcoin. Jedoch wird das Komplott entdeckt, Regierungen und Geheimdienste schalten sich ein. In deren Fadenkreuz gerät auch der Journalist und Autor Martin Freeman, der eigentlich nur an seinem neuen Roman arbeitet.

Durch einen Zufall kommt Freeman nämlich dem mysteriösen Satoshi Nakamoto auf die Spur, der Bitcoin erfunden hat. Und das wollen sich mehrere Gruppen zunutze machen – sowohl im Kampf für als auch gegen die umstrittene Digitalwährung. Andreas Brandhorsts Roman ist Science Fiction, aber noch mehr ein Wirtschafts-Thriller – ein ziemlich komplexer sogar, der zahlreiche Figuren und Handlungsstränge aufzieht. Das macht Das Bitcoin-Komplott etappenweise beschwerlich und zu einem Buch, das auch bezwungen werden will. Aber wer durchhält, wird mit einer durchdachten und vielschichtigen Geschichte belohnt.

The Kaiju Preservation Society

The Kaju

Die Coronapandemie hat New York erreicht. Für den Fast-Food-Lieferanten Jamie Gray ist das die Hölle – und sein Chef der Teufel. Daher sagt er sofort zu, als ihm sein Bekannter Tom fragt, ob er ihm nicht für sechs Monate auf einer Auslandsreise für eine Tierschutzorganisation zur Hand gehen könnte. Das Geld wäre gut, für Kost und Logis würde gesorgt. Was Tom dem guten Jamie verschwieg: Es sind keine normalen Tiere, die er schützt, sondern riesige Monsterwesen – sogenannte Kaiju –, die in einer Parallelweltversion der Erde hausen.

Die Giganten können einen Menschen ohne Probleme töten. Jederzeit. Aber: Es sind nicht die Menschen, die in Gefahr schweben, sondern die Kaju. Denn, nun ja, es gibt Paarungsschwierigkeiten und nicht alle Menschen sind von der Idee begeistert, die gefährlichen Kreaturen zu bewahren. The Kaiju Preservation Society von John Scalzi ist eine rasante und freche Science-Fiction-Comedy, die mit einem Ensemble an liebenswerten Charakteren, zahlreichen Popkultur-Referenzen und absurden Ideen auffährt. Einfach gut.

Upgrade

upgrade

Logan Ramsey wollte immer Wissenschaftler werden – wie seine geniale, aber auch ruchlose Mutter. Aber es reichte nicht. Immerhin arbeitet er jetzt für die Gene Protection Agency, deren Aufgabe es ist, illegale Experimente mit Erbgut zu verhindern. Bei einer Mission kommt es jedoch zu einem tragischen Vorfall. Eine Explosion erschüttert ein illegales Labor und Ramsey wird dabei verletzt – und infiziert. Wie er feststellt, verändert sich sein Körper.

Der im besten Sinne mittelmäßige Ramsey wird stärker, schneller, intelligenter. Er verwandelt sich mit zunehmender Geschwindigkeit in ein kraftstrotzendes Genie. Und er ist nicht der Einzige, der von dieser Evolution betroffen ist. Ein synthetisches Virus scheint die Entwicklung mehrerer Menschen zu forcieren. Upgrade von Blake Crouch ist ein atemloser Science-Fiction-Thriller, der es auf clevere Weise schafft, Action und Wissenschaft zu verbinden – und immer wieder mit unerwarteten Wendungen überrascht.

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Reap3r

Repear

In der Welt von Reap3r sind es Tech-Unternehmen und deren Geldgeber, die die Welt regieren. Daher sorgt es für Aufsehen als nach und nach Schlüsselpersonen der Firma Q ermordet werden. Die steht kurz davor, einen Durchbruch bei der Entwicklung von Quantencomputern zu erreichen. Hinter Q steht auch der Investor Sansome Haverford, der nicht in Firmen investiert, sondern Menschen – und diese mit seinen Millionen tun lässt, was immer sie wollen. Gleichzeitig hadert die Journalistin Devon Chaiket damit, ihre Arbeit an ihrem Podcast Rabbit Hole zu finanzieren und lässt sich auf gefährliche Geldgeber ein.

Die ersten hundert Seiten des Romans von Eliot Peper lesen sich wie eine scharfsinnige Satire auf das Silicon Valley und die moderne Medienlandschaft. Aber danach wandelt sich die Geschichte zu einem harten Sci-Fi-Techno-Thriller, der mit vielfältigen Charakteren und wilden Ideen um sich wirft. Darunter Internetspiegel, Blockchain-Attentäter und Bio-Virus-Architekten. Mit alldem gestaltet sich Reap3r als eine finsterere, aber auch mitreißend vorgetragene Erzählung, die zwar futuristisch und fantasievoll, aber in Teilen auch erschreckend authentisch wirkt.

Eis

EIS

Eine riesige Schicht aus Eis und Schnee überzieht die Erdoberfläche. Schuld ist die Menschheit. Ein Atomkrieg hat die Atmosphäre mit Staub und Dreck verdunkelt und alles gefror und starb – fast alles. Nur wenige Menschen sind noch am Leben. Eben wie der namenlose Erzähler in der Novelle von Anna Kavan, der sich durch die frostige Einöde und verstreute Siedlungen eines namenlosen Landes schleppt, um einer jungen Frau nachzujagen, die er eines Tages sah. Sie ist jedoch nicht alleine, jedenfalls nicht wirklich, sondern steht unter der Kontrolle eines mächtigen Mannes, der sie nicht gehen lassen will. Erzählt wird die Geschichte in Fragmenten.

Das nur knapp über 200 Seiten starke Werk erschien bereits 1967 aber wirkt heute überraschend modern. Denn gleich den Romanen der new weird genannten Science-Fiction-Bewegung und damit Werken wie Jeff VanderMeers Auslöschung lässt Anna Kavan vieles im Ungefähren. Sie zeichnet eine surreale, traumartige Atmosphäre, die nur schwer zwischen der Handlung und Halluzinationen des Protagonisten unterscheiden lässt. Begebenheiten und Ereignisse werden nur angedeutet und umschrieben, was stets zweifeln und rätseln lässt. Eis ist nicht für jeden, aber eine zweifelsohne faszinierende Leseerfahrung.

Ihr wollt noch mehr Lesestoff? Kein Problem. Unter dem Tag Lesetipps findet ihr unsere bisherigen Empfehlungen.

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@Michael: Wie immer eine super Inspiration, habe mir gleich ein paar Titel für den Sommer bestellt. Wo holst du dir eigentlich die Infos für neu erscheinende Titel?

Die F*ck-it-Liste habe ich schon gelesen und kann mich deinem Urteil nur anschließen, absolut lesenswert!

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Naja, ich lese recht viel und schaue einfach regelmäßig, was gerade kommt. Ich bin in einigen dedizierten SciFi-Subs bei Reddit aktiv, die neue und interessante Titel ausgraben. Und ich stehe bei einigen Verlagen auf Listen für review copies, die bis zu einem halben Jahre der Veröffentlichung raus geschickt werden – dadurch bin ich etwa auf Upgrade gekommen.

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