Der vielleicht älteste Internet-Mythos überhaupt: Das Mysterium von Ong’s Hat

In den 1980ern startete ein Künstler ein interaktives Rätselspiel. Es handelt von Wissenschaftlern und Spiritisten, die einen Weg in eine andere Welt fanden. Dann geriet das narrative Experiment außer Kontrolle. Noch heute glauben viele, dass die Geschichte wahr ist – und sich in der Geisterstadt Ong’s Hat ein Portal auf eine zweite Erde befindet.

Von Michael Förtsch

In den frühen 2000ern lebte Joseph Matheny in einem Haus in der Nähe von Santa Cruz, Kalifornien. Nichts Besonderes, wie er sagt. Aber es bot viel Platz und war billig genug, um es sich zusammen mit einer Verwandten leisten zu können, die das Erdgeschoss bewohnte. Matheny selbst lebte im Dachgeschoss. Die meiste Zeit saß er in einem kleinen Büro und arbeitete. Eines Abends hörte er aufgeregte Schritte im Treppenhaus. Hektisch eilte seine Mitbewohnerin zu ihm hinauf. Jemand schleiche um das Haus herum und schaue in die Fenster, sagte sie. „Ich meinte: Was?“, erzählt Joseph Matheny im Gespräch mit 1E9. „Ich nahm meine Pistole und ging nachsehen.“ Vorsichtig wagte er sich die Treppe hinunter, vor das Haus, auf den Rasen, um das Haus herum. Und tatsächlich: Da stand ein Mann, der sich auf seinem Grundstück herumtrieb. Matheny schrie ihn an, was er hier wolle.

„Er brabbelte schwer verständliches Zeug“, sagt Joseph Matheny. „Er war nicht ganz bei Sinnen, das wusste ich sofort.“ Doch ein paar Worte konnte der Autor, Künstler und Teilzeit-Videospielentwickler aus dem Gemurmel heraushören. Und so verstand er, was der Unbekannte auf seinem Grundstück wollte. Der „durchgeknallte Typ“ wollte wissen, wo Matheny „das Ei" versteckt habe und wo die geheimen Pläne für die Reisen in andere Welten seien. Kurz gesagt: Er wollte Klarheit über das Geheimnis von Ong’s Hat. Doch Matheny machte dem Fremden klar, dass es hier nichts für ihn zu finden gibt, er sofort das Gelände verlassen und nicht wiederkommen soll. Nichts Neues für Matheny. Denn es war nicht das erste und schon gar nicht das letzte Mal, dass Derartiges passierte.

Immer wieder standen im Laufe der Jahre Menschen vor seiner Tür, die er mit mehr oder weniger großem Aufwand und Nachdruck verscheuchen musste. Verwirrende und bedrohliche Anrufe erreichten ihn. Und irgendwie sei er selbst schuld daran, sagt der heute über 60-jährige US-Amerikaner. Schließlich habe er Ong’s Hat in die Welt gesetzt: den vielleicht ersten und mit ziemlicher Sicherheit langlebigsten Internet-Mythos. Seit Jahrzehnten inspiriert er Film-, Fernseh- und Podcast-Macher, hat sich aber auch zu einer Verschwörungstheorie und einem Kult entwickelt. Einer, der nicht mehr einzufangen ist. Auch nicht von seinem Schöpfer.

Die Pine Barrens

Zwischen der Ostküste der USA auf der einen Seite und den Ausläufern der Metropole Philadelphia auf der anderen erstreckt sich im US-Bundesstaat New Jersey ein ausgedehntes Waldgebiet. Die so genannten Pine Barrens überspannen mehr als 4.700 Quadratkilometer in sieben verschiedenen Countys. Sie gelten als einzigartig, was ihre Artenvielfalt betrifft und bis heute sind einige Flecken der teilweise fast undurchdringlich dichten Wälder unberührt. Immer wieder verirren sich dort Wanderer – oder verschwinden gar auf Nimmerwiedersehen. Seit jeher ranken sich Mythen und Sagen um die Gebiete in und um die Pine Barrens. „Es gibt Tausende von Geschichten“, sagt Matheny. „Einige haben einen wahren Kern, andere sind totaler Blödsinn.“

Ein See mit dem Namen Blue Hole soll angeblich unendlich weit in die Tiefe ragen. Von geheimnisvollen Lichtern in den Wäldern, riesigen schwarzen Katzen, einem Geisterhund und einem mystischen weißen Hirsch ist ebenfalls die Rede. Es gibt Berichte über Soldaten, die in den Wäldern wahlweise verwilderte Menschen, Kannibalen, Satanisten oder Bigfoot jagen. Von verlassenen Siedlungen, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind, wird gemunkelt. Nachts sollen körperlose Stimmen zwischen den Bäumen hallen. Immer wieder gibt es auch Sichtungen des Jersey Devil, einer teuflischen Kreatur mit Ziegenkopf, Fledermausflügeln und Stummelarmen, die einsame Reisende attackieren soll.

Und dann wäre da noch Ong’s Hat. Dabei handelt es sich zunächst nur um eine Geisterstadt im nördlichen Teil der Pine Barrens, die ringsum von Wald eingekesselt und etliche Kilometer von der nächsten größeren Siedlung entfernt ist. Der obskure Name soll der Legende nach von einem teuren Seidenhut stammen, den ein örtlicher Aufreißer namens Jacob Ong stets trug. Als er einmal einen Korb kassierte, soll er ihn aus Verzweiflung in die Krone eines Baumes geworfen haben, wo er jahrelang hängen blieb und zum Wahrzeichen des Ortes wurde. Nach einer anderen Legende war es seine Geliebte, die den Hut in die Luft warf, als sie ihn mit einer anderen Frau erwischte. Tatsächlich aber, so sagen die Nachfahren der Familie Ong heute, stammt der Name wohl eher von einer Hütte – englisch: hut –, die ein Bauer der Familie vor über 250 Jahren als Übernachtungsmöglichkeit errichtete.

Aus sonderlich mehr als der Hütte soll das Örtchen – abgesehen von den Schuppen einiger Alkoholschmuggler – ohnehin nie bestanden haben, obwohl Ong’s Hat viele Jahre auf Landkarten verzeichnet war. Oder war Ong’s Hat doch mehr als diese Ansammlung von Baracken?

Die Reise in eine andere Welt

In den 1980er Jahren soll an der Princeton University ein einzigartiges Forscherduo tätig gewesen sein. Die Zwillinge Frank und Althea Dobbs sollen in ihrem Labor daran gearbeitet haben, „das Problem der n-dimensionalen Attraktoren zu lösen“, „ungenutzte Kapazitäten des Gehirns freizusetzen“ und „morphogenetische Felder“ zu entschlüsseln. Dazu vermischten sie Mystik, Chaostheorie, Physik und Quantenphysik. Humbug und Pseudowissenschaft, warfen ihnen ihre Kollegen vor. Als auch die Universitätsleitung davon erfuhr, wurden beide vor die Tür gesetzt. Doch sie gaben ihre Forschungen nicht auf, sondern setzten sie mit Hilfe eines Mäzens auf eigene Faust fort – in einer Versuchsstation, die sie in einer alten Scheune auf einer Lichtung zwischen den Bäumen der Pine Barrens errichteten, geschützt vor den Augen ihrer Skeptiker: das Institute of Chaos Studies. Dort, wo Ong einst seinen Hut in die Baumkrone geworfen haben soll.

Der Eigner des Landes und Geldgeber war Wali Fard, ein eigensinniger Spiritist und Importeur von Teppichen und „anderen bekannten afghanischen Produkten“, der bereits in den 1970er Jahren seinen Moorish Science Ashram in Ong’s Hat gegründet hatte: eine wilde Gemeinschaft von Menschen, die in Wohnwagen, Holzhütten und selbst genähten Zelten lebten. Die Mitglieder meditierten, experimentierten mit Drogen, aber auch mit Technologie und Wissenschaft, um höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen, den Sinn des Lebens zu ergründen und die Realität zu verändern. Fard sah in den Wissenschaftlern aus Princeton spirituelle Gleichgesinnte – und in ihrer Forschung einen Weg, die Grenzen der irdischen Existenz zu durchbrechen.

Genau das sollen die Forscher, denen sich alsbald weitere Wissenschaftler, Techniker und Hacker anschlossen, auch geschafft haben – irgendwie jedenfalls.

Die Truppe aus Forschern und Mystikern soll eine Ei-förmige Kapsel entwickelt haben, mit der man in eine parallele Dimension reisen kann. Aber das eher durch Zufall. Denn eigentlich sollte es das als Isolationstank- und Messgerät entwickelte Ei einem Freiwilligen erlauben, in Trance zu fallen, in die Quantenebene einzutauchen und dabei den Moment zu erleben, „in dem Teilchen zu einer Welle werden“. Doch bei einem ersten Test verschwand das Ei plötzlich und tauchte nach wenigen Augenblicken wieder auf: Der Freiwillige berichtete, er habe sich plötzlich auf einer anderen Erde befunden. Sie sei genau wie die unsere, nur dass es dort nie Menschen gegeben hat – eine unberührte Utopie.

Die Gruppe begann, die alternative Welt zu erkunden und langsam zu besiedeln. Einige Mitglieder des Ashrams sprangen mit dem Ei immer wieder hin und her – bis sie plötzlich erfuhren, dass die US-Regierung irgendwie Wind von ihrem Treiben bekommen hatte. Daraufhin verschwanden die Forscher und die Mitglieder des Ashrams von einem Tag auf den anderen. Mit dem Ei sollen sie in einer koordinierten Aktion das Labor, den Ashram und alles, was sie brauchten, in die andere Welt gebracht haben, um dort für die menschliche Rasse einen Neuanfang zu wagen.

Zurück ließen sie nur ihre leeren Unterkünfte und das ausgeräumte Labor. Wobei von Zeit zu Zeit einige Mitglieder des Ashrams auf dieser Seite zu sehen sein sollen – um Equipment, Werkzeuge und andere Hilfsmittel zu beschaffen, die es auf der Parallelwelt nicht gibt.

Wer genau sucht, findet noch heute die Überreste des Ashrams und sogar das provisorische Labor, in dem das Ei entwickelt und getestet wurde. Mal soll das Gelände frei, aber hinter Bäumen versteckt sein. Es wird aber auch berichtet, dass es mit einem Zaun, Stacheldraht und Kameras gegen Eindringlinge gesichert ist – aber auch für den Fall, dass die Dimensionsreisenden eines Tages zurückkehren. Im Laufe der Jahre behaupteten einige Leute im Internet, sie hätten die alte Kommune entdeckt. Sie wüssten sogar, dass das Ei noch da sei.

Doch Matheny kann nur milde lächeln. „Es ist toll, wenn die Leute mit ihren Freunden hinfahren, ein Abenteuer erleben, eine gute Zeit haben, wenn sie den Ashram suchen“, sagt er lachend. „Aber ihn zu finden? Das wird schwierig. Denn es hat ihn nie gegeben.“ Ong’s Hat – oder genauer: die Geschichte der Dimensionsreisenden in Ong’s Hat – ist seine Erfindung. Eine inzwischen sehr alte Erfindung.

Chaos und Briefe

Die Entstehungsgeschichte von Ong’s Hat beginnt, wie auch die Legende von Ong’s Hat, in den 1980ern. Damals träumte der 1961 in Chicago, Illinois, geborene Joseph Matheny davon, Regisseur zu werden – oder eher: ein Filmemacher, wie er selbst sagt – und belegte entsprechende Kurse an seinem College, bevor er sich an einer Filmschule in San Francisco einschrieb. Aber er wollte mehr. Denn vieles, was er auf den seit einigen Jahren erhältlichen VHS-Kassetten oder im Kino sah, fand er wenig kreativ und langweilig. Für seine Abschlussarbeit drehte er deshalb einen Film, der anders war.

Matheny versteckte in seinem Film mehrere Hinweise und Rätsel. Diese bezogen sich auf eine begleitende Kurzgeschichte, die er geschrieben hatte und die ebenfalls mit Puzzeln versehen war. Wer sie entschlüsselte, erhielt ein Datum und einen Ort, an dem die Schauspieler aus dem Film das Finale live aufführten: decentralized Storytelling lautet heute der Fachbegriff dafür. Dieses Konzept verblüffte, wurde allerdings nicht von jedem wirklich verstanden.

Genau zu dieser Zeit entdeckte Matheny auch das frühe Internet. Das bestand vor allem aus einem Netz aus Computern, über die auf einer sogenannten Mailbox – oder auch einem Bulletin Board – einzelne Nachrichten hinterlassen und ausgetauscht werden konnten. Zugänglich war diese Welt vor allem für Forscher und Studenten und für Mitarbeiter großer Technologiefirmen. Privatpersonen, die in diesem frühen Netz unterwegs waren, gab es zwar, aber nicht viele. „Es war spannend. Ich sah das Potential“, sagt Matheny. „Ich überlegte mir, was man damit anstellen könnte. Was wohl passiert, wenn das mit Video zusammenkommt, wenn jeder Zugang dazu hätte.“ Soweit war das Internet aber noch nicht, wie er feststellen musste.

Es war spannend. Ich sah das Potential. Ich überlegte mir, was man damit anstellen könnte.

Joseph Matheny

Dennoch beschäftigte sich Matheny weiterhin mit Computern, Technologie und Film. Im Silicon Valley, das sich Mitte der 1980er Jahre zu entwickeln begann, streifte er durch verschiedene Firmen, entwickelte Konzepte und erklärte die digitale Welt. Daneben ging er weiterhin seiner großen Leidenschaft nach: dem Geschichtenerzählen – auf eine Art und Weise, wie sie sonst nicht üblich war. Und Ong’s Hat „war mein erster Versuch, eine wirklich große Geschichte zu erzählen“, erinnert sich Matheny und lacht.

Seine Idee? Nichts mit Computern oder dem Internet – jedenfalls nicht sofort, sondern mit der Post. „In den 80er Jahren gab es so etwas, das sich mail culture nannte, wobei Leute ihre Kunstwerke an andere Leute schickten. Eben mit der Post“, erklärt der Künstler. „Wenn du ein Kunstwerk bekommen hast, hast du dann das Werk erweitert, es wieder eingepackt und an andere Leute weitergeschickt. So etwas wie bei einem Kettenbrief.“ Was Matheny vorhatte, sollte aber größer, modularer und irgendwie verrückter sein.

Das reale Ong’s Hat

Matheny entwickelte eben jene Idee eines geheimnisvollen Forschungsexperiments, das von dimensionsreisenden Wissenschaftlern und Esoterikern betrieben wird. Ihr Ursprung? Nicht nur seine Phantasie, wie er offen zugibt, sondern auch eine experimentelle Kurzgeschichte des Anarcho-Schriftstellers Peter Lamborn Wilson – auch bekannt als Hakim Bey –, die bereits 1988 im Science-Fiction-Zine Edge Detector veröffentlicht wurde. Sie erzählt bereits die Geschichte des Ashrams in den Pine Barrens und behandelt die Kreuzung von Mystizismus und Wissenschaft. Eine Beschreibung des Eis ist ebenfalls enthalten.

Wilson behauptete zwar lange Zeit und mit viel Nachdruck, dass er diesen Text nicht geschrieben habe, sondern er ihm zugespielt wurde. Doch Matheny sagt, er wisse genau, was Wilson zu dieser Geschichte inspiriert hat: „Da war dieser Typ [eben Wilson], der eine Hütte in den Pine Barrens geerbt hatte“, sagt Matheny. „Dort gab es immer mal wieder verrückte Partys. Es wurde gefeiert und es kamen ganz unterschiedliche Leute zusammen: Akademiker, Wissenschaftler, Künstler wie ich, Musiker, Technologie-Typen … alle kamen.“ Diese Mischung von Menschen habe zu sonst unvorstellbaren Debatten und einzigartigen Kooperationen geführt. „Es gab Diskussionen zwischen Quantenphysikern und Dichtern, die beide total auf Pilzen waren“, erzählt Matheny lachend. „Das war ein Schnitt durch Kultur und Gesellschaft, den du sonst nicht findest. So entstand die Idee für den Ashram: Wir waren die Typen im Ashram. Wir, die da feierten und uns komische Dinge ausdachten.“

Wir waren die Typen im Ashram. Wir, die da feierten und uns komische Dinge ausdachten.

Joseph Matheny

Abseits der Kurzgeschichte entlehnte Matheny viele Elemente der damaligen Gegen- und Popkultur. Einige Ideen habe er auch dem Kulturschriftsteller Robert Anton Wilson abgeluchst, der mit seinen absurden Verschwörungsromanen berühmt geworden war. Die Satire-Religion Church of the Subgenius habe Einfluss auf Ong’s Hat gehabt, genau wie die Geschichten aus und der Stil des Cyber-Kultur-Magazins Mondo 2000 und die Berichte über religiöse Organisationen wie den Maurischen Wissenschaftstempel von Amerika. Nach und nach, über mehrere Wochen hinweg, habe sich aus all dem die grobe Handlung von Ong’s Hat entwickelt. Doch Matheny verpackte seine Idee nicht nur in eine geradlinige Geschichte, sondern in mehrere.

Modular, dezentral… in Form einer Art Schnitzeljagd sollte Ong’s Hat erzählt werden: ein living book experiment , wie Matheny es nannte. Heute wird Derartiges als Alternate Reality Game – kurz ARG – bezeichnet. Als Auftakt diente Wilsons Kurzgeschichte, die Matheny in eine Art Werbe- und Aufklärungsbroschüre des Ashrams umarbeitete, die sich an unwissend Wissende wendet. „Du würdest diese Broschüre nicht lesen, wenn du nicht bereits auf halbem Wege zum Institute of Chaos Studies vorgedrungen wärst“, lautet der erste Satz, dem bizarre Beschreibungen von „verrückten mystischen Pamphleten“, „Versandhandel-Kurse zu Chaosmagie“ und dem „illegalen Vertrieb von kontrollierten Substanzen“ folgten.

Den mit Illustrationen des Künstlers James Koehnline versehenen Text kopierten Matheny und Wilson etliche Male und verschickten ihn Ende 1989 per Post an mehrere Freunde und Bekannte aus der Kunst- und Kulturszene – sowie an einige Wildfremde, die sich mit UFOs, Aliens, Mystizismus, Magie und anderen Grenzthemen befassten. Das Duo wollte als Absender anonym bleiben und gab seine Post in verschiedenen Städten und Postfilialen auf.

Einige Zeit später erschien ein kurzer Katalog für einen fiktiven Buch- und Kuriositätenversand, den Matheny verfasste und mit dem Titel Incunabula: A Catalog of Rare Books, Manuscripts & Curiosa, Conspiracy Theory, Frontier Science & Alternative Worlds überschrieb. Als Autor wurde ein Raritätensammler namens Emory Cranston angeben, der darin mehrere obskure Schriften über Themen wie Quantenmechanik, Wurmlöcher, Spiritismus anpries und rezensierte – viele davon erfunden, mache aber auch echt. Zusammen lieferten sie weitere Informationen über die Methoden, den Glauben und die wissenschaftlichen Ansätze der Forscher von Ong’s Hat.

Die Anzeigen für die fiktiven Bücher im fiktiven Katalog „waren Kurzgeschichten, die zusammen eine Novelle ergeben“, sagt Matheny. Für einige davon habe er die Hilfe seines Freundes Nick Herbert in Anspruch genommen, eines Physikers, der zu dieser Zeit am Lawrence Livermore National Laboratory arbeitete. Er unterstützte den Künstler mit abstrakten wissenschaftlichen Theorien und dem passenden Vokabular. Das obskure Dokument mit der auffälligen Aufmacherseite ließ Matheny drucken und kopieren und erneut einem ausgewählten Kreis von Personen zukommen, von denen er vermutete, sie könnten davon fasziniert sein. Dafür nutzte er diesmal einen besonders aufwendigen Umweg.

„Wir wollten nicht, dass jemand weiß, dass der Katalog von uns kommt“, sagt Matheny. „Wir ließen ihn daher aus Hong Kong verschicken – über einen Remailer-Dienst. Ich verpackte die Kataloge in Umschläge, adressierte sie. Packte die Umschläge in einen größeren Umschlag, der nach Hongkong ging. Und von dort wurden die einzelnen Umschläge frankiert und versendet. Das alles wirkte sehr geheimnisvoll.“ Tatsächlich erreichten den Künstler alsbald Nachrichten von jenen, die einen „mysteriösen Umschlag mit einem komischen Katalog“ bekommen haben. Daher legte er nach.

Wir wollten nicht, dass jemand weiß, dass der Katalog von uns kommt. Wir ließen ihn daher aus Hong Kong verschicken – über einen Remailer-Dienst.

Joseph Matheny

Joseph Matheny entwickelt ein Alter-Ego, das nicht Künstler, sondern investigativer Journalist ist. Als dieser verfasst er Ende 1992 ein Interview mit dem Physiker Nick Herbert über Quanten-Tantra (das übrigens durchaus ernst gemeint ist) und Dimensionsreisen, in dem sowohl der Katalog als auch Ong’s Hat erwähnt werden. Der Autor schafft es, dieses Interview 1993 in das legendäre Kultur- und Gegenkultur-Zine Boing-Boing einzuschleusen. Daraufhin folgten ein Interview von Matheny mit dem mysteriösen Autor des Katalogs, der behauptet, er habe Java 2, die andere Erde, besucht.

Matheny wollte, dass Ong’s Hat bekannt wird. Er wollte, dass sowohl Bekannte als auch Fremde auf die Puzzleteile seiner Geschichte stoßen, vom Geheimnis angezogen und von der Geschichte gefesselt werden. Sie sollten anfangen zu recherchieren, Freunde, Bekannte, Nerds und Geeks zu kontaktieren, auf weitere Puzzleteile stoßen und so das große Ganze zusammensetzen – allein oder in einer Rätselgruppe.

Manchmal, so Matheny, sei er mit einem Rucksack voller Kataloge und anderer Texte unterwegs gewesen. Er habe sie in Guerillamanier „zwischen die Buchseiten in einer Bibliothek gestopft, in Wochenzeitungen gelegt, wie es sie damals in jeder amerikanischen Stadt gab. Ich steckte sie in Briefkästen. Ich steckte sie überall hin“. Seine Freunde hätten ihm dabei geholfen. So habe Wilson auf seinen Reisen Exemplare der Broschüre in Cafés, Bars und bei Konzerten hinterlassen. Und es funktionierte. Bald fanden sich Fotos und Kopien der Ong’s-Hat-Puzzletexte auf Konferenzen und in gedruckten Newslettern, die sich mit UFOs, Science Fiction und dem Paranormalen befassten.

Gleichzeitig begann Matheny damit, Ong’s Hat allmählich im Internet zu verbreiten, was Anfang der 1990er technisch zwar immer noch nicht so weit war, wie er es sich erträumt hatte, aber viel besser als in den 80er Jahren. „Ich sagte mir, dass dies die neue Verbreitungsmethode für Medien und Storytelling sein würde“, sagt er. „Also fing ich an, es zu nutzen – auch wenn noch nicht alles ging, was ich wollte.“ Zuerst postete er abgetippte Versionen seiner gedruckten Texte auf Bulletin Boards und im Usenet, später in Foren. Außerdem verschickte er sie per E-Mail. Er und Herbert erstellten sogar Websites für die fiktiven Autoren der Bücher im Katalog. „Ich ließ mich von der Reaktion des Publikums auf das, was bereits existierte, inspirieren“, sagt Matheny. „Du konntest Emory Cranstons E-Mail-Adresse finden, die Cover der Bücher und die Bibliographien der Autoren“.

Hinzu kam 1995 Incunabula.org, eine offizielle Website für die „Forschung“ rund um Ong’s Hat, auf der Matheny erneut den ambitionierten Reporter mimt, alle Texte sammelt, einordnet und auch eine Kommentarsektion betrieb, aber auch deutlich die Natur des Spiels erklärte, obwohl „ich dachte, es gäbe genug Hinweise in den Texten, dass das alles nicht ernst gemeint war.“

Von da an verbreite sich Ong’s Hat plötzlich rasant. Irgendwann hatte Matheney das gesamte Material von Ong’s Hat ins Internet übertragen – und veröffentlichte 1999 auch eine CD-Rom-Fassung, die die Entstehungsgeschichte des Mythos abbildete. Nutzer des kultigen Umsonst-Hosting-Service GeoCities, dann Foren und andere Debattenplattformen kopierten die Inhalte, modifizierten sie, kommentierten sie. „Das fand ich cool, denn so war es gemeint: ein kollektives Kunstprojekt“, so Matheny. „Denn das ist, worum es in diesem Medium geht: mit Menschen zu kommunizieren, Geschichten zu erzählen, sie weiterzugeben und zu sehen, wie sie sich entwickeln.“ Auch begannen erste Magazine für paranormale Themen damit, das Mysterium von Ong’s Hat aufzugreifen.

So entstanden neue Varianten der Geschichte, in denen die Technologie des interdimensionalen Reisens aus dem bei Roswell abgestürzten UFO stammt. Oder Nazi-Wissenschaftler das Ei entwickelt haben. Oder der Ashram Teil des Stargate-Projekts war, mit dem der US-Militärgeheimdienst unter anderem Fernwahrnehmung und Hellsehen erforschte. Berichte von angeblichen Zeitzeugen aus der Gemeinschaft tauchten auf, die den Dimensionszauber nicht mitmachten, oder die erzählten, dass der Ashram in Wirklichkeit von US-Soldaten gestürmt wurde, die das Ei beschlagnahmt und nach Fort Dix gebracht hatten. Die Bewohner hätte man „verschwinden lassen“.

Andere Geschichten behaupteten wiederum, dass es nicht das Ei war, das die Dimensionsreisen ermöglichte, sondern ein natürlicher Riss zwischen den Welten, der immer noch dort sei, wo einst das Scheunenlabor stand. In Foren wie Interdimension.org oder DarkPlanetOnline tauchten Berichte von Abenteuern auf, die die Umgebung von Ong’s Hat durchsuchten, „Dinge erlebten“, Visionen hatten, krank wurden oder von Männern in schwarzen Anzügen verfolgt wurden. „Das alles haben nicht wir erfunden“, sagt Matheny. „Aber es waren Narrative und Ideen, die da draußen waren und in die Geschichte eingeflochten wurden. Die Geschichte wurde immer größer.“

Vor allem aber: Sie entfernte sich immer weiter von Matheny als ihrem Erfinder. Stattdessen wurde er selbst immer mehr zu einer Figur des Mythos. Zu Beginn fand der Autor das spannend und beobachtete interessiert, wie Ong’s Hat immer stärker von überzeugten Verschwörungstheoretikern debattiert und verbreitet wurde: nicht als Spiel, sondern als Mythos, der wohl einen wahren Ursprung hat. Matheny wollte sehen, wohin die Reise führt.

Ein Fehler

Über mehrere Jahre wuchs und wucherte der Mythos von Ong’s Hat also im noch jungen Internet. Matheny selbst zog sich dabei nach und nach zurück, verfolgte das Geschehen jedoch mit Interesse und oft Amüsement. Denn damals erkannten viele noch das neckische Augenzwinkern der Geschichte und erweiterten sie auf ironische Weise. So hatte Matheney ein „Interview“ mit ehemaligen Ashram-Bewohnern mit einem Foto der Besetzung der 70er-Jahre Sitcom Die Partridge Familie illustriert, was vielen aufgefallen sein dürfte. Mitglieder der Community veröffentlichten im Gegenzug eine Konstruktionsanleitung für das Ei, in dem sich der Hinweis findet, dass es dafür unbedingt das Tastenfeld aus einem Amana-Touchomatic-Radarange-Mikrowellenofen braucht. Oder auch eine Liste mit Einkäufen, die die Reisenden von der Originalerde mitbringen sollten: ganz vorne dabei Twinkies und Schuheinlagen.

Seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte das Erzählexperiment im Jahr 2000 als Matheny eine fingierte Pressemitteilung an verschiedene Zeitungsredaktionen, Fernseh- und Radiostudios faxte, in der er über sich selbst als „unerschrockenen Journalisten“ berichtete, der Dokumente „einer Gruppe von Forschern, die in New Jersey eine Möglichkeit für interdimensionale Reisen entwickelt haben“ gefunden hätte und herausfinden wollte, ob diese Geschichte wahr sei. Daraufhin wurde er von Coast to Coast AM kontaktiert: eine legendäre und allabendliche Radiosendung mit Millionen von Zuhörern, die seit Ende der 1980er über UFOs, Aliens und das Paranormale berichtete – und immer wieder Anrufer und Gäste per Telefon zuschaltete. Für Matheny war es zu diesem Zeitpunkt eines seiner „größten Ziele“ auf Coast to Coast zu sein. „Denn ich habe es selbst geradezu religiös gehört. Ich war verrückt danach“.

Als Matheny als sein Reporter-Alter-Ego live ins Studio von Coast to Coast geschaltet wurde, präsentierte er Ong’s Hat abrupt einem riesigen Publikum. In der über zwei Stunden langen Sendung sprachen er und Moderator Mike Siegel darüber, wie er und einige Kollegen angeblich den Forschern nachspürten, über das Mysterium, den Ashram, die Geisterstadt und die Pine Barrens. Das Publikum erfuhr allerdings nicht von der Historie der Geschichte und der spielerischen Natur der Erzählung.

Ein Teil der bestehenden Ong’s-Hat-Gemeinschaft hörte das Gespräch und glaubte, der Autor habe sie verraten, indem er das Spiel so stark in die Öffentlichkeit brachte. Wut und Enttäuschung waren die Folge. Aber es gab auch diejenigen, die die Sendung hörten und von der Geschichte von Ong’s Hat überzeugt waren – und nun über die Motive von Matheny spekulierten: War er wirklich Journalist? Oder ein Agent der Regierung? Oder… war alles nur Schwindel? Hinzu kamen Tausende, die zum ersten Mal vom Mysterium hörten und nicht verstanden, dass Ong’s Hat eben nur ein erzählerisches Experiment war. Oder es nicht verstehen wollten. Und das bedeutete auch Ärger.

Damals suchten die Leute mich, fanden meine Adresse heraus.

Joseph Matheny

„Damals suchten die Leute mich, fanden meine Adresse heraus“, sagt Matheny. Einige kontaktierten ihn, um ihm ihre eigenen Theorien zur Dimensionsreise zu präsentieren – oder auch bizarre Maschinen, die sie in ihrer Garage zusammengeschraubt hatten und die „natürlich nicht funktionierten“: Nullpunkt-Energie-Generatoren, Perpetuum mobiles und andere kuriose Gerätschaften. Andere wollten ihm bei seiner Nachforschung zu Ong’s Hat helfen und behaupteten, selbst geheime Dokumente und Hinweise auf den Ashram entdeckt zu haben. Manche wollten ihn wiederum zu all dem ausfragen und die Beweise sehen, die er für die Geschichte hat. Wie jener Mann, der eines Abends um sein Haus schlich. Wieder andere kamen, um ihn zu bedrohen. Auch seine damalige Freundin, seine Familie und seine Arbeitgeber wären per Telefon und Brief kontaktiert worden.

Irgendwann war es Matheny zu viel.

Am 9. August 2001 erklärte der Autor Ong’s Hat mit der Veröffentlichung einer Novelle offiziell für beendet. Er und Nick Herbert hätten beschlossen, dass es das Beste sei, das Projekt zu begraben, um Platz für Neues zu schaffen. „Das ist kein Witz“, schrieb Matheny. Doch diese Ankündigung änderte nichts – zunächst jedenfalls. Die Debatten um Ong’s Hat gingen weiter, von der Community wurden neue Texte und Geschichtsteile verfasst. Und auch jene, die davon überzeugt waren, dass es eben kein Spiel ist, waren von der Ansage vollkommen unbeeindruckt.

Das Ende vom Anfang?

„Es war ein Spaß, es war ein spielerischer Umgang über die Grenzen der Medien hinweg“, sagt Matheny. In den Monaten und Jahren nach seinem Coast-to-Coast-Auftritt bildeten sich sogar Gruppen von Gläubigen und vermeintliche Gurus, die behaupteten, sie würden den Weg in die andere Realität kennen; dass Matheny ein Lügner sei; dass all die Dokumente echt wären. Danach und nachdem plötzlich auch Menschen vor Mathenys Tür auftauchten, er bedroht wurde, wildfremde Menschen bei seinen Freunden und seiner Familie vorstellig wurden, war klar: Ong’s Hat war außer Kontrolle. „So war das nie gedacht. Das wollte und will ich nicht tolerieren“, sagt er. „Ich trat in Radiosendungen und Podcasts auf. Ich sagte: Hey, das ist alles Fiktion, das ist nicht echt, sondern nur ein Spiel. Es gibt keine versteckte Wahrheit oder ein großes Geheimnis.“

Es dauerte Jahre, bis sich die Ong’s-Hat-Gemeinschaft langsam auflöste und das Interesse allmählich verging. Dennoch wird Ong’s Hat auch heute noch immer wieder als wahrer Mythos und Verschwörungstheorie herumgereicht – in Facebook-Gruppen, in Telegram-Kanälen, auf YouTube und in Foren. Auch daher spricht Matheny, der heute umgeben von Wäldern und Wanderwegen in Eugene, Oregon wohnt, immer noch darüber, wie Ong’s Hat entstand und wie es sich verselbständigte. Schließlich sei es weiterhin seine Schöpfung – und damit irgendwie auch seine Verantwortung. Das sei manchmal frustrierend und ermüdend. Aber: „Wenn du 30 Jahre in ein solches Kunstprojekt investiert hast, dann wirst du es nicht einfach los“, sagt er.

Mit Sorge sieht Matheny daher auch, wie beispielsweise die QAnon-Szene teils vergleichbare, teils identische Mechaniken wie Ong’s Hat und andere ARGs nutzt, um eine radikale und gefährliche Bewegung zu etablieren. QAnon begann mit kryptischen Mitteilungen im Internet, die von Lesern fasziniert aufgegriffen, interpretiert, mit anderen Informationen verknüpft und zu einer verzerrten Scheinrealität geformt wurden – einer Realität, in der eine angebliche Elite arme Kinder entführt, ihr Blut trinkt und Donald Trump der Einzige ist, der diese Herrscher im Schatten mit genialen Schachzügen bekämpfen kann.

QAnon habe die Lust der Menschen ausgenutzt, Rätsel zu lösen und einem Geheimnis auf die Spur zu kommen. „Aber es ist kein spaßiges Spiel“, sagt Matheny. „QAnon hat einen kultischen Charakter“. Es sei ein Spiel, das Gewinner haben werde – aber das wären am Ende nicht die Spieler, sondern jene, die das Spiel lenken. „Einige werden entrechtet und aus der Bahn geworfen“, sagt Matheny. „Andere werden durch das Spiel gestärkt und nutzen es aus, um sich zu bereichern und Vorteile zu verschaffen.“ Einige Journalisten sahen zum Hoch von QAnon sogar die Möglichkeit, dass QAnon – ganz ähnlich wie Ong’s Hat – ein Experiment oder Kunstprojekt gewesen sein könnte, das außer Kontrolle geriet.

Die Zukunft von Ong’s Hat

Mittlerweile hat Matheny zumindest einen Teil der Kontrolle über Ong’s Hat zurückerlangt. Auch weil Ong’s Hat seit wenigen Jahren wieder stärker ins Bewusstsein dringt und Interesse bei jenen weckt, die noch gar nicht auf der Welt waren, als das Projekt erdacht wurde. Denn heute gelten die Guerillataktik und der transmediale Aufbau von Ong’s Hat als revolutionär und seiner Zeit voraus – weit voraus sogar. Die Serie Lost, das Videospiel Halo 2, die 13. Staffel von Doctor Who wurden auf ähnliche Weise mit interaktiven Rätselspielen beworben. Außerdem hat sich mit The Sun Vanished, Ash Vlogs und weiteren Projekten rund um die großen Social-Media-Plattformen eine wahre Kultur von kleinen Alternate Reality Games entwickelt, die sich oft um Mysterien und Horror drehen.

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Und es war wohl auch der Erfolg der Netflix-Serie Stranger Things, der Ong’s Hat wieder populär werden ließ. Denn: Forscher, die bizarre Experimente durchführen, Esoterik und Wissenschaft verbinden und ein Loch in eine andere Welt schlagen? Die Parallelen sind nicht zu übersehen. Erst in diesem Jahr veröffentlichte der Radiosender BBC den mehrteiligen Podcast The Incident at Ong’s Hat, der auf dem Mythos und lose auf der Novelle Ong’s Hat: The Beginning von Joseph Matheny basiert. Eine Produktion, mit der Matheny selbst nicht ganz zufrieden ist. Zu „kommerziell“ und zu wenig avantgardistisch sei der Podcast. Dennoch freut er sich, dass Ong’s Hat auf diese Weise als klar erkennbare Fiktion mehr Menschen erreichen kann.

Matheny sieht für Ong’s Hat trotzdem eine große Zukunft. Er hofft, dass die abstruse Geschichte auf die Leinwand kommt. „Es kamen immer wieder Leute zu mir, die es als Film drehen wollen“, sagt er. Stets habe er abgelehnt. Doch zuletzt sei ein im Indie-Horror-Genre bekanntes Autoren- und Filmduo mit einem Drehbuch für einen Ong’s-Hat-Film auf ihn zugekommen, das ihn überraschte. „Es hat Integrität, es ist künstlerisch, es ist progressiv“, schwärmt er. „Daher sagte ich: Ihr habt meinen Segen. Lasst uns das gemeinsam machen.“ Die Vorproduktion laufe schon und der Dreh könnte in naher Zukunft starten, wenn die Finanzierung gelingt. Sonderlich mehr wolle er derzeit dazu nicht verraten.

[Ong’s Hat] wächst und entwickelt sich mit mir seit 30 Jahren.

Joseph Matheny

Wie Matheny sagt, ist er selbst überrascht, wie sehr Ong’s Hat auch heute noch sein Leben und Schaffen prägt. Wie stark es immer wieder in seine Realität eindringt – und das obwohl er über die Jahre auch an zahlreichen anderen Projekten arbeitete. „[Ong’s Hat] wächst und entwickelt sich mit mir seit 30 Jahren“, sagt er. „Das wohl beste über diese ganze Zeit ist, dass ich immer wieder von jungen Künstlern angesprochen werde, die mir sagen, dass ich sie inspiriert habe.“ Das sei all die Arbeit, die absurden Gefühle des Kontrollverlusts und auch „die verrückten Typen, die mich belästigten“ wert. „Denn dann kommt eben wieder ein Anruf oder eine Mail eines jungen Menschen der sagt: Du hast mich inspiriert“, sagt Matheny. „Und dann sage ich mir: Ja, jetzt geht es mir besser.“

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"Viele Menschen behaupten seit Jahrtausenden vieles, das nur dazu dient, sich wichtig zu machen oder Mitglieder zu sammeln oder gar den Mitgliedern Geld aus dem Kreuz zu leiern."

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