Als sich das Jahr 2020 dem Ende zuneigte, wurde die Welt plötzlich von einem Mysterium erfasst. In der Wüste von Utah wurde ein metallener Monolith gefunden. Seit Jahren hatte er dort unerkannt gestanden. Doch kurz nach seiner Entdeckung verschwand er. Ebenso plötzlich tauchten dann rund um die Welt weitere Metallstelen auf – auch in Deutschland. Wer dahinter steckt, ist weiterhin ein Rätsel. Aber es gibt Verdächtige.
Von Michael Förtsch
Am 18. November des Jahres 2020 surrt ein Hubschrauber über die Wüstengegend im Süden des US-Bundesstaates Utah. An Bord des Helikopters sitzen mehrere Biologen der Utah Division of Wildlife Resources, um für die Behörde die Dickhornschafpopulation in der Gegend zu protokollieren. Beim Flug über eine Felsformation unweit des Padre Point, einem Kap am Südufer des Lake Powell, entdeckt einer der Forscher etwas Sonderbares. Er wird auf ein schimmerndes Objekt in einer Nische zwischen den Felsen aufmerksam. Keiner der Männer an Bord weiß, was es sein könnte. „Da ist dieses Ding da unten, das müssen wir uns ansehen“, sagt einer von ihnen. Daraufhin landet der Pilot den Helikopter. Was die Forscher nach einem kurzen Fußmarsch vorfinden, können sie kaum glauben. Mitten im Nirgendwo entdecken sie eine dreiseitige Stele aus glänzendem Metall, die fest im Boden verankert ist.
Die Fotos, die die Forscher aufnehmen, erinnern an Szenen aus 2001: Odyssee im Weltraum. Vor allem an den Moment, als auf dem Mond ein schwarzer Monolith ausgegraben und ehrfürchtig von Wissenschaftlern inspiziert wird – bis ein durchdringendes Summen die Männer zu Boden zwingt. Im Gegensatz dazu können die Forscher aus Utah ihren Monolithen ohne Probleme studieren und dokumentieren. Sie halten fest, dass jede Seite 58 Zentimeter in der Breite misst und die Stele insgesamt 2,90 Meter aus dem Felsen ragt. In den Boden wurde ein Loch geschnitten, um den Monolith dann mit Silikon- oder Harzkleber zu befestigen. Die mehrere Millimeter dicken Metallplatten werden von kleinen Nieten zusammengehalten. Außerdem scheint der Monolith im Inneren mit einem Material wie Bauschaum ausgefüllt zu sein, was die Naturforscher feststellen, als sie dagegen klopfen.
Der kuriose Fund und dessen Umstände werden von den Männern vermerkt und dann vom Department of Public Safety, dem die Utah Division of Wildlife Resources unterstellt ist, öffentlich gemacht. Eigentlich keine große Sache, schließlich haben die Forscher kein außerirdisches Artefakt oder etwas ähnliche Spektakuläres entdeckt. Die Behörde rechnet also nicht mit dem, was auf die Pressemeldung folgt. Einige Meldungen in Boulevard- und Lokalmedien habe man erwartet, sagt ein Vertreter vom Department of Public Safety in einem kurzen Gespräch mit 1E9. Die erscheinen dann auch. Doch zusätzlich sind die Bilder und Videoaufnahmen des Fundes plötzlich bei großen Nachrichtensendern wie CNN, CNBC, Fox News und auf den Websites von Magazinen und Zeitungen wie der New York Times, der Washington Post, des Spiegel, des Guardian, von Le Figaro und zahlreichen weiteren internationalen Publikationen zu sehen. Der mysteriöse Monolith tritt ein weltweites Rätselraten los.
Alles nur Kunst, oder was?
So schnell sich die Meldungen über den Fund der Stele verbreiten, so schnell flammen Verschwörungstheorien und Spekulationen über ihren Ursprung auf. Mal scherzhaft, mal durchaus ernst werden Mutmaßungen geäußert, dass der Monolith einen außerirdischen Ursprung haben könnte. Aber auch, dass es sich um eine religiöse Reliquie einer New-Age- oder UFO-Sekte oder ein vergessenes Filmrequisit handelt, scheint manchen vorstellbar. Einige zeigen in Richtung des Streaming-Dienstes Netflix, der in Vergangenheit mit ziemlich unkonventiellen PR-Stunts für Aufsehen sorgte. Auch eine Marketing-Aktion für die Serie Westworld wird vermutet. Die vorherrschende Ansicht jedoch? Es ist Kunst. Davon ist auch Mischa Kuball überzeugt, selbst Künstler und Professor für public art an der Kunsthochschule für Medien in Köln. „Das ist Kunst im öffentlichen Raum“, sagt er. „Das ist mein Spezialgebiet.“
Kuball selbst hat durch einen Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über den „rätselhaften Monolithen“ erfahren. Bei vielen der ersten Berichte, meint er, „wurde die Einordnung als ‚Rätsel‘ und ‚etwas Mythisches‘ gleich mitgegeben“ und das Werk ganz bewusst in die Richtung von Kornkreisen oder dem außerirdischen Monolithen aus 2001 gerückt. Die künstlerische Einordnung sei natürlich pragmatischer, aber eigentlich nicht weniger spannend. Denn der Monolith sei inmitten des Nirgendwo aufgestellt worden, um „eine faktische Situation für den erwarteten Betrachter“ zu schaffen, wie der Kunstprofessor erläutert. Oder anders ausgedrückt: Der Monolith sollte, den, der ihn findet, überrascht und verblüfft zurücklassen. Und genau das scheint gelungen – hat aber auch eine ganze Weile gedauert.
Wie die niederländische Journalistin Nouska du Saar herausfand, wurde der Monolith wohl zwischen Juli und Oktober 2016 aufgestellt. Zumindest ist er nach diesem Zeitraum erstmals auf hochaufgelösten Aufnahmen der Erdoberfläche des Satellitenbetreibers Maxar zwischen den Felsformationen in Utah auszumachen. Die durchaus elaborierte Befestigung und handwerklich mit Bedacht gefertigte Metallsäule lässt es, wie Kuball sagt, zumindest sehr wahrscheinlich erscheinen, dass der Erschaffer mit „Konzept und Absicht“ vorgegangen ist. Der Monolith sei also kein spontaner Einfall, sondern ein länger geplantes Werk. Diese Art der Kunst hat laut Kuball auch durchaus Tradition.
Der Künstler Richard Serra errichtete 1999 mit Contour inmitten der grünen Landschaft von Kaipara Harbour in Neuseeland einen Wall aus Stahlplatten. Im Rahmen des Kunstevents Desert X setzten 2019 Künstler wie Sterling Ruby, John Gerrard und Iván Argote flammend rote oder voll-verspiegelte Würfel und Quader und eine einsame Treppe in abgelegene Regionen der Mojave Wüste. Und 2020 platzierte die US-Künstlerin Lita Albuquerque mit Najma eine ultramarine-blaue Figur auf einem Felsen in der saudi-arabischen Wüste. Allerdings: Diese Kunstaktionen waren allesamt genehmigt. Der Monolith in Utah wurde hingegen, wie uns ein Sprecher des Bureau of Land Management in Utah bestätigt, „illegal und unautorisiert“ installiert.
[Der Monolith] ist ein Geschenk. Unerwartet, unbestellt.
Mischa Kuball
Laut Kuball sei der Monolith eine Art künstlerisches claiming gewesen. „Dieses Aufstellen des Monolithen, das ist ja auch ein aggressiver Akt“, sagt er. „[Der Monolith] ist ein Geschenk. Unerwartet, unbestellt. Er ist etwas, das man als die Rückeroberung des öffentlichen Raumes durch künstlerische Aktionen lesen könnte.“ Womöglich, spekuliert der Kunstprofessor, könnte der Künstler oder die Künstlerin dabei auch auf die Mystifizierung der merkwürdigen Stele gesetzt haben; vorausgesehen haben, dass sie mit Außerirdischen oder anderen Mysterien in Verbindung gebracht wird. Nämlich um nicht nur ein illegales Kunstwerk zu schaffen, sondern auch ein Faszinosum und Rätsel, das begeistert und bewegt – und damit vielleicht auch allzu harsche Reaktionen der Behörden abfedert.
Wo ist der Monolith hin?
Eines war nach den ersten Medienberichten über den Monolithen sicher: Viele wollten ihn sehen – vor Ort. Das war auch dem Department of Public Safety schnell bewusst, weshalb es die Koordinaten des Fundorts nahe Moab, Utah gezielt geheim hielt. Die Umgebung gilt als schützenswert und für unerfahrene Wanderer als riskant. Aber für gewiefte Köpfe im Internet war das kein Problem. Nur wenige Stunden nach den ersten Nachrichtenmeldung fand ein Reddit-Nutzer namens Tim Slane den Monolithen auf Google Maps und machte die Koordination öffentlich. Er hatte dafür die Flugbahn des Helikopters anhand markanter Felsformationen nachvollzogen. Die Folge: In den kommenden Tagen reisten Dutzende Menschen an den abgelegenen, aber durchaus erreichbaren Ort, luden Fotos und Videos des Monolithen auf Instagram, Twitter, Facebook, YouTube und TikTok.
Einer der ersten – wenn nicht sogar der erste – am Monolithen war David Surber, ein ehemaliger US-Soldat, der dafür eine sechsstündige Autofahrt auf sich nahm. „Ich wollte der Erste sein“, sagt er in einem Video. „Die Tatsache, dass dieses Ding fünf Jahre unentdeckt dort stand, versteckt in der Natur, zog mich magisch an.“ Aber es sei auch eine ersehnte Flucht vor „all der Negativität“ gewesen, die das Jahr 2020 mit der Corona-Pandemie, politischem Aufruhr und mehr zu bieten hatte. Noch während Surber sein Video aufnahm, um es dann auf Reddit und Instagram zu teilen, kamen weitere Monolithen-Jäger hinzu, die mit, vor und sogar auf dem Kunstwerk posierten. Ihnen folgten zahlreiche weitere.
Doch nach einigen Tagen war die Metallstruktur verschwunden, wie weitere Abenteurer auf verschiedenen Social-Media-Kanälen enttäuscht mitteilten. Wo der Monolith stand, war nunmehr nur noch ein dreieckiges Loch zu sehen. Jemand hatte die Struktur entfernt. Als Verdächtige wurden Behörden, aber auch Aliens und sogar Bigfoot herumgereicht. Für Aufklärung sorgte nur kurz Zeit später Ross Bernards, ein Reise- und Natur Fotograf aus Colorado, der einige der beeindruckendsten Fotos des Monolithen machte. Noch als er am Abend des 27. November beim Monolithen stand, erzählte er in einem Instagram-Post und bei Nachrichtensendern wie FOX News, sei eine Gruppe von vier Männern aufgetaucht und habe die Metallstruktur mit körperlichem Einsatz aus der Vertiefung gekippt. Dann sei das Kunstwerk einfach davon gekarrt worden. Die angebliche Begründung? „Darum lässt du keinen Müll in der Wüste“, soll einer der Männer gesagt haben.
Darum lässt du keinen Müll in der Wüste.
Unbekannt
Nach dem Verschwinden gestand der Extremsportler Andy Lewis, dass er einer der Monolithen-Diebe gewesen sei. Wie er auf Instagram erklärte, habe er den Monolithen mit seinen Freunden abgebaut, um die Umwelt zu schützen. Touristen hätten mit ihren Anfahrten, Wanderungen und dem zurückgelassenen Müll zu „irreparablen Schäden“ in der einzigartigen Gegend führen können. Ein Mann namens Brent Cain – auf den Lewis nicht näher eingehen will – habe die Idee gehabt und „uns gedrängt, ihm zu helfen. Und wir sind drauf eingegangen“, sagt er in einem kurzen Chat mit 1E9. „Ich habe den Sturm abgekriegt und alles auf mich genommen, weil ich ein Video davon hochgeladen habe, um zu beweisen, dass der Verkehr dort draußen zum Stillstand gekommen ist.“ Die Entfernung der Metallstele sorgte für viel Wut und Unverständnis – mehrfach wurde Lewis mit Gewalt bedroht, wie er erzählt. Nicht wenige sahen in der Aktion selbstgefällige Eigenjustiz und sogar Vandalismus.
„Die Leute dachten, es sei heuchlerisch“, sagt Lewis. Dabei sei der Monolith „im Grunde vollkommen nutzlos gewesen und ist eh längst vergessen.“ Dennoch will er versichern, dass der Monolith keinesfalls zerstört werden sollte – das sei nicht das Ziel gewesen. Die Gruppe habe eher seine Zerstörung verhindern wollen, da es Gerüchte von Personen gab, die ihn sprengen oder zersägen wollten und damit womöglich noch mehr Schaden angerichtet hätten. Zeitweise stand der intakte Monolith einfach im Garten von Lewis herum und wurde dann dem Bureau of Land Management übergeben, das für den Schutz der Gegend zuständig ist und Ermittlungen aufgenommen hat, wer hinter dem Monolithen steckt. Die Behörde ist also [Stand der Veröffentlichung des Artikels] im Besitz der Metallkonstruktion und soll entscheiden, was langfristig damit geschieht. Das Verschwinden des Monolithen war jedoch erst der Beginn eines globalen und ziemlich kuriosen Phänomens.
Wo kommen sie her?
Noch bevor das Verschwinden des Monolithen in Utah in den Medien berichtet wurde, tauchte ein neuer Monolith auf. In einer ganz anderen Ecke der Welt. Am 26. November entdeckten Wanderer auf einem Hügel bei Piatra Neamț im rumänischen Neamț nahe einer archäologischen Ausgrabungsstätte eine 2,8 Meter hohe Metallstele. Diese war, wie Bilder und Videos zeigen, dem Monolithen in Utah in ihrer Form durchaus ähnlich. Jedoch ließ die Oberfläche deutliche Schleifspuren erkennen. Dazu war die Metallkonstruktion lediglich in die Erde eingesetzt und wackelte bei Berührungen, wie einige Wanderer berichteten. Bereits am 29. November war sie wieder verschwunden. Ein helles Licht sei in der Nacht auf dem Hügel gesichtet worden – danach sei sie weg gewesen.
Daraufhin tauchten überall auf der Welt neue Monolithen auf. Zunächst auf dem Pine Mountain in Atascadero, Kalifornien, am Compton Beach der Isle of Wight in Großbritannien und nahe Vancouver in Kanada. Dann auch im österreichischen Katschberg und Peuerbach, im belgischen Baasrode und Kanne, im tschechischen Tečovice und Otrokovice, im finnischen Savonlinna und Virrat, im französischen Exireuil und nahe Ambialet, im spanischen Ayllón und beim schweizerischen Schloss Liebegg. Auch entlang der australischen Bahnlinie Seaford Railway Line, am bolivischen La-Pajcha-Wasserfall, nahe dem kolumbianischen Chía, im Dorf Niknam Deh im Iran und bei der Ausgrabungsstätte Göbekli Tepe in der Türkei wurde jeweils ein Monolith entdeckt.
In Deutschland wurden insgesamt zehn der mysteriösen Pfeiler registriert. Einer davon nahe dem Schloss Neuschwanstein in Bayern, ein weiterer bei den Hessigheimer Felsengärten bei Stuttgart und einer an der Sorpetalsperre in Nordrhein-Westfalen. „Der Monolith wurde damals von unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen an der Sorpetalsperre entdeckt“, sagte ein Mitarbeiter des Ruhrverbands bereits im Juni 2021 gegenüber 1E9. Da niemand einen „Besitzanspruch formuliert hat“ sei der Monolith einfach zügig abmontiert und auf dem örtlichen Betriebshof abgestellt worden. „Unser Plan ist es, den Monolithen dem Schrotthändler mitzugeben “, so der Mitarbeiter seinerzeit. Das dürfte mittlerweile auch passiert sein.
Auch wenn sich die mediale Aufmerksamkeit für die Monolithen mittlerweile abgeflacht hat, tauchen 2022 weiterhin neue Metallstelen auf – beispielsweise nahe Phoenix, Arizona. Eine Website zählt bislang 244 Monolithen – darunter aber auch welche, die nicht unbedingt vom Utah-Monolithen inspiriert sind. Sowieso waren die Stelen dem Original mal mehr, mal weniger akkurat nachempfunden, mal mehr, mal weniger professionell gearbeitet. Einige bestanden lediglich aus mit Glanzfolie ummanteltem Karton oder Plastik oder aus notdürftig zusammengeschweißten Platten. Einige zeigten zudem Inschriften oder Symbole, die rätselhaft wirken sollten. Ein Krankenhausbetreiber aus Lütgendortmund nutzte das Monolithenphänomen, um auf Mitarbeitersuche zu gehen, in dem er einen QR-Code und ein „Wir suchen sie!“ auf einen Monolithen drucken und diesen vor dem Hospital aufstellen ließen.
Laut dem Kunstprofessor Mischa Kuball könnte das Phänomen durchaus vom Erschaffer des ursprünglichen Monolithen beabsichtigt gewesen sein. Dass er oder sie sich nicht selbst outet, könne eine Nachricht an andere Künstler gewesen sein, ebenso „in den öffentlichen Raum zu gehen und sich der Idee des Anonymen anzuschließen“, dadurch den „Grad des Rätselhaften“ zu steigern und selbst ein Teil der kulturellen, gesellschaftlichen und medialen Debatte zu werden. Wie ein anonymer Künstler aus den USA gegenüber 1E9 bestätigt, sei es auch genau das gewesen, was ihn angetrieben habe, selbst mit einer kleinen Gruppe einen Monolithen zu konstruieren und aufzustellen. „Ich habe das im Fernsehen gesehen. Ich weiß, wie man so einen Klotz schnell baut“, sagt er. „Ich dachte, es wäre cool, wenn ich den dann im Fernsehen und im Internet sehen würde und Leute darüber reden.“
Wer ist der Urheber?
Auch nach fast zwei Jahren bleibt die wohl größte Frage des Monolithen-Phänomens weiterhin offen. Wer hat den Original-Monolithen in Utah gefertigt und aufgestellt? Als mögliche Urheber gehandelt werden so einige. Darunter war zeitweise der Künstler Matty Mo, auch bekannt als The Most Famous Artist. Der hatte im Dezember 2020 auf Instagram zwischenzeitlich gelöschte Konzeptbilder geteilt und die Standorte zweier bis dahin unentdeckter Monolithen öffentlich gemacht – und in einem Online-Shop Monolithen für jeweils 45.000 US-Dollar pro Stück angeboten. Jedoch lieferte Mo nur sehr ungefähre und ausweichende Antworten auf die Frage danach, ob er für den Monolith in Utah verantwortlich ist. So sagte er in einem Interview, dass er „nicht den Monolithen gemacht hat, aber den Monolithen auch nicht nicht gemacht hat“ und „Ja, ich kann bestätigen, dass wir Monolithen aufgestellt haben.“
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Jetzt Mitglied werden!Zahlreiche Künstler und Kunstexperten warfen Matty Mo vor, lediglich das Phänomen kommerziell auszunutzen, sich finanziell zu bereichern und dafür sogar bewusst zu täuschen. Unter anderem hat The Most Famous Artist den Monolithen aus dem kalifornischen Atascadero als eigenes Werk ausgegeben, das jedoch nachweislich von vier lokalen Handwerkern und Künstlern angefertigt worden war. Auch der australische YouTuber und Comedian Alex Apollonov, besser bekannt als I Did A Thing, kokettierte – wenn auch offensichtlich scherzhaft – im Dezember 2020 mit der Behauptung, er habe „dieses Ding […], alle von diesen Dingern gemacht“. In einem YouTube-Video ließ er eine Replik des Monolith anfertigen und stellte sie gemeinsam mit einer Gruppe von Freunden im Doongalla-Wald außerhalb von Melbourne auf.
Deutlich wahrscheinlichere Urheber sehen einige Kunstexperten in durchaus bekannten Namen. So wird der US-Amerikaner Phillip K. Smith III immer wieder genannt, der für die Arbeit mit reflektierenden Oberflächen bekannt ist. Im Jahr 2017 baute er mit The Circle of Land and Sky eine Installation aus 300 spiegelnden Metallstangen nahe Palm Desert, Kalifornien auf. Ein weiterer Verdächtiger ist der bereits 2011 verstorbene John McCracken, der für die Gestaltung derartiger Monolithenstrukturen bekannt war. Mit Magic errichtete er 2008 einen auf Hochglanz polierten Monolithen inmitten der Graslandschaft des Napa Valley.
Patrick McCracken, der Sohn von John McCracken, äußerte gegenüber der New York Times, dass sein Vater ihm vor seinem Tod sagte, dass er gerne „Kunstwerke an abgelegenen Orten hinterlassen möchte, wo sie später entdeckt werden“. Da der Monolith erst nach seinem Tod aufgestellt wurde, so wird gemutmaßt, könnte die Installation Teil seines letzten Willens gewesen sein. Kritiker der Theorie merken jedoch an, dass der Monolith von Utah nur oberflächlich den Werken von McCracken ähnelt. Diese waren aufwendig gearbeitet und ließen, anders als der Monolith in der Wüste, keine Nieten oder Spaltmaße erkennen. Im Vergleich mit den McCracken-Werken sei der Utah-Monolith geradezu „stümperhaft gemacht“, sagte James Hayward, der über Jahre als Assistent von McCracken arbeitete.
Auch Petecia Le Fawnhawk, die für das Platzieren von geradezu außerirdisch wirkenden Portalen und Totem-gleichen Skulpturen in Wüstenlandschaften bekannt ist, wurde als mögliche Hinterfrau des Monolithen erwähnt. Ebenso Künstler wie Richard Serra, Sterling Ruby, John Gerrard und Iván Argote. Und auch James Turrell gilt einigen als möglicher Urheber. Er ist für große Landschaftsprojekte berühmt und hat beispielsweise den Roden Crater bei Flagstaff, Arizona untergraben und in eine futuristische Tempelanlage verwandelt. Als einer der wahrscheinlichsten Kandidaten gilt einigen Internetermittlern jemand mit einem weitaus weniger bekannten Namen.
Ein junger Metallarbeiter und freier Künstler namens Derek DeSpain aus Logan, Utah geriet auf Reddit und Twitter ins Fadenkreuz. Er hatte 2014 monolithische Metallskulpturen für eine Kunstinstallation namens Labyrinth am Salton Sea Beach, Kalifornien gefertigt, die vom Modelabel Chapter und der späteren Designagentur Suplex organisiert wurde. Außerdem wurde seine Website zu Beginn des Phänomens gelöscht und sein Instagram-Profil offenbar kurz nach den ersten Medienberichten über den Fund des Monolithen auf privat gestellt. Beweise sind das natürlich nicht. Und einige Monolithen-Detektive im Internet sind auch fest überzeugt, dass keiner der genannten Namen der wahre Schöpfer des Monolithen ist, sondern womöglich ein vollkommen unbekannter Künstler, eine Künstlerin oder ein Kollektiv, das auch nicht darauf aus ist, den oder die eigenen Namen in den Medien zu lesen. Auch das Department of Public Safety von Utah hat bisher keinen eindeutigen Verdächtigen gefunden, sondern ermittelt immer noch.
Wie einer der Konstrukteure einer der Monolithen-Kopien gegenüber 1E9 sagt, sei es „eigentlich auch irgendwie egal, wer das Original gebaut hat. Wüssten wir, wer es war, würde das vielleicht alles kaputt machen […], aber ich glaube, wir müssen ihm dankbar sein, denn er hat uns eine gute Ablenkung von der Corona-Pandemie gebracht.“ Der Künstler und Kunstprofessor Kuball ist durchaus ähnlicher Ansicht. Er habe keine Idee, wer den Monolithen geschaffen haben könnte – und habe auch nicht nachgeforscht. Denn das Geheimnis, das Ungelöste und die Nichtzuordnebarkeit des Werkes fände er „spannender, einladender und interessanter“ als einen Namen mit dem Werk verbunden zu können.
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