16 Science-Fiction-Romane, die euch ins neue Jahr retten

Feuchte Regenschauer und kalte Nächte. Ja, der Herbst ist da. Biergärten und Festivals werden daher wohl erst im kommenden Jahr wieder locken. Stattdessen kommt nun die Zeit, um sich mit einer warmen Decke und einem Buch auf die Couch oder ins Bett zu kuscheln. Und, wie jedes Jahr, haben wir da einige Empfehlungen, welche Bücher das sein könnten.

Von Michael Förtsch

Richtig gelesen. Der Sommer ist vorbei. Statt herrlichem Sonnenschein und lauen Abende gibt’s ab jetzt kühle Regenschauer und kalte Nächte – und verspätete S-Bahnen und Busse. Ausreden zu finden, um doch nicht für eine Jogging- oder Rad-Runde vor die Tür zu gehen, wird damit wieder deutlich leichter. Ebenso wie Gelegenheiten auszumachen, um sich einfach mit einem guten Buch einzukuscheln und in andere Welten abzutauchen. Sei es nun mit einem Roman in Papierform oder ganz digital auf dem E-Reader oder einem Tablet. Deshalb haben wir pünktlich zur Kälte natürlich wieder einige Tipps – und zwar, da wir hier bei 1E9 sind, für originelle und clevere Science-Fiction-Werke.

Davon sind in den letzten Monaten so einige erschienen, die durch das Brennglas der Fantastik die Chancen und Risiken von neuen Technologien erforschen und faszinierende Welten präsentieren. Die stammen sowohl von bekannten Namen des Genres als auch neuen und aufstrebenden Autoren und Autorinnen. Darunter ist beispielsweise Jens Lubbadeh der in Der Klon aufzeigt, dass die Gentechnik auch eine politische Waffe darstellen kann. In Die Vorhersage fragt Nikki Erlick, was wäre, wenn jeder wüsste, wie lange er noch zu leben hat. Und in The Mountain in the Sea lässt Ray Nayler die Menschheit erkennen, dass es noch anderes hoch-intelligentes Leben auf der Erde gibt. Jetzt aber zur kompletten Liste:

Infinitum: Die Ewigkeit der Sterne

infinitum

Eigentlich wollte die Xenobiologin Kira Navárez zum Wohle der Menschheit arbeiten; ihr beweisen, dass sie nicht alleine im All ist und es noch viel zu entdecken gibt. Und das tat sie eigentlich auch, als sie auf einem bislang unerkundeten Planeten ein außerirdisches Relikt entdeckte. Doch leider löste sie damit einen interstellaren Krieg aus, den die Menschheit schnell zu verlieren droht. Es liegt nun an ihr und der Crew des Raumschiffs Wallfish nicht nur die menschliche Spezies, sondern das Leben selbst zu retten.

Infinitum: Die Ewigkeit der Sterne ist mit über 960 Seiten ein epochales Werk, das nicht leicht zu bezwingen ist – und einiges an Durchhaltevermögen abverlangt. Neben Kira gewinnen nach und nach über 50 weitere Charaktere an Relevanz, es werden Lichtjahre zurückgelegt, es gibt zahlreiche Beinahe-Enden des Abenteuers. Das wundert wenig. Denn Autor ist Christopher Paolini, der durch seinen über 3.500 Seiten starken Eragon-Fantasy-Zyklus bekannt wurde. Tatsächlich ist der Fantasy-Hintergrund von Paolini an der ein oder anderen Stelle sichtbar, ebenso wie sein Humor, der die eigentliche finstere Erzählung dann und wann auf erfrischende Weise bricht.

Tell Me an Ending

Tell me

Wer sind wir, wenn nicht die Summe unserer Erinnerungen? Das ist die Frage im Zentrum von Jo Harkins Tell Me an Ending. Denn der Roman setzt nach einem Rechtsstreit gegen eine Firma namens Nepenthe an, die ihren Kunden anbot, Erinnerungen mit chirurgischer Präzision aus ihrem Gehirn zu entfernen. Wie neue Forschung jedoch zeigte, lassen sich Erinnerungen nicht gänzlich tilgen, sondern bleiben als Spuren erhalten, die ihre Träger verunsichern und heimsuchen können. Daher bietet Nepenthe nun an, Erinnerungen wieder komplett herzustellen.

Tell Me an Ending gleich weniger einem klassischen Roman, sondern eher eine Anthologie von Geschichten, die fünf Menschen und ihre Erlebnisse mit gelöschten Erinnerungen beleuchtet. Darunter ist Oscar, der nicht weiß, was vor seinem 16. Lebensjahr geschah; die Studentin Mei, die glaubt, Erinnerungsspuren zu erleben, oder auch Finn, der überzeugt ist, seine Frau habe ihre Erinnerung an eine Affäre entfernt. Die einzelnen Geschichten sind intime Facetten, persönlich und nahbar. Sie überschneiden sich nicht, aber formen das Gesamtbild einer Technologie, das fragen lassen sollte, ob es das Risiko wert ist, sie zu nutzen… wenn es sie denn gäbe.

Inspection

Insection

Ein Wald, soweit das Auge reicht, zwei große Türme und sonst: nichts. In einem der Türme wächst eine Gruppe Jungen auf. In dem anderem eine Gruppe Mädchen. Allesamt tragen sie Buchstaben als Namen. Sie werden von den besten Lehrern, Wissenschaftler, Ingenieuren unterrichtet – aber nur mit speziellen Lehrmaterialien. Denn was sie nicht wissen und lernen dürfen, ist, dass es noch das andere Geschlecht gibt. Denn das, davon sind ist das Gründerpaar dieser bizarren Einrichtung überzeugt, würde sie nur davon abhalten, zu den Genies zu werden, die sie sein sollen.

Aber der Junge J und das Mädchen K erkennen, dass irgendetwas in ihrem Leben fehlt; dass, so wie sie aufwachsen, irgendetwas nicht richtig sein kann. Sie beginnen zu forschen – und werden in ihrem Gefühl bald bestätigt. Doch sie müssen vorsichtig sein, sonst droht ihnen „die Ecke“. Mit Inspection hat der Birdbox-Autor Josh Malerman eine so finstere wie bedrückende Science-Fiction-Dystopie abgefasst, die die Schattenseiten des modernen Geniekults aufarbeitet. Klaustrophobisch, beängstigend und brutal ist der Roman – und perfektes Material für einen Netflix-Film.

The Sleepless

the sleepless

Was könnte man alles erreichen, wenn man nicht so viel Zeit mit Schlaf verbringen müsste? Jamie Vega hat dieses Problem nicht – oder zumindest nicht mehr. Denn im Jahr 2043 haben unzählige Menschen das Bedürfnis nach Schlaf verloren. Eine pandemische Viruserkrankung hatte dafür gesorgt. Jamie war davon zwar nicht betroffen. Er half aber mit einem Biohacking-Prozess nach. Denn wer nicht schlafen muss, ist bei großen Unternehmen als Angestellter gerne gesehen. Wie Jamie jedoch feststellt, war der Hack nicht ohne Risiko. Urplötzlich kommt der Gründer des Unternehmens um, in dem der Schlaflose arbeitet.

Genau an den Zeitpunkt, als sein Chef starb, hat Jamie keine Erinnerung mehr. Daher muss er nun herausfinden, was geschehen ist. Der Autor Victor Manibo bietet mit The Sleepless nicht nur einen spannenden Science-Fiction-Thriller, sondern auch die Studie einer futuristischen Gesellschaft, in der rund ein Viertel der Weltbevölkerung plötzlich „mehr Zeit“ hat. Mehr Zeit zu arbeiten, zu konsumieren und Ressourcen zu verbrauchen. Er erkundet, welche Chancen daraus erwachsen, aber vor allem welche Probleme und Herausforderungen damit einhergehen.

Rabbits: Spiel um dein Leben

rabbits

Es soll bereits seit Jahrhunderten existieren. Vielleicht sogar länger: ein Spiel, das unter denen, die es spielen als Rabbits bekannt ist. Es durchzieht die Welt wie ein unsichtbares Gespinst aus Fäden. Die Heldin K und einige ihrer Freunde sind Spieler und folgen den mysteriösen Hinweisen, die in das Spiel hineinziehen. Hinweise, die eher Anomalien und Verschiebungen in der Wirklichkeit gleichen: Songs, deren Texte plötzlich anders lauten, TV-Sendungen, in denen ein Charakter plötzlich von einem anderen Darsteller gespielt wird oder Geschäfte, die sich in einem Haus befinden, das es nicht geben dürfte.

Der Roman von Terry Miles basiert lose auf dem gleichnamigen – und überaus hörenswerten – Podcast, aber erzählt eine eigene Geschichte. Die ist vollgepackt mit Popkultur-Referenzen, Anspielungen auf Phänomene und Konzepte, die vor allem durch das Internet bekannt wurden – wie der Mandela-Effekt und Alternate Reality Games. Das ist gerne mal spielerisch, mal total absurd, aber äußerst unterhaltsam und rasant geschrieben, und lässt nicht von ungefähr an Ready Player One denken. Leider bleiben ausgerechnet die Charaktere in dieser wilden Geschichte eher blasse Scherenschnitte.

The Mountain in the Sea

The mountain

Die Meeresbiologin Ha Nguyen macht eine Entdeckung, die das komplette Verständnis der Menschheit über intelligentes Leben über den Haufen zu werfen droht. In den Gewässern um eine abgelegene Inselgruppe im südchinesischen Meer stolpert sie nämlich über eine Spezies von Oktopoden, die offenbar eine eigene Kultur und Sprache entwickelt haben. Bei ihrer Studie der einzigartigen Wesen bekommt sie ganz unerwartet Unterstützung. Der Technologiekonzern Dianima kauft das ganze Archipel und lässt alle Bewohner umsiedeln.

Darüber hinaus wird Ha Nguyen eine hochentwickelte Künstliche Intelligenz an die Seite gestellt. Wie die Meeresbiologin jedoch erkennt, ist die Hilfe durch den Milliardenkonzern alles andere als eigennützig – und so einige Menschen sind bereit, alles zu tun, um selbst an das Geheimnis der intelligenten Achtarmer zu kommen. Der Roman von Ray Nayler beginnt gemächlich, aber entwickelt sich zu einem wuchtigen, treibenden und überraschend schockierenden Science-Fiction-Thriller, der an Michael Crichtons Jurassic Park denken lässt.

Pantopia

pantopia

Die beiden Software-Entwickler Patricia Jung und Henry Shevek nehmen an einem Hackathon teil. Sie wollen ein KI-gestütztes Programm schreiben, das möglichst schnell und gewinnträchtig an der Börse handelt – aber das nach ethischen Maßstäben. Fossile Energien? Waffen? In diese Bereiche zu investieren, ist tabu. Das klappt zunächst aber nicht wirklich gut. Sie suchen nach dem Fehler, glauben ihn behoben zu haben… und erwecken damit die Künstliche Intelligenz, die sich über ihre Programmierung hinaus entwickelt. Die Einbug getaufte Artificial General Intelligence wandelt sich jedoch nicht zu einer Terminator-KI, die die Menschheit plötzlich auslöschen will. Ganz im Gegenteil.

Mithilfe von Einbug und der immensen Summe, die die KI durch den Börsenhandel verdient, wollen die beiden Programmierer eine neue Gesellschaft begründen, die die bisherigen Nationalstaaten ablösen soll. Mitsamt bedingungslosem Grundeinkommen, sauberer Energie und ohne ruchlose Großkonzerne. Genau das stößt natürlich nicht nur auf Zuspruch, sondern auch brutalem Widerstand. Pantopia von Theresa Hannig ist ein utopischer und optimistischer Roman, der eine Möglichkeit in Richtung einer besseren Welt zeichnet. Das Szenario ist nicht durchgehend glaubhaft, aber durchaus unterhaltsam und mitreißend portraitiert.

Hundert Augen

Hundert Augen

Furbys, Tamagotchis… sie kommen immer wieder, die virtuellen Haustiere. Im Roman von Samanta Schweblin sind es diesmal die plüschigen Kentukis, die in Wohnungen, Kinderzimmer, Ladengeschäfte, Büros und zahlreiche weitere Orte rund um die Welt einziehen. Und das, weil sie sich so menschlich, intelligent und natürlich verhalten. Denn: Sie sind es! Hinter jedem Kentuki sitzt, steht oder liegt ein echter, aber vollkommen anonymer Mensch an einem PC, Tablet oder Smartphone irgendwo auf der Welt. Es ist seine Aufgabe, ein treues Spielzeug zu sein.

Hundert Augen beschreibt in Segmenten die Erlebnisse und Erfahrungen der Menschen, die ein Kentuki steuern oder eines besitzen. Der Roman erforscht einerseits die voyeuristische Fantasie, durch die Augen eines Spielzeugs die privatesten Momente einer Familie mitzuerleben. Andererseits aber auch, wie es jemanden treffen kann, dass Frust, Ärger oder Hass auf das Spielzeug und somit auch ihn selbst projiziert werden. Der Roman von Samanta Schweblin zeichnet eine verstörende Datenschutzdystopie, die erschreckend plausibel erscheint. Leider ist der Roman trotz der lediglich 252 Seiten kein leichtes Lesestück, sondern zuweilen arg sperrig und allzu lakonisch.

The Shelter: Zukunft ohne Hoffnung

The Shelter

Die Zukunftswelt von The Shelter ist lediglich einige Jahre entfernt. In Großbritannien wüten eigentlich ausgerottet geglaubte Krankheiten. Millionen sind schon tot und noch mehr erkrankt. Um die Misere einzudämmen, wird außerhalb von London eine riesige Kuppel hochgezogen, in die alle Erkrankten geschafft und sich selbst überlassen werden – das Habitat Miseria. Zu ihnen gehört auch Rick, der jedoch keinerlei Symptome irgendeiner Erkrankung zeigt.

Als der Mann in der Kuppel ankommt, ist dort jedoch alles ganz anders als von ihm und allen anderen außerhalb vermutet. Statt Krankheit und Siechtum offenbart sich dem Briten eine utopische Mikrogesellschaft, die von Künstlichen Intelligenzen dirigiert wird. Aber wie kann das sein? Die Erzählung der Schriftstellerin Kris Brynn ist eine eindrucksvolle Melange aus Dystopie, Utopie und gegen Ende einem atemlosen Science-Fiction-Thriller, der mit einer sportlichen Erzählweise und gut platzierten Wendungen durch die 317 Seiten zieht.

Three Miles Down: A Novel of First Contact in the Tumultuous 1970s

Three miles

Jerry Stieglitz’ Leben ist im besten Sinne ereignislos. Der junge Meeresbiologe hat eine unsterbliche Passion für seine Forschungsarbeit, er will bald die Liebe seines Lebens heiraten und verdient sich mit Science-Fiction-Kurzgeschichten nebenbei etwas dazu. Doch im Jahr 1974 wird sein Leben auf den Kopf gestellt. Mysteriöse Regierungsagenten rekrutieren ihn für das Project Azorian und bringen ihn auf ein Schiff im Pazifischen Ozean. Der junge Forscher stößt dort zu CIA-Analysten und Wissenschaftlern der RAND Corporation.

Angeblich soll von der Truppe ein sowjetisches U-Boot geborgen werden. Aber das ist eine Lüge: Was da unten im Ozean wartet, ist offenbar ganz und gar extraterrestrischer Natur. Mit Three Miles Down postuliert Harry Turtledove eine Alternativweltgeschichte, die zahlreiche Verschwörungstheorien der Nixon-Ära und des Kalten Krieges aufgreift und zu einem spannungsreichen Erst-Kontakt-Szenario verwebt. Die 288 Seiten sind leichte Lesekost. Leider endet die Geschichte ziemlich überstürzt, als es gerade richtig interessant zu werden droht.

The Every

every

Was, wenn Google, Amazon, Microsoft, WeWork, Uber und die Matratzenfirma Casper verschmelzen würden? Das ist die Frage, die der Autor Dave Eggers in Every stellt, der Fortsetzung seines Romans Circle, den man zuvor übrigens nicht unbedingt gelesen haben muss. Denn in Every gibt es die einst Circle genannte Tech-Firma nicht mehr. Die hat sich mit ihren Milliarden in jeden erdenklichen Markt eingekauft – und heißt daher nun Every. Denn das ist der Anspruch: in jeden Aspekt des Alltags vordringen. Wie Menschen arbeiten, ihre Freizeit verbringen und sogar schlafen, das will Every bestimmen und daran verdienen.

Delaney will das nicht zulassen. Die junge Programmiererin ergattert einen Job bei dem Megakonzern und will ihn so gut es geht, sabotieren – und zwar, indem sie immer absurdere Projekte und Ideen anstößt. Every skizziert eine so pessimistische wie glaubwürdige Vision für die Zukunft der Silicon-Valley-Giganten. Das ist faszinierend und verstörend, aber manchmal auch ziemlich ermüdend. Denn Eggers lässt gerne den roten Faden fallen, ergeht sich in Erklärungen fiktiver Apps und Geschäftskonzepten, um dann nach zahlreichen Seiten auf die eigentliche Handlung zurückzukommen.

A Half-Built Garden

A Halfbuild Garden

Plötzlich waren sie einfach da, in der Chesapeake Bay in den USA. Judy Wallach-Stevens ist die erste, die sie traf: die Ringers, Aliens, die das All durchkreuzt haben, um der Menschheit im Jahre 2083 ihre Hilfe anzubieten. Denn das irdische Ökosystem ist erodiert. Der steigende Meeresspiegel und dauerhafte Verschmutzung der Luft durch Waldbrände machen die Erde weniger und weniger lebenswert. Der Vorschlag der extraterrestrischen Besucher: Die Menschheit soll den Planeten zurücklassen und im All einen Neuanfang machen.

Das unerwartete Auftauchen der Aliens ist für die Menschheit ein Fluch und ein Segen zugleich. Denn in den vergangenen Jahren hat es ein Teil der Menschheit geschafft, die Zerstörung der Erde einzudämmen und sogar einzelne Schäden zu beheben. Die Aussicht, die Erde einfach zurücklassen zu können, könnte diese Anstrengungen nun versiegen lassen und ihren Untergang besiegeln. Ruthanna Emrys breitet damit ein anregendes Gedankenexperiment aus, das zudem mit einem emotionalen Familiendrama verwoben ist, das leider allzu oft und aufdringlich in den Vordergrund rückt.

Die Vorhersage

Die Vorhersage

Wenn du erfahren könntest, wie viel Lebenszeit dir noch bleibt, würdest du es wissen wollen? Für die Menschen in Nikki Erlicks Roman ist diese Frage nicht nur hypothetischer Natur. Denn eines Morgens findet jeder Erwachsene über 22 Jahren eine kleine hölzerne Schatulle vor seiner Wohnungstür – egal, wie abgelegen er auch wohnen mag. Drinnen befindet sich, wie schnell erste Neugierige erkennen, ein Faden, dessen Länge die exakte Zahl an Jahren, Monaten und Tagen repräsentiert, die sie noch zu leben haben. Was macht diese persönliche Massenprophezeiung mit einer Gesellschaft?

Genau das erkundet Die Vorhersage in separaten, aber sich überschneiden Geschichten. Etwa von besten Freunden, die glaubten, dass sie alle Zeit der Welt haben würden, um das Leben zu genießen. Einem Arzt, der erkennen muss, dass er sich selbst nicht retten kann. Oder einem Politiker, dessen Karriere und Entscheidungen nun von der Länge seines Fadens abhängen. Es sind einfühlsame Exkursionen, die nahbare und lebensechte Charaktere zeichnen und keine eindeutigen Antworten liefern sollen, sondern eher Denkanstöße und Ideen mitgeben.

Galaxias

Galaxias

Tja, eigentlich schien es, als würde es jetzt endlich wieder besser werden. Die globale Erwärmung wurde gebremst, es gab seit einigen Jahren keine neue Pandemie mehr und in Europa freut man sich 2057 auf das kosmische Spektakel einer Sonnenfinsternis. Doch dann das: Nach den erwartbaren Sekunden der Dunkelheit bleibt die Helligkeit weiterhin verschwunden. Denn die Sonne ist weg. Was folgt sind Unruhe und Chaos. Wissenschaftler, Politiker und auch Privatunternehmer wollen herausfinden, was geschehen ist – und wie sich das Problem lösen lässt.

Unter ihnen sind Tash Brand, Mel Kapur, Charlie Marlowe, Serena Jones und Whu Zhi, allesamt Spezialisten in ganz unterschiedlichen Wissenschaften und Fachrichtungen. Durch sie erkundet der Autor Stephen Baxter die Möglichkeiten, die zum Verschwinden der Sonne geführt haben könnten. Außerdem lässt er die Charaktere die politischen und gesellschaftlichen Implikationen der Katastrophe erleben – Krisentreffen, das Zusammenbrechen von Staaten und ein neues Wettrennen der Großmächte. Stephen Baxter geizt dabei nicht mit wissenschaftlichen Fakten, Referenzen und elaborierten Erklärungsversuchen, die Galaxias trotz der vergleichsweise kompakten 400 Seiten stellenweise etwas träge machen.

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Habitat

Habitat

Die Menschheit hat es geschafft. Mit der Endeavor existiert jetzt das erste Habitat auf dem Mars. Hineingebaut in eine Lasterhöhle wohnen und forschen dank ihr nun 130 Wissenschaftler, Ingenieure und Astronauten aus aller Welt auf dem roten Planeten. Das funktioniert abgesehen von kleineren technischen Herausforderungen ohne große Probleme. Jedenfalls bis plötzlich der Kontakt zur Erde abbricht. Offenbar ist auf dem Planeten ohne Vorwarnung ein Atomkrieg ausgebrochen – und mit ihm ein Großteil der Menschheit ausgelöscht worden.

Eine Möglichkeit zur Rückkehr zu Erde? Die ist offenbar dahin. So sehr sich die Marsianer nun auch um ihre Angehörigen sorgen und damit hadern, was wohl genau geschah, müssen sie sich nun um ihr eigenes Überleben kümmern. Darunter auch die Mikrobiologin Elizabeth Louise Anderson, die im Zentrum der Handlung steht. Für Habitat hat sich Peter Cawdron offenkundig von Der Marsianer inspirieren lassen, präsentiert aber eine größere Geschichte, die zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen und interpersonelle Konflikte beleuchtet.

Der Klon

Der Klon

Es ist mittlerweile über ein Vierteljahrhundert her, dass mit Dolly das erste geklonte Lebewesen zur Welt kam. Klone von Menschen? Gibt es bisher nicht. Oder doch? Die Journalistin Mara Erhardt kommt 2033 dem koreanischen Biologen Moon Dong-soo auf die Spur, der für wohlhabende Kunden seit Jahren biologische Dubletten von Menschen erstellt. Diese Leben dann ganz normale Leben. Sie studieren, arbeiten und gründen Familien – sie sind normale Menschen. Einer der Klone scheint jedoch nicht irgendwer zu sein. Er ist ein genetisches Replikat von Adolf Hitler.

Die Auftraggeber des Hitler-Klons versuchen das Leben des jungen Mannes genauso verlaufen zu lassen, wie das des Originals. Dadurch soll Adolf Hitler erneut zum Diktator werden und „die alte Ordnung“ wiederherstellen. Als die Journalistin diesen finsteren Plan entdeckt, sind urplötzlich mächtige Menschen hinter ihr her und versuchen, sie aus dem Weg zu schaffen. Es ist ein absurdes Szenario, das Jens Lubbadeh aufbaut, aber eines das in Anbetracht der Fortschritte der Gen-Technik nicht unmöglich erscheint. So oder so: Der Klon ist ein unterhaltsamer wie aktueller Science-Fiction-Thriller.

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