This Week in Future #228 // 22.09.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Intel verschiebt Bau der Magdeburger Chipfabrik – und Qualcomm will offenbar Intel kaufen

  • Der Chiphersteller Intel steckt in der Krise. Mehrere Prozessorgenerationen haben offenbar einen Fehler, der zu Ausfällen führen kann. Das Unternehmen konnte mit seinem Gaudi-3-Chip nicht vom KI-Hype profitieren – und die für 2022 geplanten Intel-Arc-Grafikkarten konnten sich bisher nicht gegen die Konkurrenz durchsetzen. Der Wert der Intel-Aktie hat sich binnen weniger Monate mehr als halbiert, es gab Massenentlassungen und Investitionen wie in eine neue Chipfabrik in Magdeburg liegen auf Eis. Um „voraussichtlich zwei Jahre“ soll der Bau, den der deutsche Staat mit Milliardensummen subventionieren will, verschoben werden. Von einigen deutschen Ökonomen, die die Subventionen von Anfang an kritisierten, wird das durchaus positiv gewertet. Die Links führen euch zu Informationen von MDR und Tagesschau.

  • Weltweit für Schlagzeilen sorgte allerdings eine andere Nachricht: Wie nun das Wall Street Journal berichtet, soll der für seine Snapdragon-Smartphone-Prozessoren bekannte Mobilfunkhersteller Qualcomm ein Übernahmeangebot für Intel vorgelegt haben. Über die Höhe des Angebots ist nichts bekannt. Experten bezweifeln, dass es ohne Abstriche erfolgreich sein könnte. Denn die Akquisition könnte bei den Wettbewerbsbehörden in den USA, Großbritannien und der EU auf Widerstand stoßen, wenn nicht zahlreiche Unternehmensbereiche ausgegliedert werden.

Aleph Alpha will OpenAI & Co. nicht mehr mit eigenen Sprachmodellen Konkurrenz machen

  • Aleph Alpha war die deutsche KI-Hoffnung. In den letzten Monaten wuchs jedoch die Skepsis gegenüber dem Start-up. Die Qualität des selbst entwickelten Sprachmodells wurde kritisiert. Außerdem wurde bemängelt, wie die Firma über die Höhe der von Investoren eingesammelten Gelder kommunizierte. Daher hat Aleph Alpha nun einen Kurswechsel vollzogen, wie t3n berichtet. Die Entwicklung eigener KI-Modelle sei nicht mehr die Priorität. Stattdessen wolle man sich auf PhariaAI konzentrieren, eine Softwareplattform für Firmen und Regierungen, die die Nutzung und Integration von beliebigen KI-Modellen in einer sicheren Umgebung erlaubt. Laut dem Unternehmen wäre ein „europäisches LLM als Geschäftsmodell nicht ausreichend“.

Neues Komitee soll die KI-Sicherheit bei OpenAI überwachen

  • Das KI-Unternehmen OpenAI will sein sogenanntes Safety and Security Committee, das sicherstellen soll, dass keine potenziell gefährlichen KI-Modelle veröffentlicht oder Sicherheitsstandards verletzt werden, in ein unabhängiges Gremium umwandeln. Damit soll Bedenken und Kritikern begegnet werden, die dem Unternehmen rücksichtsloses Vorgehen vorwerfen. Das Gremium soll vollen Einblick in die Entwicklungsprozesse erhalten und das Recht besitzen, im Zweifelsfall die Veröffentlichung neuer Modelle zu stoppen. Wie einige Kritiker jedoch bereits angemerkt haben, gehören die Mitglieder des Panels auch dem Vorstand von OpenAI an, was Zweifel an der Unabhängigkeit und Objektivität ihrer Entscheidungen aufkommen lässt.

Fortschritte bei durchsichtigen Solarzellen, die als Fenster verwendet werden könnten

Neue AR-Brille von Snap hinterlässt guten ersten Eindruck

  • Das US-Social-Media-Unternehmen hat die nächste Generation seiner Augmented-Reality-Brille Spectacles herausgebracht. In einem ersten Erfahrungsbericht des MIT Technology Review-Chefredakteurs, übersetzt bei t3n erschienen, schneidet das Gerät gut ab. Zwar sähen die Spectacles noch klobiger als normale Brillen aus, doch angesichts der verbauten Technik – vier Kameras, zwei Prozessoren, Mikroprojektoren – seien sie relativ klein und leicht und gut gekühlt. Bei den Spectacles werden, anders als bei anderen XR-Brillen wie der Apple Vision Pro oder der Meta Quest 3, dreidimensionale digitale Inhalte auf tatsächlich durchsichtige Brillengläser projiziert. Und auch das soll gut funktionieren, mit einem großen, tiefen Sichtfeld. Von Lego- oder Golf-Spielen in AR über den Austausch mit einem KI-Assistenten bis zu Social-Media-Funktionen kann die Brille, die für 99 US-Dollar pro Monat abonniert werden kann, schon einiges.

Meta sperrt russische Staatsmedien aus

  • Der Social-Media- und Werbekonzern Meta hat russische Staatsmedien von seinen Plattformen Facebook, Instagram und auch WhatsApp verbannt. „Nach reiflicher Überlegung haben wir unsere bisherigen Maßnahmen gegen russische Staatsmedien ausgeweitet“, erklärte der Konzern. Betroffen sind die Sender RT, Rossija Segodnja und einige andere Medienorganisationen. Grund sind „Einmischungsaktivitäten“, wie Meta erklärte. RT wird unter anderem mit Zahlungen an US-Influencer über eine Firma namens Tenet Media in Verbindung gebracht, die pro-russische Positionen und Fehlinformationen verbreitet haben sollen.

KI-generierte Inhalte hatten keinen messbaren Einfluss auf Wahlen in Europa

  • Die Befürchtungen waren groß: Könnten KI-generierte Fakes, die von Nutzerinnen und Nutzern nicht erkannt werden, über virale Verbreitung bei Social Media Wahlen beeinflussen? Eine neue Studie des Alan Turing Institutes, die sich die Wahlen in Großbritannien, Frankreich und für das Europäische Parlament näher angeschaut hat, konnte das nicht feststellen. Die meisten Menschen, die mit KI-Falschinformationen konfrontiert wurden, hätten bereits die damit forcierten Ansichten vertreten. „Traditionelle“ Desinformation sei weiterhin effektiver als KI-Content gewesen. Für die Zukunft bestehe dennoch die Gefahr, dass echte und KI-Inhalte irgendwann gar nicht mehr unterschieden werden könnten. Mehr dazu bei MIT Technology Review.

Tech-Unternehmen versuchen, den AI Act der EU noch abzuschwächen

  • Eigentlich haben sich die europäischen Gesetzgeber bereits auf den AI Act, ein umfassendes Regelwerk für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, geeinigt. Doch der dazugehörige „Code of Practice“, der genauer definiert, wie sich Unternehmen in der Praxis tatsächlich an die neuen Regeln halten können, wird noch ausgearbeitet. Und dabei versuchen sowohl internationale Big-Tech-Konzerne als auch europäische KI-Start-ups Einfluss zu nehmen, um eine zu strenge Auslegung des Gesetzestextes zu verhindern. Sie befürchten sonst Wettbewerbsnachteile für Europa. Reuters hat mehr Details dazu.

Elon Musk nennt neue Jahreszahl für die erste bemannte Mars-Mission

  • Bislang ist es dem SpaceX-Starship noch nicht gelungen, in die Erdumlaufbahn zu starten und anschließend sicher zu landen. Dennoch ist Elon Musk überzeugt, dass das 2012 als Mars Colonial Transporter angekündigte Riesenraumschiff schon 2028 einen ersten bemannten Flug zum Mars absolvieren könnte. Bereits zwei Jahre zuvor könnte es unbemannte Vor- und Testflüge zum Roten Planeten geben. „Von da an wird die Flugfrequenz exponentiell ansteigen, mit dem Ziel, in etwa 20 Jahren eine autarke Stadt zu errichten“, so Musk weiter. Es ist nicht das erste Mal, dass Elon Musk eine solche Prognose abgibt. Im Oktober 2020 sagte er eine erste Landung für 2022 voraus.

Cards Against Humanity verklagt Elon Musk und SpaceX

  • Die Macher des satirischen Kartenspiels Cards Against Humanity haben Klage gegen SpaceX eingereicht. Grund ist ein Grundstück in der Nähe von Brownsville, Texas, das sie mit Hilfe von Spendengeldern für zwei Millionen US-Dollar gekauft hatten, um Donald Trumps frühere Pläne für eine Grenzmauer zu durchkreuzen. Wie Cards Against Humanity nun öffentlich machte, haben Mitarbeiter und Vertragsfirmen von SpaceX das einst unberührte Landstück unerlaubt genutzt und dabei verwüstet. Sträucher und Wiesenflächen seien planiert worden, um Lagerflächen für Baumaterialien und Stellplätze für Fahrzeuge zu schaffen. SpaceX habe eine Entschädigung angeboten. Aber: „Wir haben gesagt: Fick dich, Elon Musk. Wir sehen uns vor Gericht“, so die Macher von Cards Against Humanity. Der Streitwert soll bei 15 Millionen Dollar liegen. Sollte das Team gewinnen, wollen die Spieleentwickler allen ehemaligen Spendern ihr Geld zurückzahlen.

Grönlands Schmelzwasser gegen die globale Wasserknappheit?

  • Die Folgen des Klimawandels sorgen in vielen Teilen der Welt für Wasserknappheit. In Grönland lässt er die Gletscher schmelzen. Aus diesem Zusammenhang will das Start-up Arctic Water Bank eine Lösung machen – und ein Geschäft. Es möchte in Grönland Schmelzwasser sammeln und dann weltweit verschiffen, auf CO2-neutrale und umweltschonende Art und Weise. Damit will es eine Alternative zur energieintensiven Entsalzung von Meerwasser bieten. Ob das jedoch wirtschaftlich gelingt, wird von manchen Experten bezweifelt. Immerhin: Grönlands Regierung unterstützt das Projekt, das WIRED genauer vorstellt.

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